Von all den Bereichen, die es in der Mode so gibt, haben Sie sich ausgerechnet auf Businessmode fokussiert. Warum ausgerechnet dieses Feld?

Ich glaube, dass man sich auch als Modedesignerin auf das Anforderungsprofil der Gesellschaft konzentrieren sollte. Daraus kann dann eine Konzeption entstehen, die auch am Markt funktioniert. Die Neunziger waren für meine Begriffe eine Zeit, in der der Feminismus in eine neue Phase gegangen ist. Es gab viele Akademikerinnen, die nach höheren Posten strebten und auch die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist als Thema immer stärker aufgekommen. Und genau in diesem Spannungsverhältnis wollte ich mich mit meinem Konzept des Hosenanzugs positionieren. Der Hosenanzug ist dann eigentlich sehr schnell zu einem Dresscode für die Wirtschafts- und Finanzwelt geworden. Ab dem Jahr 2005 wurden die Business-Outfits dann plötzlich etwas legerer.

Ich nehme an, dass Sie das eher nicht befürworten?

Für meine Begriffe handelt es sich dabei um Orientierungslosigkeit. Casual Kleidung ist für mich Streetwear, die eine ganz andere Message hat als beispielsweise der Hosenanzug. Die Message des Hosenanzugs ist Kompetenz. Hier erleben wir heute zwar eine immer stärkere Durchmischung, wobei es trotzdem so ist, dass der Dresscode vor allem in Führungsetagen und in der Politik beibehalten wurde.

Ist es nicht wichtiger mit seinen Fähigkeiten als mit dem Outfit zu überzeugen?

Man glaubt, dass beide Dinge unabhängig voneinander existieren, übersieht dabei aber die subtile Psychologie, die dahintersteckt. Das Outfit transportiert auf subtile Weise eine Message, wie zum Beispiel Kompetenz, und zwar schon in der ersten Sekunde einer Begegnung. Diese Message wird vom Gegenüber nicht bewusst, sondern unbewusst wahrgenommen. Und diese erste Sekunde kann für den Ausgang eines Gespräches oder einer Verhandlung entscheidend sein.

Frauen werden, auch im Business-Kontext, immer noch sehr viel stärker nach ihrem Äußeren, also auch nach der Kleidung, beurteilt als Männer. Wird sich das jemals ändern?

Ich glaube, dass es hier zunehmend zu einem Ausgleich kommt. Die Tendenz, dass Männer immer stärker darauf achten gestylt zu sein, lässt sich bereits beobachten. Dabei sollte aber immer beachtet werden, dass es bei Styling ja nicht nur um das Outfit geht. Styling beginnt beim Kopf und endet bei den Füßen. Und geht sogar darüber hinaus, denn Körperhaltung und Sprache spielen ebenfalls wichtige Rollen. Egal ob Frau oder Mann, ich glaube, dass es wichtig ist, sich auch beim Thema Styling an einen Profi zu wenden. Wenn ich einen Boden verlegen möchte, wende ich mich ja schließlich auch an einen Handwerker. Wichtig ist natürlich auch, dass ich dazu bereit bin mich auf diesen Menschen einzulassen und zu vertrauen.

Mit welchen Anliegen kommen Ihre Kundinnen zu Ihnen?

Zu mir kommen oft Frauen, die in eine neue Phase ihres Lebens eintreten, zum Beispiel bei einem Karrieresprung oder einem Jobwechsel. In diesem Fall schaue ich mir immer das gesamte berufliche Umfeld an – also zum Beispiel auch, wie die Büros aussehen. Außerdem sollten auch innerhalb der Belegschaft die Positionen klar über die Outfits transportiert werden. Sonst findet auch in den Teams eine Orientierungslosigkeit statt. Wenn das Outfit nicht die entsprechende Kompetenz transportiert, ergibt sich im ganzen Team eine Orientierungslosigkeit. Wichtig ist mir dabei aber auch, dass auch Business Frauen feminin aussehen dürfen.

Das mag schon stimmen, trotzdem finde ich es nicht gerecht, dass Frauen diese Aspekte sehr viel stärker berücksichtigen müssen als Männer.

Im Prinzip gilt die ganze Geschichte auch für Männer. Ich möchte deshalb meine Coachings in Zukunft auch für Männer anbieten. Dass es nach wie vor große Ungleichgewichte gibt, stimmt natürlich. Das kann ich auch aus meiner eigenen Karriere heraus bestätigen. Auch ich habe Momente erlebt, in denen ich mir gedacht habe, dass vielen Dinge schneller gehen würden, wenn ich ein Mann wäre. Als Frau musste ich viel mehr Geduld aufbringen und mir den Respekt viel mehr über die Leistung verschaffen.

Sind Sie Feministin?

Ich würde sagen, dass ich eine Beobachterin des Feminismus der letzten dreißig Jahre bin. Weil es ja letztlich auch das Thema des Hosenanzugs ist. Mir ist es wichtig, dass Frauen entsprechend auftreten, um in ihrem beruflichen Werdegang zu brillieren und weiterzukommen. Als Feministin würde ich mich aber nicht bezeichnen.

Was dürfen sich Ihre Kundinnen von den Coachings im Le Meridien erwarten?

Es handelt sich dabei in erster Linie um Erstgespräche, die in etwa zwei bis drei Stunden dauern. Wer teilnehmen möchte, kann sich einfach per Email bei mir melden. Bis 18.August stehe ich noch für eine unkomplizierte Kontaktaufnahme zur Verfügung. Da ich international tätig bin, darf ich anschließend meinen Interessentinnen anbieten, via Facebook-Messenger mit mir in Kontakt zu treten. Seit vielen Jahren gestalte ich Erstgespräche auch via Messenger. Gerade in der Zeit, in der wir momentan leben, ist die Nutzung digitaler Kommunikationskanäle noch sehr viel wichtiger und schon fast zur Gewohnheit geworden.