Glasverpackungen sind sehr beliebt und grundsätzlich zu 100 Prozent recyclingfähig. Wie ist hier die Praxis?
Harald Hauke: In Österreich haben wir bei Glasverpackungen Recyclingquoten jenseits der 85 Prozent. Wir sind damit heute schon deutlich über dem EU-Ziel 2030, das bei 75 Prozent liegt. Aus Umfragen wissen wir, dass die Bevölkerung extrem gut informiert ist, wenn es um Recycling geht. Für 79 Prozent der
Konsument:innen ist die Recyclingfähigkeit ein wichtiger Kaufentscheidungsfaktor.
Frau Obermayer, wie kann man sich die Zusammenarbeit von Wein- und Glasindustrie vorstellen?
Maria Obermayer: Wein und Glas sind ja schon sehr lange Kooperationspartner. Glas ist ein sehr wichtiges Verpackungsmaterial für uns. Gerade unser Herkunftswein Weinviertel DAC, der echte Grüne Veltliner aus dem Weinviertel, hat eine sehr gute Lagerfähigkeit: 10 Jahre und länger. Glasflaschen sind die einzig wirklich gute Verpackung, um diesen Wein zu lagern. Und für Weinviertel DAC gilt sogar eine gesetzliche Vorschrift, dass er nur in Glasflaschen abgefüllt werden darf.
Was sind die wichtigsten Kriterien für Glasverpackungen?
Maria Obermayer: Bruchsicherheit und Gewicht. Vor allem im Zeitalter des Online-Shops als Ab-Hof-Verkauf, wo sich unsere Kunden die Weine online bestellen und sich nach Hause schicken lassen. Diese Weine müssen möglichst bruchsicher, bei gleichzeitig möglichst wenig Gewicht geliefert werden. Da bietet uns die Glasindustrie ein sehr vielfältiges Angebot.
Herr Hauke, welche Verbesserungsmöglichkeiten gibt es, um Verpackungsglas recyclingfähiger zu machen?
Harald Hauke: Spezielle Farbgebungen, Lackierungen, Beschichtungen, Sleeves und extrem festklebende Etiketten beeinflussen die 100 Prozent technische Recyclingfähigkeit negativ. Oft reichen schon ein paar kleine Änderungen im Design, um die Recyclingfähigkeit zu steigern. Wichtig ist eine optimale Glasstärke. Es gibt eine innovative Entwicklung, sogenanntes Leichtglas. Da wird das Glas so produziert, dass es 30 Prozent leichter ist, aber de facto eine bessere Bruchsicherheit hat als normales Glas.
Der Einsatz von zehn Prozent Altglas bei der Neuproduktion führt zu einer Senkung des CO₂-Footprints um sieben Prozent. Die dunklen Flaschen in Österreich sind bis zu 90 Prozent aus Altglas. Das hat extrem positive Auswirkungen auf die Umwelt.
Frau Obermayer, welche Maßnahmen werden schon konkret gesetzt, um mit dem Rohstoff Glas möglichst nachhaltig umzugehen?
Maria Obermayer: Das eine ist die Einwegglasflasche. In der kommt der Wein immer in einwandfreier Qualität zum:zur Konsumenten:Konsumentin. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass Österreich so ein tolles Recyclingsystem für Glas hat. Es gibt auch Überlegungen zur Glas-Pfandflasche für Wein, ein komplexes Thema das momentan in Entwicklung ist. . Was wir bei uns im Weinviertel beobachten: Es gibt einige Winzerinnen und Winzer, die die Flaschen selbst von den Konsument:innen zurücknehmen, reinigen lassen und wieder befüllen. Das zeigt, wie wichtig uns Weinviertler Winzerinnen und Winzern die Nachhaltigkeit ist.
Die ARA als Innovationstreiber
Zukunft. Kreislauf. Wirtschaft. Seit mehr als 30 Jahren agiert die ARA als treibende Kraft der österreichischen Abfall- und Kreislaufwirtschaft und ist Marktführer unter den Sammel- und Verwertungssystemen für Verpackungen sowie Elektroaltgeräte und Batterien. Die ARA gilt heute als internationales Best Practice und entwickelt als Servicepartner der Wirtschaft maßgeschneiderte Lösungen in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft: von Entpflichtung über
Stoffstrommanagement bis zu Circular Design und Nachhaltigkeitskommunikation.