Allerhöchste Eisenbahn. Sehr viel länger hätte Mary Trump wohl nicht warten dürfen, um mit »Too Much and Never Enough: How My Family Created the World’s Most Dangerous Man«, einem Buch über ihren Onkel Donald Trump und dessen Familiengeschichte, an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn die Gefahr, dass Donald Trump, den die Autorin und Psychologin in ihrem Buch als verlogenen und kaltherzigen Narzissten beschreibt, ist real und liegt nur noch etwas mehr als drei Monate entfernt. »Ich kann nicht zulassen, dass er mein Land zerstört«, zitierte der TV-Sender CNN Mary Trump.

Lückenschluss. Für Aufsehen sorgte Mary Trump mit ihrem Buch schon lange vor dem Erscheinungstermin. So stellte beispielsweise Donald Trumps jüngerer Bruder Robert den Versuch an, eine Veröffentlichung mit juristischen Mitteln zu verhindern. Er scheiterte. Dem Verlag Simon & Schuster brachte »Too Much and Never Enough« mit einer Million verkauften Exemplaren am ersten Tag wahre Rekordzahlen ein. Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass Mary Trumps zu Papier gebrachte Diagnose einer dysfunktionalen Familie das Potenzial hat, inmitten all der Trump-Bücher, die bereits da draußen herumgeistern, eine Lücke zu schließen.

Mythenfreie Zone. Dabei räumt Mary Trump natürlich auch mit allerlei Mythen rund um Donald Trump und seine Familie auf. Allen voran der große Familienmythos, dass die Trumps ausschließlich durch harte Arbeit und geniale Ideen zu ihrem Reichtum gekommen sind. Korruption, Schwindeleien und unendlicher Geiz hatten in dieser Geschichte naturgemäß keinen Platz. In Mary Trumps Buch wird diesen Facetten eines von Betrug und Gnadenlosigkeit geprägten Lebens nun jener Platz eingeräumt, der notwenig ist, um sich auf die Wahl in drei Monaten vorzubereiten.

Mary L. Trump ist die Tochter des älteren Bruders des Präsidenten, Fred Trump Jr., der 1981 im Alter von 42 Jahren an den Folgen seiner Alkoholsucht gestorben war. Sie ist Psychologin und lebt mit ihrer Tochter in New York.

Header © Peter Serling, 2020