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Das Thema Verpackung lässt heute niemanden mehr kalt. Im neuen SHEconomy Umwelt-Talk spricht ARA-Vorstand Harald Hauke mit Marietta Schorn, Vorstand bei HOFER S/E, über die neue Abfallwirtschaftsgesetz-Novelle und welche Neuerungen auf den Handel und die Konsument*innen zukommen. 

Ende letzten Jahres wurde die Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes veröffentlicht, Kurz darauf folgte auch noch die neue Verpackungsverordnung. Welche Neuerungen kommen hier auf die Hersteller*innen, den Handel und die ARA zu? 

HARALD HAUKE: Basis ist das EU-Kreislaufwirtschaftspaket. Im Zuge der neuen AWG-Novelle sind eine Vielzahl an Veränderungen und neuen Zielen präsentiert worden. Interessant für die Hersteller*innen und den Handel sind hier zwei ganz wesentliche Punkte: Zum einen sollen bis 2030 alle Kunststoffverpackungen recyclingfähig sein. Weiters müssen PET-Getränkeflaschen bis 2025 bis zu 25%, bis 2030 sogar 30% recyclebares Material enthalten. Zusätzlich wird vom Gesetzgeber das Thema Ökomodulation diskutiert. Verpackungen die gut recyclebar sollten bei diesem Konzept weniger Lizenztarif bezahlen. Für Verpackungen mit geringer Recyclingfähigkeit müsste dann mehr bezahlt werden. 

MARIETTA SCHORN: Recyclingfähige Verpackungen sind ein großer Bestandteil der bevorstehenden Veränderungen. Wir wollen die neuen Vorgaben nicht erst bis 2030 erfüllen, sondern schon wesentlich früher.
Bis Ende 2022 sollen 100% der Eigenmarken-Verpackungen unseres Standardsortiments recyclingfähig sein. Für Kund*innen bedeutet das nicht nur die Umstellung auf nachhaltige Verpackungen, sondern auch die Reduktion des Verpackungsmaterials. Das ist für die Kreislaufwirtschaft positiv. 

Stichwort Kreislaufwirtschaft: Mit den Neuerungen kommt eine große Menge an Veränderungen. Wie wird das die Kreislaufwirtschaft verändern? 

HAUKE: Wir arbeiten beim Thema recyclingfähige Verpackungen schon seit Jahren mit unseren Kund*innen zusammen und setzen mit ARA Circular Design nachhaltige Ressourcennutzung um. Auf der einen Seite bieten wir „Design for Recycling“ an, um die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu verbessern. Auf der anderen Seite gilt es, mit „Design from Recycling“ einen sehr hohen Anteil von Recyclingmaterial in der Verpackung einzusetzen. Wir sehen das Thema Circular Design als Gamechanger für die Verpackungs- und Markenartikel-Industrie. Und mit dem Recycling-Kompass haben wir ein Tool, das hunderte unserer Kund*innen nutzen, um relativ einfach zu erkennen: So hoch ist die Recyclingfähigkeit oder so muss ich mich in diesem Bereich weiterentwickeln. 

SCHORN: Beim Stichwort Kreislaufwirtschaft sind für uns die Veränderungen wichtig, die ab 2024 ein verbindliches Mehrwegangebot und ab 2025 den Einwegpfand auf Plastikflaschen und Getränkedosen betreffen. Hier sind wir gerade in der Testphase mit acht HOFER Filialen in Oberösterreich, wo wir unterschiedliche Mehrwegpfandsysteme testen. Sowohl, was die Herstellung von Pfandverpackungen betrifft, als auch die Art und Weise, wie wir versuchen, am besten für unsere Kund*innen eine Pfandlösung darzustellen. 

Bis 2030 soll so eine Menge Verpackungsmaterial eingespart und recycled werden. Was sind weitere Maßnahmen, welche die Umsetzung dieses Mega-Projekts unterstützen? 

