Sheconomy versteht sich als zentrale Plattform für Frauennetzwerke in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaftspolitik und Kultur im Detail vor.
Diesmal haben wir uns mit Sabine Rath, aktives Mitglied des BASF Women in Digital Netzwerks, drüber unterhalten, warum sie sich für einen Kulturwandel im Unternehmen einsetzen, welche Ziele sie für die Positionierung in der Öffentlichkeit verfolgen und warum Wertschätzung ein wichtiger Schlüssel für Gleichberechtigung ist.
Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen?
WiDi gibt es seit 2019 und ist aus Vorgängernetzwerken entstanden, die einen ähnlichen Fokus hatten und sich mit WiDi neu erfunden haben.
Wie viele Mitstreiter*innen zählt ihr Netzwerk aktuell regional?
In Ludwigshafen haben wir je nach Kapazität bis zu 20 aktive Organisationsmitglieder. Unsere Community ist aber weitaus größer und zählt mittlerweile mehrere hundert Allies.
Wie sehen die Zahlen auf nationaler / internationaler Ebene aus?
Auf internationaler Ebene hat sich das WiDi Netzwerk in kleinere Sub-Netzwerke aufgeteilt. Insgesamt zählen wir ca. 100 aktive Organisationsmitglieder und mehr als 700 Allies in unseren Online- und Offline-Kanälen.
Was sind Ihre Kernthemen und Schwerpunkte Ihres Netzwerks?
WiDi ist der Katalysator für unsere Kultur bei BASF! Wir setzen uns für Gleichberechtigung an einem Arbeitsplatz ein, an dem vielfältige Denkweisen zählen. Vielfalt und Inklusion sind Teil unserer Kernwerte bei BASF, hier brauchen wir gemeinsame Kräfte, um diese Werte zu leben. In unserem Netzwerk stärken wir uns gegenseitig und bauen auf mutige und kreative Ideen, um den Wandel zu einer inklusiven Kultur für alle Frauen und Männer bei BASF vorantreiben.
Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab?
Wir setzen auf agile Arbeitsmethoden und nutzen zur gemeinsamen Kommunikation und Transparenz Microsoft Teams (virtuelle Videomeetings). Aber auch der gemeinsame Austausch vor Ort ist uns wichtig, deshalb gibt es in regelmäßigen Abständen Events vor Ort, auch weltweit an den einzelnen Standorten.
Wie oft treffen Sie sich, wie organisieren Sie sich?
Alle zwei Wochen haben wir Statusmeetings, zwei Mal im Jahr planen wir mit “Objectives und Key Results” (OKR) unsere Ziele für die kommenden Monate, für die sich interessierte Kolleg*innen als Verantwortliche melden können. Arbeitsgruppen, die an Einzelthemen arbeiten, treffen sich zusätzlich individuell. Auf diese Weise können wir selbstorganisiert und effektiv arbeiten. Durch diese dynamische Arbeitsweise ermöglichen wir es allen Mitgliedern, aktiv am Netzwerk teilzuhaben und gemeinsam einen positiven Wandel zu bewirken.
Wie informieren Sie sich gegenseitig über Neuigkeiten, aktuelle Kampagnen etc.?
Wir kommunizieren in der Regel asynchron über Microsoft Teams (unser eigener Channel, der anderer Netzwerke in der Firma, der von einzelnen Teams), unserem internen Social-Media-Kanal „Viva Engage“, LinkedIn oder bei gemeinsamen Mittagessen.
Werben Sie gezielt neue Frauen für Ihr Netzwerk an und wenn ja, wie?
Absolut! Wir sind immer auf der Suche nach neuen engagierten Frauen und Männern, die unser Netzwerk mit ihren Skills und Perspektiven bereichern können. Wir erwähnen das Netzwerk während des Onboardings neuer KollegInnen und sprechen gezielt Student*innen und Auszubildende an. Auch aktive Mitglieder bringen neue Kolleg*innen mit. Wenn wir Aktionen und Vorträge planen – sei es individuell, lokal oder global – in Zusammenarbeit mit anderen internen und externen Netzwerken, ermutigen wir alle Teilnehmer*innen dazu, sich uns anzuschließen. Unser Management steht uns dabei als wertvoller Sparringpartner zur Seite.
Wie tritt ihr Netzwerk nach außen auf?
Wir setzen wir auf eine offene und transparente Kommunikation und möchten unsere Mitglieder ermutigen, sich aktiv in die Gestaltung unseres Netzwerks einzubringen. Zum Beispiel richten wir erstmals den „Girls Day“ bei uns in Ludwigshafen in unserem IT-Bereich aus und sind vermehrt bei Recruiting-Events vertreten. Wir möchten unsere Präsenz in der Öffentlichkeit deutlich ausbauen und unser Netzwerk als wichtige Interessenvertretung für Frauen in der digitalen Branche positionieren.
Wie steht es um den „Nachwuchs“ — schwer zu motivieren oder begeistert von der Idee, Teil eines Netzwerkes zu werden?
