StartOpinionKarriere? Kinder? Oder doch nur ein bisschen Pilates?

Karriere? Kinder? Oder doch nur ein bisschen Pilates?

Eine Mutter beantragt Elternzeit und erntet Spott statt Support. Diese Haltung ist nicht nur respektlos, sondern leider Alltag für viele Frauen. Warum wir genau solchen Führungsstilen die rote Karte zeigen müssen – und was echte Wertschätzung bedeutet.

Liebe she Community,

eigentlich hatte ich geplant, hier mit unserer Initiative „Top Female Workplaces 2025“ in Kooperation mit kununu einzusteigen … Dazu nun an anderer Stelle mehr, denn seit dem Wochenende beschäftigt mich folgende Geschichte. Beziehungsweise: macht mich wütend.

Eine Bekannte, nennen wir sie Susanne, hat bei ihrem Unternehmen Elternzeit eingereicht. Sagen wir ein paar Monate, die Gründe dafür sind egal. Die unrühmliche Hauptrolle spielt Susannes Vorgesetzte, die den Antrag – sinngemäß – folgendermaßen kommentierte: Susanne brauche nicht davon auszugehen, dass sie nach der Elternzeit ihren Job wiederbekomme, überhaupt suche sie doch nur eine Exitstrategie, um dann was – den abfälligen Ton müssen Sie sich dazu denken – mit Pilates oder so zu machen … (Dazu ein Sorry von mir an alle Instructor dafür, dass diese Dame Ihren Beruf scheinbar ausschließlich als Zeitvertreib für nicht-erwerbstätige Mütter sieht.) Natürlich nehme ich auch die Perspektive der Führungskraft ein, ich habe die Elternzeit-Situation schließlich selbst oft erlebt: Ja, es nervt, überbrücken zu müssen, jemanden Neues einzulernen, aber, diesen „Aufwand“ habe ich stets gern auf mich genommen. Das ist nämlich auch eine Art der Wertschätzung, für eine Mitarbeiterin die Extrameile zu gehen. Darüber hinaus habe ich immer ein hoch-motiviertes Teammitglied zurückzubekommen, die Mütter in meinen Teams haben nach ihrer Rückkehr nicht nur extrem effizient gearbeitet, sondern auch einen neuen, anderen Blick auf alte Themen mitgebracht.

Das ist die eine Ebene dieser Geschichte, die zweite hat mich ebenso getroffen. Susanne hat nach dem ersten Schock auf dieses Personalgespräch mit Resignation reagiert: So sei nunmal die Realität in Deutschland, Mütter werden nicht wertgeschätzt, seien lästig, und es werde eben doch unterschwellig verlangt, sich zwischen Karriere und Kindern zu entscheiden.

Heartbreaking, oder?!

Deshalb, liebe she Community, lassen Sie uns Susanne das Gegenteil beweisen! Nämlich, dass eine Frau wie sie, die seit 20 Jahren arbeitet, bei jedem ihrer Arbeitgeber sich über die Maßen einsetzt, zu 110 Prozent loyal zeigt, und zwei Kinder bekommen hat, der Arbeitsmarkt dringend braucht.

Und lassen Sie uns die Art von „Führungskraft“, wie es Susannes Vorgesetzte ist, zu Auslaufmodellen machen.

Mehr zum Thema echtes Leadership, Skills und Karriere in der neuen sheconomy-Ausgabe, die kommenden Samstag, den 12.7.2025 erscheint.

Ihre,

Lara Gonschorowski

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