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Wie Frauen erfolgreicher sein können

Dr. Bettina Al-Sadik-Lowinski, MCC, Internationaler Master Certified Coach, Gender Forscherin und Autorin, teilt mit uns ihre spannende Analyse zu den speziellen Herausforderungen für Frauen im Wirtschaftsleben. Eine Serie in zwei Teilen. Lesen Sie jetzt:

Wie gezieltes Mentor-Coaching Frauen beim Aufstieg unterstützt und welcher Aspekt dabei am Wichtigsten ist.

In Deutschland und in Österreich gibt es weiterhin wenige Frauen in Top Führungspositionen und die weltweite Pandemie zwingt viele talentierte Frauen auf halber Stecke aufzugeben oder auf halber Kraft voraus zu agieren. Deutschland liegt im weltweiten Ranking eher auf den hinteren Plätzen und reiht sich Zahlen zu Folge eher an Japan an als an China oder Frankreich, wo wir bereits Werte von 38 bzw. 31 % bei der Beteiligung von Frauen an Topmanagementpositionen sehen. Im Allgemeinen wird angenommen, dass ab einem Frauenanteil von 30 % an den Topführungspositionen langsam so etwas wie erlebte Chancengleichheit für Frauen in den Unternehmen einkehrt, da sie sich dann nicht mehr in einer reinen Ausnahmesituation befinden und sich an genügend Rollenvorbildern orientieren können. Deutschland ist mit 17% (Grant Thornston, 2020) davon noch weit entfernt.

Trotz aller Fortschritte, wie zum Beispiel den Quoten für Aufsichtsrätinnen und die neuere Vorstands-Quote für Frauen in DAX Konzernen, zeigen die Zahlen hinsichtlich der Beteiligung von Frauen an Spitzenfunktionen nur langsam Veränderung in einzelnen Unternehmen. In anderen Bereichen sind sie aufgrund der aktuellen Situation wie vorher geschildert sogar rückläufig.

Im letzten Jahr haben sich gerade bei uns in Deutschland zahlreiche Initiativen gegründet, die zu dem Thema Perspektiven von „No need to fix women” bis hin zu „ich will“ einnehmen. Sie alle wollen letztendlich dazu beitragen, in den Spitzen der Wirtschaft zu einer gleichwertigen Vertretung von Frauen zu kommen.

Weltweite Studie mit Topmanagerinnen aus aller Welt zeigt, dass Frauen trotz schwieriger Rahmenbedingungen bis in höchste Funktionen aufsteigen können. Was die Spitzenfrauen aus aller Welt erfolgreich macht, ist ein Mix aus Faktoren, die von individuellen Voraussetzungen über Führungsfähigkeiten bis hin zu externen Einflüssen, wie Arbeitsumfeld oder Familiensupport gehen. Spezielles Mentor-Coaching, welches die Vielzahl von Einflussfaktoren, die überwiegend auf den Aufstieg von Frauen wirken, gezielt einbindet, unterstützt qualifizierte Frauen in ihren Karrierewünschen und hilft Energien gezielter zu bündeln und strategischer zu agieren. Eine der Kernfragen, die mir immer wieder gestellt werden:

Was ist denn der wichtigste Aspekt im Coaching von zukünftigen Spitzenmanagerinnen?

Erster und wichtigster Aspekt ist, basierend auf zahlreichen Coachingerfahrungen rund um den Globus, die Klärung der Karriereorientierung, das heißt der Frage, was Frauen im Management erreichen möchten und wie weit sie wirklich im Unternehmenssystem aufsteigen wollen. Aktuelle Umfragen, die ich anlässlich von Vorträgen zum Weltfrauentag im März 2021 in vier großen deutschen Frauennetzwerken mit Frauen auf mittleren und gehobenen Führungsebenen durchgeführt habe, zeigen, dass ein effektives Karrierecoaching hier ansetzen muss. Fragen der eigenen Karriereplanung stehen für 35 % der Frauen ganz oben auf ihrer Liste. Im Schnitt gaben 28 % der Frauen an, sich bei der Definition von Karrierezielen unsicher zu sein und Antworten, auf die Frage der eigenen Karriereorientierung zu suchen. Weitere Themenschwerpunkte der Managerinnen waren die Frage nach Auslandseinsatz (5%), Fragen von Vereinbarkeit (11%) und Work-life (13%), der Aufbau von Managementkompetenzen (17%) sowie der richtige Umgang mit Diskriminierungen und der Reaktion anderer auf eigene Karrierewünsche (5%). Der Aufbau von Managementkompetenzen ist natürlich ein breiter Begriff und fasst alle die Kompetenzen zusammen, die die Basis für eine Unternehmenskarriere ausmachen. Es ist wichtig, dass individuelle Stärken und Schwächen herausgearbeitet werden, damit das Entwicklungspotential der gecoachten Frau klar wird. Noch wichtiger allerdings sind die Faktoren, die ich unter strategischer Karriereplanung zusammenfassen würde. Trainings vermitteln in der Regel eher die Kompetenzbausteine, die auf fachliche Qualifikationen abzielen. Hier sind viele Frauen bei uns bereits Spitze. Was Ihnen fehlt, ist das Verständnis für die politische Seite der Unternehmenssysteme und für die Machtstrukturen.

(Al-Sadik-Lowinski, 2021, Umfragen im Rahmen von Schulungen im März 2021 anlässlich des Weltfrauentages mit 200 Frauen aus dem mittleren Management)

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