Der deutsche Designer und Porzellanfabrikant Philip Rosenthal kannte sie – die drei Säulen des Erfolgs: „…etwas Sein, etwas Schein und sehr viel Schwein“. Es ist der Satz mit dem der 2001 verstorbene, legendäre Industrielle und SPD-Politiker das Nachwort zu seinem Bericht „Einmal Legionär. Was ich in der Legion gelernt habe“ abschließt. Freilich bedeutet es in den meisten Fällen weit mehr Anstrengung und harte Arbeit als das vielzitierte Glücksschwein, das zu wirtschaftlichem Erfolg verhilft.

Auch Martina Ernst kennt sich mit der Thematik aus. Nach vielen Jahren als Managerin bei Unternehmen wie Berlitz und der Erste Bank unterstützt sie mit ihrem Unternehmen SalaryNegotiations Menschen mit Gehaltsverhandlungstrainings.

„Zum Erfolg gehören gewisse Grundpfeiler: Man muss eine Vision haben und daran festhalten. In weiterer Folge soll man sich viele, kleine Ziele setzen. Man muss dabei immer offen sein und flexibel auf den Markt und die Kunden reagieren.“

Die Expertin weiß, was darüberhinaus wichtig ist: dass man seine Grenzen kennt, sich Hilfe holt, wenn man ansteht und sich immer wieder Ruhephasen gönnt, um nicht auszubrennen. „Denn es soll ja kein Strohfeuer, sondern ein langfristiger Erfolg sein. Schlussendlich ist auch Optimismus entscheidend.“ Dies setzen viele Frauen* aus Österreich und Deutschland bereits um. Wie das aussehen kann, zeigen uns heute JULIA FANDLER von Ölmühle Fandler und ZARA BRUHN von der Non-Profit-Organisation Social-Bee.

Mut, Dinge anders zu machen JULIA FANDLER, Ölmühle Fandler

Im Familienunternehmen Fandler aus dem steirischen Pöllau dreht sich seit 1926 alles um kaltgepresste und sortenreine Essige und Öle, die unter anderem aus Hanf, Kürbiskernen, Chiasamen oder Macadamianüssen hergestellt werden. Julia Fandler ist in vierter Generation in der Geschäftsführung des Unternehmens tätig und definiert berufliches Glück so, dass „ich mit meinem Team arbeiten und gestalterisch tätig sein kann. Und zu unternehmen, was mir wichtig ist und gefällt. Dazu gehört, dass mir etwas gelingt, das ich unbedingt machen wollte.“ Ihr Lebenseinstellung: Andere so zu behandeln, wie sie selber behandelt werden möchte.

Mit Arbeit Sinn stiften – ZARA BRUHN, Non-Profit-Organisation Social-Bee

Mit ihrem Sozialunternehmen Social-Bee hat sich Zarah Bruhn zum Ziel gesetzt, die Langzeitarbeitslosigkeit von Geflüchteten zu reduzieren. Für ihr soziales Startup wurde sie unter anderem mit dem Female Founder Award ausgezeichnet.

„Es erfüllt mich,“ sagt die Münchnerin, „wenn mein Engagement dazu führt, auch bei anderen Sinn zu stiften und ein System aufzubauen, das weiterwirkt, selbst wenn ich nicht mehr die Finger im Spiel habe. Daher meine Begeisterung für Social Business, weil ich langfristig Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen mit unternehmerischen Mitteln schaffe.“ Krisen machen die Betriebswirtin kreativ, geben sie doch „Druck auf den Kessel“.

In Angstphasen, die sie – wie alle, die etwas auf die Beine stellen – kennt, verkriecht sie sich ein oder zwei Tage. Kaum sind diese überwunden, folgt die lösungsorientierte Phase. Genau diese Weiterentwicklung schätzt Bruhn an Krisen: Auf die Phase der Analyse folgt die Erkenntnis, was falsch läuft und dann gilt es, richtig umzusteuern. „Bei Social-Bee haben wir uns während des Lockdowns stark verändert und Themen und Projekte angepackt, die dringend notwendig waren, für die jedoch in früheren Zeiten der Druck noch nicht hoch genug war.“

In ihrem beruflichen Handeln setzt die steirische Unternehmerin 2019 auf Werte wie Zuverlässigkeit, Wertschätzung und Menschlichkeit. Aber auch, dass man zuhören kann und andere Meinungen zulässt. Dennoch gibt sie immer klare Anweisungen und trifft, wenn nötig auch unpopuläre Entscheidungen. Ihr Tipp für andere Unternehmerinnen? „Man muss sich den Freiraum schaffen, größtenteils die Dinge zu tun, die man wirklich gerne macht und anderes delegieren, und sich eingestehen, wenn andere etwas besser können und nach Unterstützung fragen können. Und man muss sich trauen, Dinge auch mal anders zu machen als alle anderen.“ Denn beruflicher Erfolg, so Julia Fandler, ist dann möglich, wenn man das Unternehmen gerne führt und es freiwillig macht – nicht aus einer Pflicht oder Verantwortung heraus.

Auch in Zukunft möchte die Unternehmerin mit ihrem Non-Profit-Dienstleister eine Brücke zwischen Geflüchteten und Unternehmen bauen und gleichzeitig als Kompetenzzentrum agieren: durch berufsvorbereitende Qualifizierung für Geflüchtete einerseits, andererseits auch für Unternehmen, die ihre Kultur verändern wollen. „Wir unterstützen unsere Klientel mit Anti-Rassismus-Trainings, die Spaß machen und befähigen HR-Manager, selbst Geflüchtete einzustellen. Außerdem will ich unsere Expertise für benachteiligte Menschen mit Behinderung einsetzen.“ Ihre Mission: in den nächsten fünf Jahren in Europa 10.000 benachteiligten Menschen Arbeit zu bringen.

Mehr zu unterschiedlichsten Erfolgsrezepten diverser Unternehmer*innen finden Sie in unserer neu erschienenen Ausgabe »Sinn, Glück, Fehlerkultur: Was nötig ist, um Leistung voranzubringen«. Mehr dazu hier!