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Geld im Griff

Von Antonia Wemer

Ein gutes Einkommen heißt nicht automatisch, dass man am Monatsende Geld am Konto hat. Warum es so schwer ist, mit dem eigenen Verdienst auszukommen. Und wie es trotzdem gelingen kann.

Es ist nicht dein Gehalt, das dich reich macht, es sind deine Ausgabegewohnheiten“, hat der US-amerikanische Finanzkolumnist Charles A. Jaffe einmal gemeint. Tatsächlich
haben manche Menschen trotz mittelmäßigem Einkommen immer Geld im Börserl, während sich bei anderen selbst satte Gewinne sofort in Luft auflösen. Aber warum können einige Leute besser mit monetären Dingen umgehen als andere? Der Finanzpsychologe Brad Klontz vermutet, dass ein Grund dafür in der Kindheit liegt. Die Einstellung zu Geld wäre häufig von den Eltern und Großeltern abgeschaut.

Ob in der Familie geprasst oder gespart wurde, hätte großen Einfluss auf das eigene Finanzverhalten. Gleichzeitig ließe sich die Angewohnheit, nicht für die Zukunft vorzusorgen, auch von viel weiter zurückliegenden Ahnengenerationen ableiten. Schließlich hat der Mensch einen Großteil seiner Geschichte in Gemeinschaften aus Jägern und Sammlern verbracht. Lange Zeit waren wir es gewohnt, dass zahlreiche Ressourcen frei zur Verfügung standen – man konnte nur mitnehmen, was man tragen konnte. Das Horten von Dingen, die man erst in fernerer Zukunft braucht, liegt Klontz zufolge nicht in der menschlichen Natur. Sparsamkeit ist also nicht angeboren, sondern angelernt.

Wie schwierig es für viele Menschen ist, in finanziellen Angelegenheiten vernünftig zu agieren, beschreibt auch die britische Psychologin Claudia Hammond in ihrem Buch „Erst denken, dann zahlen: Die Psychologie des Geldes und wie wir sie nutzen können“ (Klett-Cotta). Sie stellte bei der Auswertung von 250 wissenschaftlichen Studien fest, dass Geld das Belohnungssystem im Gehirn genauso aktiviert wie Drogen oder Süßigkeiten. Das Besondere dabei ist allerdings, dass das Glückshormon Dopamin schon freigesetzt wird, wenn ein finanzieller Gewinn nur in Aussicht gestellt wird. Bei Schokolade beispielsweise
tritt dieser Effekt erst ein, wenn man sie in Händen hält. Umgekehrt haben Untersuchungen gezeigt, dass bei Probanden, die sich durch hohe Preise abgezockt fühlen, jene Gehirnregionen aktiv werden, die für Schmerz und Verlust zuständig sind. Kein Wunder also, dass wir ständig auf Schnäppchenjagd gehen.

Wie sehr wir uns von der Droge Geld zu irrationalen Handlungen verleiten lassen, hängt laut dem Psychologieprofessor Dale Hartley von der West Virginia University von drei Denkfehlern ab, die den richtigen Umgang mit Finanzen erschweren. Da wäre zum einen die sogenannte „Greater Fool-Theory“, die besagt, dass Menschen eine überteuerte Aktie kaufen, weil sie glauben, dass sicher jemand bereit ist, noch mehr zu investieren. Und tatsächlich findet sich fast immer ein noch größerer Idiot mit derselben Hoffnung. Aber auch die „Theorie des sozialen Vergleichs“ treibt Menschen zu unvernünftigen Entscheidungen, etwa dann, wenn Leute mit ähnlichem Einkommen besser wohnen als man
selbst. Um das zu erreichen, was andere haben – oder sie zu übertrumpfen – stürzt man sich in Schulden und nimmt letztlich Verluste in Kauf. Und zu guter Letzt sorgt der „Nachahmungseffekt“ sogar noch für eine Steigerung dieses Phänomens: Anstatt zu vergleichen, trifft man aufgrund von Handlungen anderer Personen sofort eine Wahl. Soll heißen: Weil sich die gute Freundin ein teures Handy zulegt, tut man es ihr gleich – obwohl man vielleicht gar kein so kostspieliges Gerät braucht.

