Liebe sheCommunity,
stellen Sie sich vor, Sie setzen als Unternehmerin im Personalmanagement auf gelebte Gleichberechtigung und gemischte Teams und verankern diese Werte öffentlich in ihre Unternehmensphilosophie. Und ihre Kund:innen drohen Ihnen aufgrund dieser – nach unseren Maßstäben selbstverständlichen – Bekenntnis von einer Woche auf die andere mit Stornierung der Geschäftsbeziehungen.
Bis vor wenigen Wochen wäre der Aufschrei bei uns, aber auch jenseits des Atlantiks groß gewesen. Doch unter der neuen US-Administration scheint das, was gestern noch zum guten Ton gehörte und durchaus auch als Wachstumstreiber gedacht war, Teufelszeug zu sein. Anders sind die Briefe nicht zu interpretieren, die nach Berichten der französischen Wirtschaftszeitung „Les Echos“ und des deutschen „Handelsblatt“ in diesen Tagen französischen Unternehmen mit Absender der US-Botschaft zugestellt wurden. Darin verlangen die USA von französischen Firmen nichts weniger als einen offiziellen Nachweis, dass auch sie das vom US-Präsidenten Donald Trump erlassene Verbot von Diversitätsprogrammen einzuhalten haben. Anderenfalls würde mit Konsequenzen zu rechnen sein. Verbunden sind die Drohungen mit einem Ultimatum: Binnen fünf Tagen mögen die französischen Unternehmen bestätigen, das neue Verbot von Programmen zu „Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion“ anzuerkennen und zu befolgen.
Es sind in diesen Tagen neben täglich neuen politischen Verfehlungen nicht nur Strafzölle und ein unverhohlener Anti-Europa-Kurs führender US-Repräsentanten, die uns sprachlos zurücklassen. Wir befinden uns bereits in einem Kulturkampf mit dem Land, das für uns Europäer noch vor kurzem als zuverlässiger Verbündeter galt. Die neue Administration beginnt damit, ihren in den USA aufgenommenen ideologischen Kulturkampf über den Nordatlantik auch nach Europa zu tragen. In den USA sind bereits zahlreiche Unternehmen und Organisationen vor den neuen Anweisungen zu „Diversity, Equity and Inclusion“ (DEI) eingeknickt. Was mich als jemand, der viele Jahre in den USA gelebt und gearbeitet hat, besonders alarmiert: bei all dem stößt Donald Trump im eigenen Land auf keinen relevanten Widerstand.
Als Co-Herausgeberin und Gesellschafterin der she-Medien weiß ich: unser Team stellt sich dieser Herausforderung! sheconomy hat sich aktiv dem positiven und nachhaltigen Wirtschaftswandel verschrieben und richtet sich an eine Change-affine Zielgruppe, die mitten im Wirtschaftsleben steht und den Faktor Frau und Diversity als Wirtschaftstreiber für Innovation, Digitalisierung und ESG/CRS versteht. Nicht zuletzt dafür wurde sheconomy 2024 mit dem IHK-Preis für Wirtschaftsjournalismus „Ernst Schneider“ für besondere publizistische Leistungen über Wirtschaftsthemen ausgezeichnet. Wir verstehen diese Würdigung als Ehre, aber auch als Auftrag.
Bleiben Sie uns in diesen turbulenten Zeiten gewogen.
Ihre
Yvonne Molek
Herausgeberin