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Veganismus – bloß ein Trend?

Oder gekommen, um zu bleiben? Die Antwort ist eindeutig: Nein, Veganismus ist nicht bloß ein Hype, sondern eine Ernährungsweise, die sich nachhaltig in der Lebensweise der westlichen Welt etabliert hat. Ernährungsexpertin Ursula Vybiral über den Unterschied zwischen „vegan“ und „vegetarisch“ – und warum beides nicht immer automatisch mit „gesund“ gleichzusetzen ist.

Weltweit leben acht Milliarden Menschen auf unserem Planeten, davon lebt eine Milliarde Menschen vegetarisch (12,5 Prozent) und wiederum bereits 500 Millionen vegan (knappe sechs Prozent). Somit befinden sich die Ernährungsweisen der Weltbevölkerung definitiv im Wandel. Interessant ist, dass es trotz dieser nicht unerheblichen Zahlen vielen noch immer nicht ganz klar ist, was den Unterschied zwischen vegetarisch und vegan ausmacht. So verzichten Vegetarier auf Fleisch, Huhn, Fisch, Meeresfrüchte und alle anderen Tiere, essen jedoch in der Regel die Produkte der Tiere wie Milch- und Milchprodukte, Eier sowie Honig. Veganer:innen hingegen verzichten auf sämtliche Produkte tierischer Herkunft. Das kann eben auch Honig sowie Gebrauchswaren vom Tier (Leder, Wolle, Pelz, Daunen, Seide) umfassen.

Gründe und Vorteile veganer Ernährung

Gesundheitliche Vorteile

Eine vegane Ernährung ist meist arm an gesättigten Fetten, reich an Ballaststoffen und Antioxidantien sowie reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Dies kann dazu beitragen, das Risiko von Herzkrankheiten, Bluthochdruck, anderen chronischen Erkrankungen und bestimmten Formen von Krebs zu verringern.

Nachhaltigkeit

Eine vegane Ernährung ist umweltfreundlicher und trägt zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und Überfischung bei. Allerdings nur, wenn auf Regionalität und Saisonalität geachtet wird.

Ethische Überlegungen

Manche Menschen entscheiden sich aus ethischen Gründen für eine vegane Lebensweise, etwa, weil sie die Behandlung von Tieren in Massentierhaltungen oder die Ausbeutung von Tieren für Lebensmittel, Kleidung und andere Produkte ablehnen.

Tierschutz

Veganismus ist eine Entscheidung für den Verzicht auf tierische Produkte und somit die Förderung des Tierschutzes. Veganismus trägt dazu bei, das Leiden von Tieren in der Lebensmittelproduktion und in anderen Industriezweigen zu verringern.

Vielfalt und Abwechslung

Eine vegane Ernährung bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten und ermöglicht es, neue Lebensmittel und Rezepte auszuprobieren. Auch Spitzenköche und -gastronomie bieten immer mehr vegane Gerichte an und erobern die Sterneküche.

Umweltfreundlichkeit

Die Tierhaltung trägt wesentlich zu den Treibhausgasemissionen, der Abholzung der Wälder, der Wasserverschmutzung und anderen Umweltproblemen bei. Durch den Verzicht auf tierische Produkte können Veganer:innen weltweit dazu beitragen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern und den Planeten und das Klima zu schützen.

Kosteneffizienz

Pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide sind meistens preiswerter als tierische Produkte, sodass Veganismus eine kostengünstige Möglichkeit ist, sich gesund zu ernähren.

Gesteigerte Energie

Eine gut durchdachte und ausgewogene vegane Ernährung kann zu einem höheren Energielevel und besserer geistiger Klarheit führen.

Verbesserte Verdauung

Pflanzliche Lebensmittel sind reich an Ballaststoffen, die die Verdauung verbessern und Verdauungsproblemen vorbeugen können.

Gewichtsabnahme

Eine vegane Ernährung kann (!) ein gesunder und effektiver Weg zur Gewichtsabnahme sein, sofern sie wenig ungesunde Fette, übermäßigen Zucker und dafür umso mehr Ballaststoffe enthält.

Dies sind nur einige der Vorteile des Veganismus. Es ist wichtig, zu beachten, dass eine vegane Lebensweise eine sorgfältige Planung und Beachtung des Nährstoffbedarfs erfordert, um eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu gewährleisten.

Um eine positive Auswirkung auf Gesundheit und Umwelt zu haben, ist es wichtig, eine ausgewogene Ernährung zu wählen und regionale und saisonale Lebensmittel zu bevorzugen.

Vegan oder vegetarisch bedeutet nicht automatisch gesund

Bei vielen Ersatzprodukten handelt es sich nämlich häufig um „hochverarbeitete Fertigprodukte mit teils hohem Zucker-, Salz- und Fettgehalt sowie gesundheitlich kritischen Zusatzstoffen“. Eine unausgewogene vegane Ernährung, die sich hauptsächlich auf verarbeitete Lebensmittel wie Chips, Süßigkeiten und Weißmehlprodukte stützt, kann zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin B12, Eisen, Zink und Omega-3-Fettsäuren führen. Daher ist es wichtig, eine ausgewogene vegane Ernährung zu wählen, die reich an frischen Früchten, Gemüse, Nüssen, Samen und Vollkornprodukten ist.

Ebenso kann eine vegane Ernährung, die auf importierten Lebensmitteln aus fernen Ländern basiert, zu einer hohen CO2-Belastung beitragen, da für den Transport dieser Lebensmittel große Mengen an Treibhausgasen benötigt werden. Daher ist es wichtig, regionale und saisonale Lebensmittel zu bevorzugen, um eine nachhaltigere Ernährung sicherzustellen. Für ein Kilo Avocado zum Beispiel, das sind in etwa zwei bis drei Stück, werden bis zu 1.000 Liter Wasser benötigt. In den Anbaugebieten der grünen Früchte, zum Beispiel in Chile, herrscht bereits akuter Wassermangel. Genauso sind Heidelbeeren aus regionalen Gebieten jenen aus beispielsweise Peru vorzuziehen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass eine vegane Ernährung zwar eine gute Option sein kann, es aber sehr darauf ankommt, wie sie umgesetzt wird, um eine gesunde und nachhaltige Ernährung sicherzustellen. Es ist wichtig, eine ausgewogene Ernährung zu wählen und regionale und saisonale Lebensmittel zu bevorzugen, um eine positive Auswirkung auf Gesundheit und Umwelt zu haben. Wenn all das berücksichtigt werden kann, dann ist eine vegane Ernährung ein wichtiger Beitrag für die Zukunft unseres wunderbaren Planeten.


Über die Autorin: Ursula Vybiral ist Ernährungsberaterin und Erfinderin der „easy eating“-Methode. Sie bietet Beratungen in Wien und online an.
www.easyeating.at

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