Die Pandemie trug ihren Teil dazu bei, dass den Österreicher*innen die finanzielle Vorsorge wichtiger wurde. Vor allem für die Gesundheit und für den Krisenfall legen sie durchschnittlich 226 Euro pro Monat zur Seite.
Das Thema Vorsorge rückte in den vergangenen zwei Jahren stärker in das Bewusstsein der Österreicher*innen. Krankheit, Jobverlust und steigende Preise wurden allgegenwärtig und wirkten sich nicht nur auf die Stimmung der Menschen aus, sondern veränderten auch deren Umgang mit Geld. 2021 wurde durchschnittlich deutlich mehr Geld für die Vorsorge beiseite gelegt als ein Jahr zuvor.
Gesundheit wichtigstes Vorsorgethema
Dies stellte sich in einer Umfrage des Marktforschungsinstituts IMAS, die von der Erste Group und den Wiener Städtischen in Auftrag gegeben worden war, heraus. Es wurden 1.000 Personen in Österreich im November 2021 befragt. 89 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen das Vorsorge-Thema sehr bzw. eher wichtig ist. Seit 2017 sei kein so hohes Ergebnis erzielt worden, berichtet der Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung, Manfred Bartalszky. Die wichtigsten Vorsorgethemen sind Gesundheit (68 Prozent), der Aufbau von Reserven für Krisenfälle (68 Prozent) sowie die Pension (64 Prozent).
Hintergrund sei eine „sehr skeptische, sehr gedämpfte, sehr sorgenvolle Grundstimmung“ der Bevölkerung, die auf die „Dauerschleife Corona“ zurückzuführen sei, erklärt IMAS-Studienautor Paul Eiselsberg. Zudem glaube mehr als jeder Zweite (52 Prozent), dass sich die wirtschaftliche Lage eher verschlechtern als verbessern werde. Insbesondere Frauen, Jüngere sowie Menschen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss seien in dieser Frage tendenziell skeptischer. Obwohl mittelfristig eine Verbesserung der Grundstimmung zu erwarten ist, wirken sich die aktuellen Sorgen auf den Stellenwert der finanziellen Vorsorge aus.
Frauen sorgen mit geringeren Beträgen vor
Pro Monat legten die Österreicher*innen im vergangenen Jahr durchschnittlich 226 Euro für Vorsorge zurück. Dies ist ein deutlicher Anstieg zu den Vorjahren: 2020 waren es 161 Euro und 2019 noch 120 Euro. Die Pandemie habe „ein Umdenken bei den Menschen gebracht“, sie würden „mehr zur Seite legen wollen“, so der Wiener Städtische-Vorstand Bartalszky. Die Vorsorge-Schere bleibt allerdings weit geöffnet: Männer (277 Euro) investierten 2021 im Schnitt mehr in ihre Vorsorge als Frauen (173 Euro). Ein Problem, das mit dem geringeren Einkommen von Frauen im Erwerbsleben anfängt und sich bis in die Pension auswirkt.
Im Rahmen der Präsentation der Studie kritisierte Manfred Bartalszky auch, dass die Politik dem Vorsorge-Thema bei der letzten Steuerreform nicht Rechnung getragen habe. Den Forderungen nach Steuerentlastung oder -befreiung für Pensionsvorsorge und für nachhaltige Anlagen sei nicht nachgekommen worden und auch eine Reform der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge sowie der betrieblichen Vorsorge sei bisher in die Wege geleitet worden.
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