StartBalanceVon der Konzernkarriere zur Achtsamkeits-Apologetin

Von der Konzernkarriere zur Achtsamkeits-Apologetin

Business-Powerfrau, Sonja Piontek, hat nach einer heftigen persönlichen Krise einen fundierten Wegweiser für mehr Zufriedenheit im Leben geschrieben. Es ist ein schönes Rezeptbuch fürs Glücklichsein geworden.

Sonja Piontek blickt auf eine internationale Karriere zurück, hat in sechs Ländern gelebt, war unter anderem Marketing Director für BMW Asia, ist heute erfolgreiche Executive Beraterin, betreibt einen eigenen Podcast und steht als Keynote Speakerin regelmäßig für Firmen wie Google, Bayer oder Siemens auf der Bühne. Kurz: Sie lebt ein Leben, das für viele unerreichbar erscheint. Doch ihr Geschichte hat auch eine zweite Seite.

2020 war für die Münchnerin ein absolutes Krisenjahr: zuerst verliert sie ihr ungeborenes Kind, dann ihren Partner und kurz danach durch Covid-19 all ihre beruflichen Aufträge. Eine Multi-Traumatisierung par excellence. Doch Aufgeben kommt für Piontek nicht in Frage. Sie besinnt sich auf ihre innersten Stärken und arbeitet sich Schritt für Schritt aus dem tiefen Tal der Tränen heraus. Wie ihr dieser Weg zurück ins Leben gelungen ist und welche Rolle dabei Achtsamkeit spielte, hat sie in einem Buch aufgeschrieben.

Im Interview mit Sheconomy verrät die Autorin, wie sie heute nach der Krise mit Schicksalsschlägen umgeht, welche Vorbehalte sie ursprünglich gegenüber Achtsamkeit hatte und welche Chancen in dem Konzept für ein persönliches Wachstum und glücklicheres Leben liegen.

Frau Piontek, was bedeutet Achtsamkeit für Sie?

Sonja Piontek: Achtsamkeit ist das natürliche Gegengift gegen Sorgen und Stress. Sie steht dafür, im Hier und Jetzt zu sein, körperlich wie auch mental, das Leben und die Welt zu be-achten. Es geht um die Bereitschaft, den Moment anzunehmen.

In einfachen Worten ausgedrückt, ist Achtsamkeit die Fähigkeit, das Leben bewusst zu erleben und nicht zu verpassen. Ein achtsames Leben zu führen, bedeutet aber auch, das Leben und sich selbst zu ‚achten‘, also wertzuschätzen. Dementsprechend gehört zu einem achtsamen Leben dazu, auf sich selbst zu hören und im Sinne der Selbstliebe für sich selbst da zu sein. Dies gelingt jedoch nur, wenn du weißt, wer du bist und was dir guttut.

Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema Achtsamkeit?

S. P.:Lustigerweise hatte ich lange Zeit ein Thema mit dem Wort ‚Achtsamkeit‘, dachte dabei sofort an Räucherstäbchen-Schwaden, gestrickte Ringelsocken und drei sphärisch ins Universum gehauchte OMs. Damit tat ich mich als internationale Businessfrau sichtlich schwer. Bis ich irgendwann begriff, dass das, was ich seit Jahren erfolgreich praktiziere und das, was mir maßgeblich aus meiner Krise herausgeholfen hat, nichts anderes als gelebte Achtsamkeit ist. 

Was ist das Wichtigste auf dem Weg hin zu mehr Achtsamkeit?

S.P.:Ich glaube, das Wichtigste ist zu verstehen, dass es um dich und dein Leben geht und du es selbst in der Hand hast, dir ein Leben mit mehr Leichtigkeit und Zufriedenheit aufzubauen. Das ist eine große Verantwortung, aber auch eine wundervolle Chance.

Wie kann diese Chance genutzt werden?

S.P.: Im Grunde genommen sind es fünf Schritte. Als erstes geht es darum zu verstehen, wer du bist – mit all deinen Stärken, deinen Wesenszügen, Werten und deinen Besonderheiten und zu erkunden, was genau dich glücklich macht. In einem zweiten Schritt geht es um die eigenen Wurzeln, die Herkunft und die Prägungen. Um die verschiedenen Stationen des Lebens, um Erfolge und Highlights genauso wie um schwere Zeiten und Schicksalsschläge.

