StartInnovationTechZwischen Tech und Finanzservice

Zwischen Tech und Finanzservice

Das Wiener Start-up kompany unterstützt Unternehmen dabei, den wachsenden Aufwand bei der Erfüllung von regulatorischen Anforderungen wie der Anti-Geldwäschevorschrift gerecht zu werden. Kürzlich hat es den Exit geschafft.

In stark regulierten Bereichen wie der Finanzbranche sind regulatorische Technologien, kurz RegTech genannt, gefragter denn je. Im Bereich der weltweiten Firmenverifizierung ist das österreichische Unternehmen kompany Weltmarktführer, und dies seit mittlerweile zehn
Jahren. Der Hauptsitz befindet sich im vierten Bezirk in Wien. Dieses Jahr hat das Unternehmen mit der Übernahme durch die Analytics-Tochter der US-Ratingagentur Moody’s den Exit geschafft.

Was ist „RegTech“?

RegTech gilt als Teilbereich der FinTech-Industrie und bezeichnet den Bereich der Informations- und Datenverarbeitungstechnik, der den Umgang von Unternehmen mit regulatorischen Anforderungen verbessert oder innovativer gestaltet. Vor allem bei der Bewältigung von Compliance- und Anti-Geldwäscheanforderungen ermöglichen RegTechs eine höhere Agilität und Effizienz.

In den vergangenen Jahren hat RegTech einen regelrechten Boom erlebt. Mit der wachsenden Komplexität der Vorschriften zur Geldwäschebekämpfung und Compliance-Regelungen gibt es immer mehr neu gegründete Unternehmen, die sich auf spezielle Produkte für einen Regelungsbereich konzentrieren. Die Finanzindustrie muss bereits seit langem erhebliche Ressourcen aufbringen, um den immer komplexeren regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Das stellt sie vor massive Umsetzungshürden. Zusätzlich stellen die Firmen fest, dass ihre hauseigenen IT-Architekturen bereits äußerst komplex sind und eine Erweiterung oder grundlegende Veränderung der Systeme mit erheblichem Aufwand verbunden wäre. Das macht die Zusammenarbeit mit RegTech-Unter-
nehmen besonders attraktiv.

Unternehmen, die in stark regulierten Bereichen tätig sind – beispielsweise Banken – erhoffen sich durch die Verwendung von RegTech-Services, die Abläufe im eigenen Unternehmen zu modernisieren und dadurch eine Kostenreduktion zu bewirken. Damit
schließen RegTech-Unternehmen die Lücke zwischen Technologie und Finanzservices. Zur Anbietung ihrer Dienstleistungen setzen sie auf moderne Technologien wie beispielsweise Big Data, Datenvisualisierungstechniken, Blockchain oder künstliche Intelligenz.

Innovative Lösungen im KYC & KYB Bereich

kompany hat sich auf Lösungen für Finanzinstitute und Kapitalgesellschaften in den Bereichen KYC und KYB sowie Anti-Geldwäschevorschriften spezialisiert: Als „Know Your Customer“ (KYC) und „Know Your Business“ (KYB) werden Verfahren bezeichnet, die von Unternehmen angewandt werden, um die Identität der Kund:innen beziehungsweise den gesetzlichen Vertreter eines Unternehmens zu verifizieren. kompany stellt seinen Kund:innen Echtzeit-Zugänge zu offiziellen Handelsregistern mit über 115 Millionen Unternehmen. Darüber hinaus ermöglicht es das Unternehmen mit seinen Tools, Compliance-Prozesse automatisiert in Business-Applikationen mit einzubinden.

Operative Leitung in Frauenhand

Seit 2015 ist Johanna Konrad in der Funktion der Chief Operating Officer (COO) für kompany tätig und damit verantwortlich für die Geschäftsabläufe und die Entwicklung des Unternehmens. Konrad bringt über 15 Jahre Erfahrung aus den Bereichen Strategie und Marketing mit in das Unternehmen. In der Vergangenheit hatte sie Führungspositionen
bei Technikunternehmen wie Ericsson, der Telekom Austria oder Vodafone inne.

Es geht nicht darum, ein österreichischer Player zu bleiben, sondern die Expansion fortzuführen.“
Johanna Konrad
Chief Operating Officer (COO), kompany

Exit und Übernahme durch US-Konzern Moody’s

Während KYC, KYB oder Anti-Geldwäschevorschriften in der Vergangenheit als „Nice-to-have“-Zusätze bei Geschäftsprozessen galten, sind sie in den letzten Jahren zwingend geworden. Das hat das Wachstum von kompany stark beschleunigt. In weiterer Folge wurde das Unternehmen kürzlich von der Analytics-Tochter der US-Ratingagentur Moody’s übernommen. Damit baut Moody’s Analytics ihr Angebot im Bereich der Echtzeit-Synchronisation von Wirtschafts- und Firmendaten weiter aus. Die Verkaufssumme ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht. Die Analytics Tochter von Moody’s hatte aber bereit 2017 bei der Übernahme des niederländischen Datenanbieters Bureau van Dijk rund drei Milliarden Euro bezahlt. Für Österreich ist die Übernahme eine große Chance, ein Standort für RegTech zu werden und so den technischen Dienstleistungssektor im Land weiter auszubauen. „Unser Ziel ist, das unser Team weiter wächst, denn es geht ja nicht
darum, ein österreichischer Player zu bleiben – und die Expansion fortzuführen“, sagt Konrad im Interview mit „Brutkasten“-Gründer und CEO, Dejan Jovicevic, „ein Teil ist Umsatzwachstum, der andere ist das Marktpotenzial, und der dritte Teil sind die Technologie und die Serviceentwicklungspläne.“


Was sind Hidden Champions?

Hidden Champions sind Unternehmen, die auf dem Weltmarkt zu den Top-Drei-Unternehmen in ihrer Branche gehören oder auf ihrem Kontinent Marktführer sind. Trotz ihres hohen Stellenwerts in der Branche kennt die Allgemeinheit sie jedoch kaum. Weiters zeichnet sie aus, dass sie Weltführer in Nischenmarktsegmenten geworden sind. Doch wieso sind Hidden Champions oft unbekannt? Charakteristisch für einen Hidden Champion ist die Herstellung von Produkten oder das Anbieten einer Dienstleistung, die für viele Menschen selbstverständlich ist oder über die sich keiner Gedanken macht. Ein weiterer Faktor für den Erfolg von Hidden Champions ist die überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, viel Geld in Forschung und Entwicklung zu stecken. Die konsequenten Investments in die Innovationskraft der eigenen Produktpalette trägt stark dazu bei, das Vertrauen bei Kund:innen auch langfristig zu halten.

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