Tanja Prinz-Alves, Deputy Director am Postgraduate Center der Universität Wien und verantwortlich für die Entwicklung der Weiterbildungsprogramme, hat uns in einem ausführlichen Interview erzählt, welche Themen und Skills in Zukunft noch wichtiger werden.
Die Universität Wien bietet in der postgradualen Weiterbildung aktuell mehr als 70 Universitätslehrgänge, Masterprogramme und Zertifikatskurse an. Die Bandbreite reicht von Psychomotorik, Supervision und Coaching über Europäische Studien und Katastrophenmanagement bis hin zu Immobilien- und Wirtschaftsrecht. Im Gespräch erzählt uns Tanja Prinz-Alves, Deputy Director am Postgraduate Center der Universität Wien und verantwortlich für die Entwicklung der Weiterbildungsprogramme, welche Themen und Skills in Zukunft noch wichtiger werden.
Welche aktuellen Trends gibt es im Weiterbildungsbereich?
Dass Digitalisierung schon länger eine wichtige Rolle in der Weiterbildung spielt, sieht man an unserem Angebot – wir haben etwa »Data Librarian« in unserem Portfolio, wo es um Daten im Bibliothekswesen geht, oder »Informations- und Medienrecht«. Dieses LL.M.-Programm bietet die Uni Wien seit über 20 Jahren erfolgreich an. Besonders häufig geht es neben Faktenwissen um vernetztes Denken und längerfristige Lernkompetenzen. Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind ja oft verbunden mit Angst und Unsicherheit. Womit müssen wir zukünftige Führungskräfte ausstatten, damit sie gut mit diesen Entwicklungen umgehen können? Was brauchen Arbeitnehmer*innen in der Zukunft, um gut arbeiten zu können? Dazu haben wir an der Universität Wien viel Expertise, etwa an der Angewandten Psychologie oder im Arbeitsrecht.
Ein weiterer Trend, den wir in den letzten Jahren beobachten, ist die Nachfrage nach kürzeren Weiterbildungsprogrammen. Neben klassischen Universitätslehrgängen mit Masterabschluss bieten wir vermehrt Zertifikatskurse an, die in ein bis zwei Semestern berufsbegleitend absolviert werden können.
Welche Skills werden wir in Zukunft brauchen?
Wenn wir Weiterbildungsprogramme für die Zukunft entwickeln, analysieren wir den Arbeitsmarkt, führen Trendanalysen durch und suchen nach spannenden Nischen. Wesentlich dabei ist die vorhandene Expertise an der Universität Wien. Oft treten Professor*innen an uns heran, die ihrerseits wissen, wo interessante Entwicklungen stattfinden und welche Themenbereiche in Zukunft wichtig sein werden.
In einer Wissensgesellschaft wie der unseren ist Lifelong Learing eine ständige Notwendigkeit. Vernetztes Denken, Zusammenarbeit in diversen Teams, ein offenes Mindset und der Wunsch sich weiterzuentwickeln sind genauso wichtig wie Faktenwissen. Eine postgraduale Weiterbildung fördert all diese Skills und bietet ein Umfeld für Austausch, Netzwerk und Weiterentwicklung auf einem akademischen Niveau.
Wie entsteht eigentlich ein Weiterbildungsprogramm an der Universität Wien?
Die Ideen für neue Weiterbildungsprogramme kommen wie bereits erwähnt meist von Wissenschafter*innen der Universität Wien. Somit stammt die Expertise direkt aus den Fachgebieten und schließt an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse an. Besonderes Augenmerk liegt bei den postgradualen Programmen auch in der Verbindung von Wissenschaft und Praxis. Diese Verknüpfung geht als Spezialisierung über das Regelstudium (Bachelor und Master) hinaus.
Auch für Weiterbildungsprogramme gelten die Qualitätsstandards der Universität Wien. Wie Regelstudien werden Universitätslehrgänge vom Senat der Universität eingerichtet und davor von einem Expert*innengremium der Universität Wien geprüft. Das Ergebnis sind Weiterbildungsprogramme auf internationalem Top-Niveau.
Das Jahr 2020 verlief ja bei uns allen etwas anders als geplant. Wie hat die Pandemie den Weiterbildungsbereich verändert?
Wir haben schnell reagiert und die digitale Lehre weiter ausgebaut. Die Universität Wien setzt schon länger auf Blended Learning, die Verschränkung von Präsenz- und digitaler Lehre. Neben Wissensvermittlung ist die Vernetzung in der Weiterbildung essenziell. Unsere Teilnehmer*innen bauen sich mit Lehrenden, Studienkolleg*innen und Alumni ein wertvolles Netzwerk für die Zukunft auf. Das ist rein virtuell schwerer umsetzbar, weshalb eine Mischung aus digitalem und Präsenzunterricht unserer Meinung nach ideal ist.
Der Umstieg auf die digitale Lehre ermöglicht aber auch viele Chancen und eine Erweiterung der Zielgruppe. Die Gruppen sind dadurch oft internationaler und diverser. Online-Lehre lässt sich meistens besser mit vielen Lebenssituationen vereinbaren. Somit können Berufstätige, Personen mit Pflege- oder Betreuungsverpflichtungen oder Interessierte, die weiter entfernt wohnen, leichter teilnehmen. Und diese Diversität kommt schlussendlich allen Teilnehmer*innen zugute.
Zur Person: Tanja Prinz-Alves hat Kultur- und Sozialanthropologie sowie Bildungsmanagement studiert. Ursprünglich in der Menschenrechtsbildung tätig, leitete sie von 2011 bis 2018 die Bildungseinrichtung von Amnesty International, bevor sie an das Postgraduate Center der Universität Wien wechselte. Dort ist sie stellvertretende Leiterin und verantwortet den Bereich Program Development.
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