Danach kommt die ehrliche Bestandsaufnahme des Lebens in den Bereichen Liebe, Partnerschaft, Familie, Körper, Gesundheit, Ernährung, mentale Gesundheit, Spiritualität, in dem Thema Grenzen setzten, dem Umfeld, Support-System, der Achtsamkeit und Zufriedenheit. Wo stehst du aktuell? Part vier ist die große Frage, wohin es im Leben noch gehen soll und kann, welche Ziele und Visionen du hast, wie eine erfüllte Zukunft konkret in den verschiedenen Bereichen aussehen würde. Der wichtigste letzte Schritt ist dann das WIE, also die Werkzeuge und Denkanstöße auf dem Pfad hin zu mehr Achtsamkeit, Leichtigkeit und Zufriedenheit. 

Wie sehen solche Werkzeuge konkret aus?

S.P.: Glücklicherweise gibt es einen riesigen Blumenstrauß an Werkzeugen und Maßnahmen, die ganz leicht ins Alltagsleben eingebaut werden können. Eine meiner Lieblings-Übungen ist es, sich bewusst das eigene Umfeld anzusehen. Wer sind die zehn Personen, die in deinem Leben den größten Platz einnehmen? Das können Partner, Kinder, Kollegen, Freunde oder Verwandte sein. Es kann aber durchaus auch der cholerische Chef deines Mannes oder der nervige Ex sein, auch wenn du physisch keinen oder wenig Kontakt zu diesen Menschen pflegst. Wenn sie jedoch eine große Präsenz in deinem Leben haben, z.B. jeden Tag beim Abendessen ein Thema sind, dann schreibe sie mit auf. Danach male hinter jeden Namen ein Smiley: den lächelnden für Menschen, die dir guttun, den neutralen für Menschen die neutral sind und den negativen Smiley für Menschen, die dir Energie ziehen, dich belasten und dir einfach nicht guttun.

Nachdem das Umfeld einen sehr großen Einfluss auf unser Leben und das Level an Zufriedenheit hat, ist es wichtig sich zu überlegen, wie die negativen Smileys reduziert und mehr positive Smileys in dein Alltagsleben integriert werden können. 

Viele Menschen scheinen gefangen in schier endlosen Verpflichtungen und einem „Schicksal“, das so gar nicht dem eigenen Traum vom Leben entspricht. Wie befreit man sich davon?

S.P.: Im Sinne der Selbstliebe ist es sehr wichtig, zu verstehen, dass es immer eine Wahl gibt, auch wenn diese oft schwer zu erkennen ist. Hier hilft es, systematisch vorzugehen und sich Schritt für Schritt bewusst(er) darüber klar zu werden, was im Leben überhaupt wichtig ist, was man braucht, um glücklich zu sein und was der Seele und dem Körper guttut. Der vielleicht wichtigste Gedanke: es darf mir gutgehen. Sich ein zufriedenes Leben zu gestalten, das hat nichts mit Egoismus oder Selbstsucht zu tun.

Wie sieht es mit Schicksalsschlägen aus?

Es gibt Phasen im Leben, da bricht die Welt zusammen, da zieht es dir förmlich den Boden unter den Füßen weg. Niemand ist davor gefeit. Wann uns ein Schicksalsschlag trifft und in welcher Form ist dabei nicht vorhersehbar. Nur, dass es irgendwann im Leben mal „richtig eng“ wird ist wohl gewiss.

Im Sinne der Achtsamkeit sind dann drei Dinge elementar. Erstens: zu verstehen, dass es ok ist, nicht ok zu sein, denn Verletzlichkeit ist keine Schwäche, ganz im Gegenteil. Zweitens: dass du dir Hilfe holst. Ich musste diesen Schritt für mich erst lernen, weiß dies heute aber umso mehr zu schätzen. Und drittens: dass du für dich den Entschluss fasst, dich von dem Schicksalsschlag nicht unterkriegen zu lassen, deine Flügel erneut ausbreitest und langsam wieder das Fliegen lernst. 

Gibt es noch einen Tipp zum Schluss, den Sie teilen möchten?

Ich habe neulich im Netz einen frechen, aber so stimmigen Spruch gelesen: Tun ist wie wollen, nur geiler! Fang also an, auf dich zu achten, in dich zu investieren und dir voller Achtsamkeit das Leben zu gestalten, das du verdienst!


Das Achtsamkeits-Workbook von Sonja Piontek ist unter dem Namen „ICH – Mein Workbook für mehr Achtsamkeit“ erhältlich im Buchhandel sowie online, z.B. unter https://amzn.to/3HFZoeM   

Mehr von und über Sonja Piontek gibt es auf www.sonjapiontek.com und demnächst auch hier bei uns auf sheconomy.media zu lesen, wo sie ab sofort regelmäßig als Gastautorin zum Thema Mindset schreibt.

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