HAUKE: Wir haben im Sommer letzten Jahres ein digitales Incentive-System getestet, das sich digi-Cycle nennt. Mit digi-Cycle wollen wir es möglich machen, dass die vom Einwegpfand betroffenen Plastikflaschen und Dosen nicht nur bei den Automaten der 6000 Outlets des Handels zurückgegeben werden können: In unserem Sammelsystem stehen mit der Gelben Tonne und dem Gelben Sack zwei Millionen Rückgabemöglichkeiten in ganz Österreich zur Verfügung. Mit der App von digi-Cycle können die Verpackungen einfach gescannt und dann über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack entsorgt werden. Damit entlasten wir den Handel und bieten für Konsument:innen zusätzliche Convenience. Der besondere Vorteil von digi-Cycle ist, dass es als Incentive-System nicht nur auf Getränkeverpackungen anwendbar ist. Denn nur 16 % der Kunststoffverpackungen sind PET-Getränkeflaschen. Aber wir brauchen alle Kunststoffverpackungen, um die EU-Recyclingziele zu erreichen und damit den Klimaschutz voranzubringen. Mit digi-Cycle denken wir schon weiter, denn es ist auf alle Verpackungen, aber auch andere Produkte wie zum Beispiel Batterien anwendbar. 

Nachhaltigkeit liegt in der Verantwortung von uns allen und ist für den Handel und die ARA schon lange ein wichtiger Punkt auf der Agenda. Doch wie können die Konsument*innen dazu animiert werden, nachhaltiger zu kaufen und vor allem zu entsorgen? 

HAUKE: Was uns von unseren Marktmitbegleiter*innen abhebt ist, dass
wir aktiv Bewusstseins- und Umweltbildung betreiben. HOFER ist Partner unserer Initiative „Reinwerfen statt Wegwerfen,“ die Konsument:innen 

für Mülltrennung und gegen Littering sensibilisiert. Dazu hatten wir im letzten Jahr gemeinsam mit dem Künstler Fabian Unger eine erfolgreiche Social-Media-Kampagne. Im Februar haben wir gemeinsam mit Wirtschaftspartner eine Awareness-Kampagne gelauncht. Die Botschaft an die Konsument:innen: „Wir wollen deine Verpackungen/ Rohstoffe zurück“. Wir sind bei der ARA massiv dahinter, die Sprache der Konsument:innen zu sprechen und sie dort abzuholen, wo sie sind. 

SCHORN: Besonders wenn es um Nachhaltigkeit und Umweltthemen geht ist die Kommunikation nicht immer einfach. In diesem Zusammenhang ist oft von Vorgängen und Begrifflichkeiten die Sprache, die sehr spezifisch sind. Mit unserer Nachhaltigkeitsinitiative „Heute für Morgen“ versuchen wir, genau wie es Herr Hauke angesprochen hat, Bewusstseinsbildung zu betreiben. Wir möchten die Konsument*innen auf eine Art und Weise informieren, die für alle verständlich ist. Das Ziel ist es ja, dass wir als Gesellschaft weiterkommen. Da rede ich nicht nur für die HOFER KG, sondern denke, dass man das „Wir“ breiter sehen muss. Und genau da geht es momentan in eine gute und richtige Richtung. 


Die ARA als Innovationstreiber 

Zukunft. Kreislauf. Wirtschaft. Seit fast 30 Jahren agiert die ARA als treibende Kraft der österreichischen Abfall- und Kreislaufwirtschaft. Als heimischer Marktführer unter den Sammel- und Verwertungssystemen für Verpackungen sowie Elektroaltgeräte und Batterien organisiert die ARA die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen flächendeckend in ganz Österreich. Die ARA gilt heute als internationales Best Practice und entwickelt als Servicepartner der Wirtschaft maßgeschneiderte Entsorgungslösungen im Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft: von Entpflichtungsservice über Stoffstrom- und Abfallmanagement bis zu ARA Circular Design reicht das Leistungsspektrum, das zudem die Digitalisierung der Kreislaufwirtschaft forciert. 

 

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