StartBusinessKommentar: Wir brauchen mehr Gleichstellung - Auch im Impfplan

Kommentar: Wir brauchen mehr Gleichstellung – Auch im Impfplan

Endlich ist es soweit: die Zahl der geimpften Menschen in Österreich steigt sekündlich an. Mit einer immer reibungsloseren Organisation, Impflogistik und Impfstoffverfügbarkeit steht in den kommenden Wochen Impfrekorden nicht mehr viel im Weg.

Die CoViD-19 Immunisierung gilt als eines der zentralen Mittel in der Pandemiebekämpfung. Mittlerweile befinden wir uns in Österreich in der dritten Phase des Impfplans. Waren es in den Wochen zuvor vor allem Personen im Alter 65 aufwärts, Hochrisikopatient*innen und Personal an der vordersten Corona-Front, also Krankenhaus- und Pflegepersonal, wird nun mit der Terminvergabe für Personen unter 65 Jahren begonnen. Mit der entsprechenden Verfügbarkeit von Impfstoffen kann auch eine Priorisierung aufgrund der Lebens- und Arbeitsverhältnisse erfolgen. Menschen, die im Beruf ein höheres Ansteckungsrisiko haben oder Personen, die berufsbedingt viel reisen müssen haben nun Anspruch auf eine Impfung. Das ist hervorragend – denn mit jeder verabreichten Impfdosis kommen wir einen Schritt näher, die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft in den Griff zu bekommen.

Auch wenn die Impferfolge der letzten Wochen und die, die uns in den kommenden Wochen bevorstehen, mehr als nur gute Nachrichten sind, habe ich ein grundlegendes Problem mit der Impfpriorisierung der dritten Phase: Durch die Priorisierung nach Berufsfeld bleibt eine Gruppe außen vor: Menschen, die beispielsweise aufgrund von Kinderbetreuungspflichten oder unbezahlter Pflege von Familienangehörigen nicht erwerbstätig sind. In Österreich sind das – Überraschung – vor allem Frauen.

Die Anzahl von erwerbstätigen Frauen und Männern ist keinesfalls ausgeglichen. Frauen leisten um ein vielfaches mehr an unbezahlter Arbeit, sei es im Haushalt oder der Kinderbetreuung. Damit erfüllen statistisch gesehen Frauen weniger oft die Kriterien für einen Impf-Anspruch in der dritten Phase. Das ist ein strukturelles Problem und noch tief in unserer Gesellschaftsform verankert.

Natürlich kann man argumentieren, dass Menschen, die zuhause bleiben ein geringeres Risiko haben, sich mit dem Virus zu infizieren oder sogar, dass Menschen, die jetzt unbezahlte Betreuungsarbeit leisten ohnehin in einem Alter sind, indem das Risiko schwer am Coronavirus zu erkranken oder gar zu sterben äußerst gering ist. Dennoch – es bleibt ein merkwürdiger Beigeschmack, einer, der mich bereits seit Beginn der Krise begleitet. Nämlich jener der strukturellen Ungleichstellung von Frau und Mann.

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