StartBalanceUnter dem Detox-Schirm

Unter dem Detox-Schirm

Echte Abwesenheit statt ständiger Erreichbarkeit im Urlaub: Wer konnte, versteckte sich in diesem Sommer vor beruflichen Mails und den aktuellen Nachrichten. Warum es mehr analoge Inseln auch für Kinder und Jugendliche geben sollte und wo jetzt wieder kluges Hinsehen gefragt ist, schreibt Autorin Simone Fasse.

Abwesenheit. Abgetaucht. Ging es Ihnen auch so – falls Sie nicht selbst fast im gesamten August unterwegs waren -, dass sich gefühlt die Business-Welt unter dem Digital-Detox-Schirm versteckt hat? In den vergangenen Jahren bekam ich auf schriftliche Anfragen oder Bitten um Freigaben meist die Antwort: „Ich bin zwar im Urlaub, aber ich schaue regelmäßig in meine Mails“ oder „Klar, mache ich von unterwegs!“ In diesem Jahr habe ich mich fahrlässigerweise auch darauf verlassen – und musste an vielen Stellen umplanen. Ein echtes Learning, ich gelobe Besserung.

Erschöpfung macht sich offenbar breiter in diesem Jahr – Veränderungsmüdigkeit, Krisenmodus rundherum. Vieles aus dieser Wahrnehmung ist jedoch auch unserem subjektiven Blick geschuldet, mahnt etwa Zukunftsforscherin Florence Glaub. Denn unser Gehirn wird ständig mit Nachrichten und Informationen geflutet, und das in immer höherem Tempo, garniert mit Bewegtbildern. Reize ohne Ende. Keine Generation vor uns hat das jemals erlebt. Das komplette Abtauchen und ein bisschen Verstecken vor der Welt war also offenbar bei vielen dringend nötig. Oder wächst die Einsicht, dass es im Sommer noch so viel Wichtigeres und Schöneres als Doomscrolling und Job gibt?

So angenehm und nötig diese Pause auch war oder für einige noch ist: Wir dürfen uns vor den Nachrichten nicht komplett abwenden und die Meinungsmache nur den Lauten überlassen. Wir stehen an so vielen Wendepunkten, müssen weiter hinschauen und uns einmischen. Nicht ständig, aber mit Fokus. Auf die Weltlage. Auf neue Chancen für unsere Wirtschaft unter neuen Vorzeichen. Aber auch auf unsere Kinder, denen wir oft viel zu schnell das Smartphone überlassen, um selbst in Ruhe zu lesen, zu essen, zu dösen oder zu arbeiten. Das hinterlässt Spuren. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass viele Kinder KI-Chatbots inzwischen als enge Vertraute sehen. Gefährliche Challenges dürfen auf Plattformen wie TikTok und Instagram weiter ungehindert verbreitet werden. Die Lesekompetenz sinkt. Ob Social-Media-Verbote für Jugendliche unter 16 Jahren da wirken? Wir sind hier wichtige Vorbilder, auch im Stadtbild. Wenn ich ständig gebeugt über dem Handy sitze, warum sollen es mein Sohn oder die kleine Nachbarin im Bus anders machen?

Doch zu jedem Trend gibt es bekanntlich einen Gegentrend, und vielleicht sehen wir ihn gerade. Sich öfter ins Grüne zurückziehen, um neue Kraft zu sammeln. Analog auftanken, auch mit den Kids. Do it Yourself-Projekte anpacken, endlich die Wohnung neu streichen, in einer weiblichen Community fachsimpeln – in unserem Portrait über Unternehmerin Astrid Reintjes aka „MissPompadour“ im aktuellen Heft erfahren Sie, warum dieses Modell inzwischen so erfolgreich ist.

Mein Patenkind (14) saß bei unserem Sommer-Besuch zwar auch in der bekannten gebeugten Haltung am Tisch – aber es war die Häkelnadel, die ihre Aufmerksamkeit fesselte. In ihrer Klasse ist dieses neue Hobby total angesagt. Die kleine graue Blume, die ich von ihr geschenkt bekommen habe, erinnert mich jetzt jeden Tag daran, pünktlich Schluss zu machen und etwas Schönes abseits vom Display zu unternehmen. Genau wie die Tipps der Selbstmanagement-Expertin Swantje Allmers für mehr Produktivität und weniger Stress, die ich Ihnen zum Start nach dem Urlaub ans Herz lege – ebenfalls zu lesen im aktuellen Heft oder online.

Frisch erholt können Sie mit Sheconomy im Herbst übrigens jede Menge Events genießen, Ihr Wissen auffrischem, Ihrem Netzwerk ein Upgrade gönnen und mit neuem Schwung in Gehaltsverhandlungen gehen. Die Übersicht finden Sie hier, also gleich anmelden – wir freuen uns auf Sie!

 

Fotomaterial@Pixabay

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