StartBusinessEntrepreneurStartup der Woche: SteadySense

Startup der Woche: SteadySense

Die femSense-Marke des österreichischen FemTech Startups SteadySense ist nicht nur in Europa, sondern auch in den USA erfolgreich. FemSense ist als Tool für die Erfüllung des Kinderwunsches bekannt, in naher Zukunft hofft das Startup, sich auch als Alternative zu hormonellen Verhütungsmitteln positionieren zu können. Renée Wagner, Chief Strategy Officer von SteadySense, im Interview.

Worum geht es in Ihrem Startup und welches Problem lösen Sie damit?

Wir bieten Frauen die Möglichkeit, anhand von genauen Daten und Wissen hormonfrei über ihren Körper und ihr Lebensmodell zu entscheiden. Seit Generationen verwenden Frauen die Temperaturmethode, um eine Schwangerschaft zu planen oder zu vermeiden. Auf diesem Wissen basiert femSense. Es ist der schnellste Weg des Fruchtbarkeitstrackings. Der smarte Sensorpatch misst rund um die Uhr die Körpertemperatur. Er zeigt via App die individuell fruchtbarsten Tage an und bestätigt den Eisprung. Somit werden Tabletten, Hormone, zeitlich geplante Temperaturmessungen uvm. redundant.

Mit Wissen kommt Macht und wir sind stolz darauf, Frauen nicht nur ein Tool in die Hand zu drücken, um ein gesünderes Leben führen zu können, sondern auch Wissen und Empowerment liefern zu können. Mit femSense haben sie ihr gesamtes Zyklusbild in der App dargestellt und anhand von ihren individuellen Daten ist die Bestimmung vom Eisprung und den fruchtbaren Tagen sehr genau. Das nimmt den Frauen unheimlich Stress ab. Wir haben mittlerweile bei über 14.000 Schwangerschaften geholfen und auch Frauen generell dabei unterstützt, ihren Körper besser zu verstehen, ihn zu lieben und im Einklang mit ihm zu sein.

„Jetzt geht es darum, Lärm zu machen.“

Renée Wagner, Chief Strategy Officer bei SteadySense. | © SteadySense

Was ist derzeit die größte Herausforderung für Ihr Startup?

Die Enttabuisierung und somit auch das Marketing. Zyklen, Perioden, Zervixschleim, Schwangerschaften usw. sind noch immer sehr persönliche Themen, die in unserer Kultur zwar langsam ins Gespräch kommen, noch sind wir im DACH-Raum jedoch sehr weit weg von Dingen wie „Period Parties“ für unsere 13-jährigen Töchter. Die Vermarktung des Produkts ist eine Herausforderung, zumal das Metaverse bestimmte Wörter, Inhalte und Targets gar nicht zulässt. Zum Glück ist die Zusammenarbeit mit Blogs und Affiliates sehr gut, und wir führen bereits seriöse Gespräche mit Versicherungen (Stichwort: Kostenübernahme), aber wir werden künftig aggressive, klassische Werbekampagnen fahren müssen. Außerdem sind einige Guerilla-Aktionen für 2023 geplant.

Wir sind medizinisch (CE) zertifiziert und sogar für die USA FDA-approved. Jetzt geht es darum, Lärm zu machen. Hormonfrei zu leben ist auch eine Lifestyle-Choice. Wir brauchen mehr Ärzt*innen, die den Sinn des Zyklustrackens und der Ovulationsbestätigung sehen und empfehlen wollen. Wir arbeiten hier auch an Incentives und Dashboards mit Datendarstellungen, die vor allem Ärzt*innen helfen können. Hier sind wir aber noch immer auf weiterer Partnersuche, um alle notwendigen Facetten auszuklügeln für eine Weiterentwicklung des Produkts, was man mit den (natürlich anonymisierten) Daten machen und aus ihnen lernen kann.

„Der DACH-Raum wird immer unser Zuhause sein und das Head Quarter wird auch immer in Österreich bleiben.“

Wie sind Sie mit der Entwicklung Ihres Unternehmens zufrieden?

Sehr! femSense Kinderwunsch findet enorm viel Zuspruch und wir sind am US-Markt sehr gefragt, was uns aktuell zu intensiven Gesprächen mit einem großem Retailer verholfen hat. Die Weiterentwicklung zum Verhütungsprodukt liegt gerade in den letzten Geburtswehen – mit einem Pearl Index werden wir für die Versicherungen, Ärzte und Pharma viel attraktiver als mit reinem Zyklustracken. Uns wurde mitgeteilt, dass wir leider für die lustigen Shows wie „2 Minuten 2 Millionen“ oder „Höhle der Löwen“ schon „zu weit“ in unserer Entwicklung sind. Das wäre natürlich großartig gewesen, um mehr Prominenz zu erlangen, aber es macht auch viel Spaß in unserer Firma mit über 60% Frauenanteil alternative Promotionsarten auszuklügeln. Auf Englisch gibt es ein Sprichwort: „Ingenuity out of necessity“ [Anm. dt.: „Einfallsreichtum aus der Not heraus“].  In solchen Situationen merkt man auch, wie brillant das Team ist und wie viel Glück man hat, von so viel Talent umgeben zu sein.

Wo soll die Reise noch hingehen?

Für uns geht es jetzt in die USA und anschließend widmen wir uns der MENA [Anm.: Nahost und Nordafrika] Region. Wir sind bei diesen Märkten auf sehr fruchtbaren Boden gestoßen. Der DACH Raum wird immer unser Zuhause sein und das Head Quarter wird auch immer in Österreich bleiben, aber als Startup muss man dahin gehen, wo es rasch gelingt, eine gute Größe zu erreichen. Im Moment befinden wir uns in Gesprächen für unser Series A Fundraising. Es ist eine sehr spannende Zeit!

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