Laut einer im Jahr 2018 publizierten Studie des Eurostat liegt Österreich innerhalb der EU beim Anteil der Beschäftigten in Homeoffice auf dem vierten Platz. Rund 10 Prozent der Österreicher*innen arbeiten also von zu Hause aus. Dass dieser Wert in den vergangenen Tagen sprunghaft angestiegen ist, liegt natürlich an den aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus.

In anderen europäischen Ländern, beispielsweise in den Niederlanden, haben Arbeitnemer*innen schon länger das Recht auf Homeoffice. In Österreich und Deutschland halten aber nach wie vor viele Unternehmer*innen an der Präsenzpflicht ihrer Angestellten fest. Das liegt, wie Klaus Brenke, Arbeitsmarktexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), im Online-Magazin Impulse erklärt, vor allem daran, dass die Arbeitsleistung immer noch häufig daran gemessen wird, wann die/der Arbeitnehmer*in kommt und geht. »Um Home-Office zu ermöglichen, müssen die Arbeitgeber gedanklich umschwenken: von Zeit- auf Leistungsmessung.« Das heißt: Nicht der Zeitaufwand zählt, sondern die Ergebnisse sind wichtig. Gerade in unserer heutigen Arbeitswelt, in der Flexibilität im Sinne des New Work-Gedankens eine immer größere Rolle spielt, scheinen diese Bedenken nicht mehr ganz akkurat und zeitgemäß. Und es gibt auch Studien, die ganz klar darauf hindeuten.

So zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dass sich jede dritte Arbeitnehmerin und jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland wünscht, zumindest ab und zu von zu Hause aus arbeiten zu können. Einer im März 2015 publizierten Studie kann außerdem entnommen werden, dass mobiles Arbeiten die Produktivität fördert. Je herausfordernder und geistig anspruchsvoller die Tätigkeit, desto dankbarer wären die Menschen darüber, ihre Arbeit teilweise von Hause aus zu erledigen können, erklären Arbeitspsycholog*innen immer wieder. Außerdem würde es die Arbeitnehmer*innen deutlich zufriedener machen, wenn sie selbst entscheiden könnten, wann welche Dinge erledigt werden. Fixe Calls oder Video-Meetings können natürlich trotzdem zu bestimmten Tageszeiten abgehalten werden. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Heimarbeit vom Unternehmen und dem/der Vorgesetzten voll und ganz akzeptiert ist. Flexibilität hat also Hochkonjunktur.

Dass Expert*innen nicht nur die eben genannten Vorteile sehen, liegt vor allem daran, dass Telearbeit den Arbeitnehmer*innen ein gutes Zeitmanagement, ein strukturiertes Vorgehen und ein nicht gerade geringes Maß an Selbstdisziplin abverlangt. All diese Faktoren sollten natürlich auch bei der Arbeit im Büro vorhanden sein, allerdings führt der Kontext Büro diese sehr viel schneller und meist auch automatisch herbei. Außerdem lässt sich Produktivität im Büro leichter vortäuschen. Haben sich die Mitarbeiter*innen diese Fertigkeiten im Homeoffice aber mal angeeignet, können sie diese auch bei der Büroarbeit gut einsetzen. Unternehmer*innen sollten sich aber in jedem Fall genau überlegen, welche Mitarbeiter*innen und welche Tätigkeiten tatsächlich für die Heimarbeit geeignet sind.

Bei längeren Perioden der Telearbeit werden, Studien zufolge, vor allem die sozialen Kontakte vermisst, die durch Emails oder Telefonate nicht vollständig ersetzt werden können. Angesichts der momentanen Situation müssen wir diese Lücke nun mal ganz einfach akzeptieren und vielleicht versuchen, sie durch etwas anderes zu füllen. Vielleicht durch ein Telefonat mit einer Freundin, bei der man sich schon viel zu lange nicht mehr gemeldet hat. Eines ist aber jetzt schon sicher: Wenn wir nach dieser Phase der Arbeit von zu Hause aus wieder in die Büros zurückkehren, werden wir in Sachen Flexibilität und Selbstdisziplin viel besser aufgestellt sein. Davon werden auch die Unternehmen profitieren. Homeoffice ist, ganz besonders aus der aktuellen Perspektive, eine große Chance.