StartBusinessMachtstrategien: Wie finde ich meine persönliche Stärke?

Machtstrategien: Wie finde ich meine persönliche Stärke?

Business-Coach Gabriele Strodl-Sollak widmet sich im vierten Beitrag ihrer Serie der Macht der strategischen Kommunikation und erklärt, wie wir mit der richtigen Machtstrategie unseren individuellen Weg zum Erfolg finden.

„Erstmals habe ich einen Vorgesetzten, der eine gute Führungskraft ist – das ist schon erstaunlich. Immerhin bin ich seit fast zwei Jahrzehnten im Arbeitsprozess. Ich hatte so lange Zeit kein positives Rolemodel. Und weißt du was – jetzt, wo ich als Abteilungsleiterin mit strategischer Kommunikation begonnen habe und sehe, was ich alles beeinflussen und gestalten kann, habe ich so richtig Lust bekommen auf mehr. Ich habe Blut geleckt“, so Abteilungsleiterin Margit am Ende unseres Leadership-Programms.

Was muss Margit nun tun, um ins C-Level zu kommen? Sie darf Meisterin im dritten Anforderungslevel nach einem Modell von Theresia Volk werden:

Anforderungslevel 1: Fachliche Expertise

In unseren Berufsanfängen agieren wir primär auf der fachlichen Ebene, festigen unsere fachliche Kompetenz. Wir wollen die besten Problemlösungen, Journalist:innen wollen die besten Texte schreiben, Ingenieur:innen etwas konkretes bauen etc. Wir sind Ausführende auf einer operativen Arbeitsebene.

Anforderungsebene 2: Koordination

Entwickeln wir uns weiter zur Teamleitung, Projektleitung oder als Spezialist:in, brauchen wir andere Kompetenzen. Es geht nun um ineinandergreifende Koordination und Organisation. Wer soll was wann machen? Wir führen selbst weniger aus. Für die meisten ist diese Kompetenzverschiebung mental herausfordernd. Zu koordinieren nimmt viel Zeit in Anspruch. Während man sich auf der operativen, ersten Ebene über „Werke“ freuen kann, sind die Ergebnisse in der Koordinationsebene nicht so offensichtlich. Außerdem gilt es, auch zwischen Abgabeterminen und Korrekturschleifen, Kosteneinsatz und Qualitätsanforderungen gute Entscheidungen zu treffen.

Erst wenn wir das Koordinieren als Kernarbeit begreifen, delegieren wir besser, führen andere so, dass sie operativ Verantwortung übernehmen und gewinnen deshalb Zeit für strategische Kommunikation, die wiederum in ein reibungsloseres Koordinieren einzahlt.

Anforderungsebene 3: Sozial-Kompetenz und Mikropolitik

Hiervon spricht Abteilungsleiterin Margit zu Beginn, wenn sie sagt, sie hätte ‚Blut geleckt‘ und als nächstes eine Bereichsleitung im Visier. Warum? Weil sie positive Reaktionen und Support von Menschen bekommt, die sie überzeugen will. Die zentralen Fragen dieser Ebene sind: Wer kann mich unterstützen? Wie überzeuge ich verschiedene Stakeholder?

Margit experimentiert nun damit, ihr Repertoire von Einfluss-Strategien zu erweitern:

Ihre Lieblingsstrategie ist „Empowerment“. Margit bezieht gerne andere ein, beteiligt sie, unterstützt, fördert und macht den Erfolg anderer sichtbar. Es geht ihr leicht von der Hand, andere stark zu machen. Sie kann auch gut damit leben, dass sie Expertinnen im Team hat, die ihr fachlich überlegen sind – denn alle Details zu kennen, ist nicht mehr ihre Aufgabe.

Worin sie auch gut ist, ist ihr „Gespür für andere“. Margit ist eine einfühlsame Beobachterin. Deshalb kann sie die Interessen, Bedenken und Bedürfnisse anderer gut erkennen oder geschickt erfragen. Sie ist für andere gut einschätzbar, kooperativ und verlässlich, egal was gerade unerwartet daherkommt. Sie stößt niemanden vor den Kopf und kommuniziert klar und wertschätzend, selbst bei Forderungen.

Worauf sie sich vorbereitet, ist das firmeninterne Netzwerk strategisch zu erweitern. Mit einem Teil der anderen Abteilungsleiter:innen ist sie bereits gut vernetzt – sie nutzt die gemeinsame Zeit während der Präsenzmeetings ebenso wie unmittelbar davor und danach, um noch ein paar Worte zu wechseln. Sie plant nun auch Abteilungsleiter:innen von anderen Bereichen kennenzulernen. Dazu nutzt sie Informationsveranstaltungen, interne Netzwerkgruppen, übergreifende Projekte u.ä.

Dabei hat sie ein konkretes Kommunikationsziel, wenn sie daran teilnimmt. Zu ihrer Überraschung lernt sie durchwegs interessante Menschen kennen. Darüber hinaus überlegt sie, wo sie mit anderen Bereichsleiter:innen Anknüpfungspunkte hat. Deborah Tannen macht in ihrer Forschung darauf aufmerksam, dass viele Männer ganz selbstverständlich die Kommunikation mit dem nächsthöheren Management suchen, während Frauen dabei weniger initiativ sind.

Was Margits Naturell nicht besonders entgegenkommt, sind beeindruckende Auftritte mit einem Hauch von Dramatik. Jedoch weiß sie, dass starke Worte und berührende Symbole gute Stimmung bringen und die Herzen der Menschen öffnen. Deshalb wird sie beim nächsten Anlass diese Chance nutzen.

Ein beliebter Kollege wird in Kürze in Pension gehen – gemeinsam mit einer anderen Abteilungsleiterkollegin haben sie schon eine genial-kreative Idee für seine Verabschiedung. Während sie ihn und die große Vision des Unternehmens hochleben lassen, die er als Person so gut repräsentiert, fällt das Bühnenlicht auch auf sie.

Weitere Einfluss-Strategien sind die klassischen Machtquellen anzustreben, zu erschließen und zu nutzen. Dazu gehören alle Ressourcen, Zugänge (zu Information und zu Menschen) und Privilegien. Wer das Firmenauto aus ökologischen Gründen ablehnt, sollte sich andere Status-Symbole einfallen lassen. Denn unser Standing wird oft von rangorientierten Menschen genau nach diesen materiellen Symbolen eingeschätzt. Besonders bescheidene Menschen übersehen die Wirkung auf andere und müssen viel Energie anderswo aufwenden, um an Ansehen zu kompensieren.

Zukunftsszenarien antizipieren. Manche Menschen haben einen siebenten Sinn für Trends. Künstliche Intelligenz? Wer im Unternehmen beschäftigt sich damit? Wer ist in besonderem Maße die Drehscheibe für ein wichtiges Unternehmensziel? Es ist doch spannend, diese Menschen besser kennenzulernen und neue, günstige Koalitionen auszuloten und so einen positiven Beitrag zu leisten.

Machtvoll Einfluss nehmen, statt sich zu schämen

Machpolitik ist oft geplant und wird in konkreten Situationen wirksam. Je klarer uns unsere eigenen Interessen sind, die Interessen unserer Mitspieler:innen, je mehr Gespür wir durch Reflexion für unsere spezifischen Unternehmenskultur entwickelt haben, desto besser können wir tatsächlich Einfluss nehmen. Mit dem Ziel einen positiven Beitrag für unser Unternehmen, uns selbst und die Gesellschaft zu leisten.


Tipp: Boost-Club Leadership-Programm für Frauen

Start am 22. September 2023. Anmeldung hier: https://www.sollak.at/boost-club.html

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