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Katharina Wolf von „Kate & Kon“: „Jede:r tut das, was er oder sie am besten kann“

Eine Vater-Tochter-Geschichte, die sich zur Familienangelegenheit auswuchs: Wie der legendäre Weinhandel „WeinArt“ zum Fine-Wine- und Fancy-Food-Unternehmen „Kate & Kon“ wurde. Oder: Wie man alles neu macht und den Spirit des Gründers dennoch weiterträgt.

Er war ein Visionär und Besessener, Erbauer und Ermöglicher. Besessen davon, bei allem, was er anpackte, immer nur die bestmögliche Qualität zu erzielen. Alles andere war ihm inakzeptabel. Erbauend und bauend – als Geschäftsmann hatte er zwölf Unternehmen gegründet und erfolgreich verkauft. Ermöglicher – weil er sich immer Partner mit an Bord holte, deren Potenzial er früh erkannt hatte. Sie durften an und mit ihm wachsen. Letztere Eigenschaft ist vielleicht die wichtigste, weil sie alles andere erst richtig zum Erstrahlen bringt. Aber mehr dazu später.

Eines der ersten Sterne-Restaurants

Die Rede ist von Carlo Wolf, Gastronom, Weinliebhaber, Unternehmer, Berater, Ideengeber, Kraftwerk. Mit seinem Bonner „Chez Loup“ schuf er Mitte der 1970er Jahre eines der ersten Sterne-Restaurants Deutschlands. Parallel dazu ersann und realisierte er den legendären Rungis-Express, einen Delikatessen-Express für die Top-Gastronomie, der innert 24 Stunden die feinsten Lebensmittel rund um den Erdball verschickte und damit vieles, was zuvor nur in Frankreichs Lokalen möglich gewesen war, internationalisierte. Weiter ging es Schlag auf Schlag: Gründung der Weinhandelsfirmen Wein Wolf, Pommery, Grand Cru Select und WeinArt sowie des Öko-Landguts LandArt mit der berühmten „Atterochs“-Zucht, um nur einige seiner Projekte zu nennen.

Ein Ermöglicher

Es ist nicht leicht, in die Schuhe eines solchen Vaters zu schlüpfen. Aber es war möglich, weil dieser Vater eben auch ein Ermöglicher war – 2017 verstarb der erst 68-Jährige, nach schwerer Krankheit in seinem Haus am Attersee. Die letzten Jahre hatte sich Carlo Wolf auf den Weinhandel konzentriert, bei dem er vorrangig Spitzenprodukte sowie Geheimtipps aus Frankreich, Italien und Deutschland anbot. Um zu testen, ob seine Tochter Katharina die Richtige war, in seine Fußstapfen zu treten, gab es ein Jahr Probezeit. Die 39-Jährige erinnert sich: „Als klar war, dass ich das Geschäft einmal übernehmen werde, ist mein Vater mit mir zu jedem Winzer gefahren und hat mich als seine Nachfolgerin vorgestellt. Daraufhin haben einige sofort Schnappatmung bekommen, weil der Weinhandel eine absolute Männerdomäne ist.“ Sie war damals 20 Jahre jung – selbst die Winzer-Söhne, alle zehn Jahre älter als sie, hatten bei dem Patriarchen-Gefüge (noch) nichts zu melden. Doch Carlo Wolf, dem die teilweise offene Ablehnung gegenüber seiner Tochter nicht entging, unterstützte sie dabei, bei der Sache zu bleiben und „den richtigen Zugang zu den Kunden und Winzern zu finden“. Vieles, was er ihr vorgelebt hatte, hatte sie außerdem im Blut, weil sie ihm schon als kleines Mädchen neugierig über die Schulter geblickt hatte.

Die Rollenverteilung

Als Katharina heiratete, war klar, dass ihr Mann, Florian Wolf-Haidegger, der bereits zuvor mitgewirkt hatte, ins Geschäft als Partner einsteigt. Doch dann kam die große Überraschung: Bruder Konstantin, der am Londoner Kings College und in St. Andrews ein Finance-and-Economics-Studium mit allem Pipapo abschloss, wollte sich ebenfalls im Unternehmen nützlich machen. „Eigentlich sind wir alle davon ausgegangen, dass mein Bruder Banker wird und wir ihm höchstens den Weinkeller einrichten dürfen“, lacht sie. Das war 2016. Gemeinsam fuhren sie ein Wochenende weg, um zu überlegen, wie es weitergehen sollte, „dann haben wir nach 30 Minuten gesagt, es wäre doch blöd, wenn jeder sein Ding macht; am besten, es tut jeder das, was er am besten kann, und das als gleichberechtigte Partner“. Rasch kristallisierte sich Folgendes heraus: Katharina macht vor allem den Einkauf und bedient den Endverbrauch, Florian Sales in Österreich und Logistik. Und Konstantin kümmert sich um Gastronomie, Sales international, Food-Portfolio, Marketing und Social Media.

Nicknames vs Tradition?

Der wirkliche Sprung vom Alten ins Neue kam, als die Firma umbenannt werden sollte. Auch hier bringt Katharina den Vater ins Spiel: „Er war stark dahinter, dass wir die Brand ändern, während ich konterte: ‚Aber wir haben doch Tradition!‘“. Er meinte nur: „Was interessiert mich mein Quatsch von gestern“. Zu dritt entwarfen die Jungen ihr „Fine Wine and Fancy Food“-Konzept; auch die Marke „Kate & Kon“, bestehend aus den Nicknames der Wolf-Kinder, entstand im Familienkreis. Was sie besonders freut: „Der Papa hat die Neubenennung der Firma noch mitbekommen“. Und sein Spirit wird weiter gepflegt, denn auch „Kate & Kon“ zählt europaweit zu den führenden Importeuren und Händlern für Spitzenweine wie etwa Domaine Leflaive oder das Champagnerhaus Bollinger. Die Kinder an der Hand führen und sie gleichzeitig loslassen – das konnte Carlo Wolf besonders gut. Es scheint das Geheimnis aller geglückten Betriebsübergaben zu sein.

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