Um solche Fallen zu vermeiden, rät Hartley dazu, sich bei finanziellen Entscheidungen nicht von Emotionen leiten zu lassen. Ein nützlicher Faktor dabei ist Zeit. Vermeidet man Impulskäufe – etwa indem man die gute Freundin zwar in den Handyshop begleitet, aber die eigene Kreditkarte zu Hause lässt – verringert man auch das Risiko eines „Shoppingkaters“ am nächsten Tag. Darüber hinaus können die folgenden Tricks dabei helfen, mit den eigenen Finanzen besser klar zu kommen.

Wünsch dir was!

Sparen ist schwer, aber klare Ziele machen es einfacher. Bei einer Umfrage der LeasePlan Bank kam heraus, dass es den Befragten wesentlich leichter fiel, Geld für einen späteren Zeitpunkt wegzulegen, wenn sie sich damit einen konkreten Wunsch erfüllen wollten. So gaben etwa 80 Prozent an, sie würden für eine langersehnte Traumreise gerne den Gürtel enger schnallen. Und Dan Ariely kam bei seinen Forschungen zu dem Ergebnis, dass Sichtbarkeit – etwa in Form eines Sparkalenders – bei der Erreichung solcher Ziele helfen kann.

Gelegenheiten nutzen

Sebastian Ebert, Professor für Mikroökonomie an der Frankfurt School of Finance and Management, empfiehlt Menschen, denen das Geld leicht durch die Finger rinnt, Einzahlungen aufs Sparkonto mit anderen Zahlungen zu kombinieren. So würde es häufiger gelingen, etwas auf die Seite zu legen. Die 50-30-20-Regel Diese Formel teilt das monatliche Einkommen in drei unterschiedlich große Teile. Der größte besteht aus 50 Prozent, der zweite aus 30 Prozent und der letzte Teil aus 20 Prozent. Teil eins wird für lebensnotwendige Ausgaben verwendet – also Miete, Strom, Essen, etc. Dieses Geld wird sofort, wenn das Gehalt auf der Bank eingegangen ist, auf ein Haushaltskonto überwiesen. Teil zwei ist für alles da, was man sich gönnen will – wie Ausgehen, Reisen oder Wellness. Dieses Guthaben bleibt auf dem Konto und kann entweder monatlich ausgegeben oder für
eine größere Anschaffung gespart werden. Teil drei schließlich wird als Rücklage aufgehoben. Am besten wandert er per Dauerauftrag auf ein Sparkonto. Auf diese Weise steht man bei Überraschungen wie einer notwendigen Autoreparatur oder einer Haustier-OP nicht mit leeren Händen da.

Dispo streichen

Radikal, aber wirksam: Wer sein Konto nicht überziehen kann, ist nicht mehr verleitet, über seine Verhältnisse zu leben. Wer nicht ganz so rigoros vorgehen möchte, lässt sich den Überziehungsrahmen lediglich kürzen.

Das Haushaltsbuch

Altbacken, aber gut: Eine analoge – in moderner Variante digitale – Aufstellung, in die zumindest einige Monate lang alle Ausgaben eingetragen werden, kann helfen, ein besseres Gefühl für die eigenen Finanzen zu bekommen. Denn oft weiß man gar nicht, wofür man zu viel ausgibt. Tipp: Zwischen Fixkosten und variablen Kosten unterscheiden.

Ersatz finden

Wer seine Geldprobleme in den Griff bekommen möchte, muss nicht zwangsläufig auf etwas verzichten. Oft lässt sich kostengünstiger Ersatz finden – etwa, indem man luxuriöse Dinge auf Secondhand-Plattformen kauft, statt teuren Restaurantbesuchen Gourmetessen zu Hause veranstaltet und bei Internet, Handy und Co. auf einen Anbieter mit besseren Preisen wechselt. Manchmal lässt sich aber auch Bares sparen, indem man beim Shoppen auf teurere Qualität setzt anstatt auf Billigprodukte, die ständig nachgekauft werden müssen.

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