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Die Zukunft ist weiblich

Yvonne Molek, sheconomy Herausgeberin, schreibt in ihrer aktuellen Opinion, warum die Zukunft weiblich ist und Frauen für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg stehen.

Die Zukunft ist weiblich – seit Ende der Neunzigerjahre begegnet uns diese Weisheit regelmäßig. Und in der Tat:  dass Frauen für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg stehen, ist durch Studien längst belegt. Doch machen wir uns ehrlich nichts vor: bereits der Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann im Beruf ist ein langer – und mühsamer. Das wurde vor ein paar Tagen am Internationalen Weltfrauentag wieder mehr als deutlich. Umso erstaunlicher ist ein Phänomen, das in diesen Wochen rund um den Globus in den Fokus geraten ist und in der Wirtschaftsberichterstattung für Aufsehen sorgt: Es sind Frauen, die weltweit Menschen elektrisieren und in Stadien und Hallen ziehen. Nicht nur, dass die weiblichen Künstler im Hinblick auf Besucher ihrer Konzerte von einem Rekord zum anderen jagen und männliche Solisten mühelos hinter sich gelassen haben: Die Auftritte von Adele, Beyoncé, Taylor Swift und weiteren lösen bislang nicht gekannte wirtschaftliche Impulse aus, von denen Männer nur träumen können.

So soll ein Großteil des auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzten Vermögens von Megastar Taylor Swift durch ihre „Eras Tour 2023 / 2024“ erst im vergangenen Jahr generiert worden sein. Nach einem Bericht des „manager magazins“ über den von Ökonomen bereits als „Swiftonomics“ titulierten Impuls hatten die Konzerte solch eine wirtschaftliche Bedeutung für die Veranstaltungsorte, dass etwa die regionale Notenbank in Philadelphia Taylor Swift in einem Konjunkturbericht erwähnte. Die Konzerte in den USA führten zu geschätzten Konsumausgaben von insgesamt 4,6 Milliarden US-Dollar. Damit habe Taylor Swift die Wirtschaftsleistung von 35 Ländern übertroffen. Während ihren fünf Konzerten in Australien haben „swifties“ nicht nur für das Wachstum von „Tay Tays“ Kontos beigetragen, sondern dem Kontinent einen wirtschaftlichen Boost beschert.  Anfang März dieses Jahres profitierte der Stadtstaat Singapur mit einem Exklusivdeal von dem Hype um die 34-Jährige. Ein Segen für Airlines, Gastronomie und Hotellerie sowie den Einzelhandel: Mit ihren sechs Auftritten und rund 300.000 verkauften Tickets löste Taylor Swift für Singapur einen regelrechten Tourismus-Boom vornehmlich aus den südostasiatischen Nachbarländern aus und soll Tourismuseinnahmen in Millionenhöhen in die Kassen gespült haben.

Grund zum Jubeln haben auch Hoteliers und Gastronomen in der bayerischen Landeshauptstadt: Im sonst für die Stadt eher schwachen Sommermonat August werden voraussichtlich rund 800.000 Menschen nach München kommen, die die Wirtschaft noch vor einigen Monaten nicht auf dem Zettel hatten. Sie reisen an, um eines der zehn Konzerte zu besuchen, die der Superstar Adele exklusiv auf dem europäischen Kontinent in München geben wird. Und rund eine halbe Millionen Gäste werden in der Stadt für diesen Anlass in diesem Zeitfenster Hotelzimmer buchen, werden Restaurants besuchen und den Einzelhandel befeuern. Dem Anlass angemessen: Für die britische Künstlerin, die in den vergangenen Jahren ausschließlich in den USA aufgetreten ist, lässt die Messe München ein eigenes Stadion bauen, das pro Abend 80.000 Zuschauer*innen Platz bietet. Übrigens: Auch Taylor Swift tritt mit Konzerten im Sommer 2024 in Deutschland auf. Nach Gelsenkirchen und Hamburg gibt sich der US-Star im Juli in München die Ehre.

Die Kehrseite der Medaille: Im vergangenen Jahr machte ein Ökonom der Danske Bank die US-Sängerin Beyoncé mitverantwortlich für die Zunahme der Inflation in Schweden. Die Künstlerin hatte ihre erfolgreiche „Renaissance“-Welttournee im Mai 2023 in Stockholm begonnen. Das habe zu einem deutlichen Anstieg der örtlichen Hotelpreise geführt – und damit wiederum dazu, dass die schwedische Inflation höher ausgefallen sei als gedacht.

Und deutschsprachige Künstlerinnen? Ja – hier können wir (ausnahmsweise) mitziehen: Helene Fischer absolvierte 2023 insgesamt 71 Konzerte und verkaufte für ihre „Rausch – Die Arena Tour“ über 750.000 Tickets. 2026 geht Deutschlands erfolgreichste Künstlerin wieder auf eine Stadion Tour – der Erfolg ist vorprogrammiert. Und „unsere“ Sandra Hüller erhielt zwar nicht den Oscar als beste Schauspielerin – der ging an Emma Stone, die ihr gerissenes Kleid humorvoll und lässig mit „Dinge passieren“ kommentierte. Sandra Hüller gewann indirekt, als Teil des Teams für den Preis in der Kategorie „Internationaler Film“ – und sie hat hierzulande endlich die Medienöffentlichkeit und Sichtbarkeit erfahren, die sie verdient.

Fazit: Es sind die Frauen, denen die Zukunft gehört – und die die Gegenwart rocken! Und die neben den wirtschaftlichen Aspekten auch ihren gesellschaftspolitischen Einfluss gelten machen können – und bitte auch schön sein sollen. Ob im US-Wahlkampf oder dem Kampf gegen rechts hierzulande. Aber das ist eine andere Geschichte…


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