Sie saßen mit zwölf Jahren zum ersten Mal in einem Kart, zehn Jahre später gelang Ihnen der Durchbruch – was waren anfangs Ihre größten Hürden?
Rennsport ist finanziell ein unglaublich intensiver Sport, ich hatte zunächst
schlichtweg kein Budget. Hinzu kam, dass damals Frauen im Cockpit nicht wirklich gefragt und gewünscht waren. Als mir KTM (Anm. d. Redaktion: Rennstall und Sportwagenhersteller) 2013 die Chance gab, die X-Bow Battle zu fahren, konnte ich in der Szene Fuß fassen. Ein wenig Glück gehört auch immer dazu, aber unterm Strich gilt es, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort die richtigen Ergebnisse abzuliefern.
Wann hatten Sie das Gefühl, als Fahrerin wirklich respektiert zu werden?
Mit der Unterstützung von KTM, die mich nie als Frau, sondern als Fahrerin im Motorsport positioniert haben, hat alles so richtig begonnen. Ich habe von „Keiner braucht eine Frau im Rennsport“ über „Die Frau als Marketingtool“ bis hin zur totalen Akzeptanz alle Phasen durchgemacht. Kritiker gibt es immer, aber ich habe seit Jahren nicht mehr das Gefühl, dass angezweifelt oder hinterfragt wird, was ich da mache und wofür ich stehe.
Was fasziniert Sie so am Motorsport?
Er ist unglaublich facettenreich: Teamwork, Präzision, Durchhaltevermögen, die technische, aber auch die mentale Komponente, die brutal unterschätzt wird, obwohl sich beim Motorsport 70 Prozent im Kopf abspielen. Speziell bei 24-Stunden-Rennen ist die Dynamik eine ganz eigene. Das, was Menschen und Maschinen hier leisten, ist extrem am Limit, das muss man mal erlebt haben.
Haben Sie Idole? Wer inspiriert Sie?
Vermutlich kommen jedem Rennfahrer hier Namen wie Ayrton Senna, Niki Lauda und Michael Schumacher in den Sinn. Es gibt sehr viele, die Unglaubliches geleistet haben – ich könnte mich gar nicht auf einen einzelnen Fahrer fixieren. Jeder, der sich an der Spitze behaupten kann, ist für mich ein absoluter Hero.
Wie sehen Sie die Zukunft des Motorsports? Welche Rolle werden die elektrisch/hybriden Antriebsvarianten und generellen technologischen Fortschritte spielen?
Wir wissen, dass etliche Komponenten und Faktoren bei Straßenfahrzeugen direkt vom Rennsport abgeleitet werden. Nicht umsonst werden im Rennsport viele Dinge getestet, Weiterentwicklung ist ein Riesenthema. Man darf nie stehenbleiben, es muss immer ein bisschen weiter gehen. Es ist faszinierend, was alles an neuen Technologien vorangetrieben wird, wir bewegen uns da speziell aufgrund der alternativen Antriebsmöglichkeiten in eine sehr interessante Richtung.
Auf der Rennstrecke gilt es, unbedingt einen kühlen Kopf zu bewahren – wie schafft man das auch im Straßenverkehr?
Autofahren ist durch die vielen Helferlein einfacher geworden, das ändert aber nichts daran, dass wir etwas bewegen, das eine unglaubliche Kraft hat. Mehr Aufmerksamkeit hinterm Steuer würde im Straßenverkehr vieles erleichtern – das Wichtigste ist, aktiv zu bleiben, anstatt bloß herumzugondeln. Daher zahlen sich bei langen Fahrten Pausen und Durchschnaufen aus.
Wie souverän sind Sie als Beifahrerin?
Wenn ich das Gefühl habe, dass die Fahrerin oder der Fahrer neben mir entspannt ist, bin ich eine relativ gute Beifahrerin. Wenn mir aber jemand etwas beweisen mag und mir zeigen muss, wie gut er fahren kann, übernehme ich lieber selbst das Steuer.