Wir sind glücklich, dass wir uns mittlerweile einen Namen als Netzwerk gemacht haben, das durch tolle Aktionen überzeugt und Veränderungen bewirkt. Dadurch haben wir das Interesse und die Begeisterung von Menschen verschiedenster Denkweisen und in jedem Alter geweckt, die sich uns anschließen möchten. Wir sind stolz darauf, dass unser Netzwerk zu einem Ort geworden ist, an dem Menschen ihre Fähigkeiten und ihr Potenzial entfalten und sich gegenseitig inspirieren können.
Gemeinsam sind wir stark — was treibt Sie und Ihre Netzwerk-Mitstreiter*innen an?
Uns treibt die Überzeugung an, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Dass wir uns nicht zurücklehnen und darauf warten, dass andere die Themen, die uns bewegen, für uns angehen. Stattdessen sind wir der Meinung, dass wir selbst in der Lage sind, Veränderungen herbeizuführen.
Auf den Punkt gebracht — welche drei Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?
- Innovativ: Wir schaffen Werte und setzen auf innovative Lösungen, um das Beste für unsere Mitglieder zu erreichen.
- Empathisch: Wir sind herzlich und offen für alle und schaffen eine unterstützende und inklusive Umgebung.
- Handlungsorientiert: Wir packen die Dinge an, sind aktiv und pragmatisch, um konkrete Ergebnisse zu erzielen.
Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?
Als Netzwerk von inspirierenden Frauen in der Wirtschaft sind wir der Überzeugung, dass Leistung und Kompetenz die entscheidenden Faktoren für den Erfolg sind – unabhängig vom Geschlecht. Klischees wie „Frauen haben mehr Chancen als Männer durch Quotenregelungen“ sehen wir als Netzwerk nicht nur als falsch, sondern auch schädlich an. Wir glauben an eine Zukunft, in der Frauen die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben wie Männer. Wir möchten dazu beitragen, dass Frauen in der Arbeitswelt die Wertschätzung, Anerkennung und Unterstützung erhalten, die sie verdienen.
Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?
Wir glauben, dass die (normalisierte) paritätische Aufteilung von Care-Arbeit und Elternzeit ein wichtiger Schritt ist. Dazu gehört, dass Teilzeit für Männer genauso normal sein sollte wie für Frauen und Vollzeit für Frauen genauso normal wie für Männer. Wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, traditionelle Rollenbilder zu überwinden und Männer beispielsweise zu ermutigen, sich für Berufe zu interessieren, die oft Frauen zugeschrieben werden.
Um diesen Wandel aktiv und nachhaltig zu treiben, brauchen wir insbesondere all unsere männlichen Kollegen, die sich auch für Chancengleichheit einsetzen. Denn am Ende wird diese Transformation nur gelingen, wenn wir alle an einem Strang ziehen.
Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?
Es ist bedauerlich, dass in vielen Bereichen noch immer geschlechtsspezifische Stereotype und Vorurteile existieren, die den Aufstieg von Frauen be- oder sogar verhindern können. Es ist wichtig anzuerkennen, dass dies jedoch keine allgemeingültige Erfahrung ist und individuelle Umstände variieren können.
In Bereichen, in denen die Regeln von einem bestimmten Mindset geprägt sind, kann es schwierig sein, Menschen mit unterschiedlichen Denkweisen einzubeziehen – unabhängig vom Geschlecht. Es ist daher von großer Bedeutung, Barrieren abzubauen und eine inklusive Kultur zu fördern, die gleiche Chancen und Möglichkeiten für alle bietet.
Wie bewerten Sie die Rolle von Frauennetzwerken in unserer heutigen Gesellschaft?
Frauennetzwerke spielen eine äußerst wichtige Rolle in unserer heutigen Gesellschaft. Sie bieten einen sicheren Raum, in dem Frauen zusammenkommen, sich gegenseitig unterstützen und stärken können. Diese Netzwerke fördern Selbstvertrauen, bieten Möglichkeiten zum Austausch und schaffen eine Plattform für offene Gespräche zu Themen, die Frauen betreffen und auch hier einen Mindset Change zu fördern. Darüber hinaus können sie eine wichtige Rolle bei der Förderung von Diversität und Inklusion in allen Bereichen der Gesellschaft spielen. Indem wir gemeinsam daran arbeiten, eine inklusive Kultur zu schaffen, können Frauennetzwerke dazu beitragen, eine gerechtere und vielfältigere Gesellschaft zu gestalten.
Last but not least — ein Wort zum Thema Frauenquote?
Es wäre wunderbar, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der eine Frauenquote nicht mehr notwendig ist. Eine Welt, in der Auswahlgremien und Führungsetagen bereits von Natur aus divers sind und nicht auf das Geschlecht, sondern auf eine Vielfalt an Denkweisen und Perspektiven achten. Denn es ist erwiesen, dass Vielfalt ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen ist.
Es geht nicht nur darum, Frauen in Führungspositionen zu bringen, sondern darum, sicherzustellen, dass alle Menschen gleiche Chancen haben, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Hintergrund. Während wir uns diesem idealen Zustand annähern, kann die Frauenquote jedoch als notwendiges Instrument dienen, um Gleichstellung voranzutreiben.