StartBusinessFrauen in Führungspositionen in der Wissenschaft stärken

Frauen in Führungspositionen in der Wissenschaft stärken

In der Welt der Wissenschaft haben Frauen immer wieder gezeigt, dass sie unaufhaltsame Kräfte der Innovation, der Entdeckung und des Fortschritts sind. Warum die Gleichstellung in der Wissenschaft eine komplexe Herausforderung ist und was es dafür braucht, berichtet Mission Female Member Monika Altmaier.

Von Marie Curies und Lise Meitners bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Radioaktivität und Kernspaltung bis hin zu Rosalind Franklins entscheidenden Beiträgen zum Verständnis der DNA. Von Ada Lovelace, die als erste Programmiererin gilt, und der von ihr entwickelte Algorithmus, der als erstes Computerprogramm der Welt angesehen wird, bis hin zu Sally Rides historischer Reise ins Weltall. Diese fünf bemerkenswerten Forscherinnen haben bewiesen, dass es keine Grenzen gibt, und dass Frauen alles erreichen können. Ihr Durchhaltevermögen und ihre Leidenschaft haben die Landschaft der wissenschaftlichen Forschung und Innovation deutlich bereichert und verändert.

Heute betreten führende Frauen in der Wissenschaft weiteres Neuland in Bereichen wie künstliche Intelligenz (Fei-Fei Li), Klimawissenschaft (Katharine Hayhoe), Biotechnologie (Frances Arnold) und Agrarforschung (Ruth Oniang’o). Sie gestalten die Zukunft unserer Welt und finden Lösungen für einige der dringendsten Herausforderungen der Menschheit.

Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftlerinnen

Wir bei CIMMYT zeigen Jahr für Jahr, wie die neue Generation von Frauen die Getreideforschung verändert. Diese Wissenschaftlerinnen bilden eine unglaublich starke Gemeinschaft von Forscherinnen, die den weltweiten Hunger bekämpft. 66 Nachwuchswissenschaftlerinnen aus 29 verschiedenen Ländern wurden ausgezeichnet – zuletzt aus Marokko, Indonesien, Äthiopien, Italien, Pakistan und China.

Wir führen unter dem Titel: „Catalysts of Change: Frauen in Führungspositionen in der Wissenschaft“ Kamingespräche durch, mit dem Ziel, eine weitere starke Unterstützung für die Entwicklung und Karriere von Frauen zu gewährlisten, wie die weltweit hoch angesehene Frau Dr. Ismahane Elouafi Swati Nayak, eine indische Kollegin und führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Reiszüchtung. Sie moderierte einen Ted-Talk zur gezielten Motivation und Förderung.

Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung

Solche Initiativen machen deutlich, dass die Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft eine komplexe Herausforderung ist, die verschiedene Ebenen betrifft. Hier kommt Human Resources eine entscheidende Verantwortung zu, wobei ich sicher bin, dass die Personalpolitik nicht die alleinige Katalysator-Rolle spielen kann.

Nachfolgend ein paar Maßnahmen, um die Gleichstellung zu verbessern:

  • Gewährleistung fairer Auswahlverfahren und die Einführung von transparenten Kriterien für Beförderungen, um Vorurteile zu minimieren.
  • Förderung von Netzwerken für Frauen in der Wissenschaft, um den Austausch von Erfahrungen und Ressourcen zu ermöglichen.
  • Flexible Arbeitszeit und Homeoffice-Optionen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern – oder wie bei uns hier in Mexico, die umfassende Schaffung von Kinderbetreuungs-Einrichtungen direkt auf unserem Forschungsgelände.
  • Sensibilisierung für Geschlechterstereotypen und Vorurteile, um ein gleichberechtigtes Arbeitsumfeld zu fördern.
  • Aktive Förderung von Frauen in Führungspositionen, um als Vorbilder zu dienen, und die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft zu erhöhen.
  • Regelmäßige Überprüfung und Veröffentlichung von Geschlechterstatistiken, um Transparenz zu schaffen.

Die Förderung der Gleichstellung von Frauen – insbesondere auch in Wissenschaft und Technik – erfordert das Engagement von vielen Mitgestaltern: von Gesellschaft, Institutionen, Führungskräften, und nicht zuletzt von den Wissenschaftler:innen selbst.

Offenheit und Transparenz

Um die genannten Ziele von Förderung und Gleichstellung zur erreichen, muss allerdings auch stets für Transparenz gesorgt und verdeutlicht werden, was bisher erreicht wurde, und welche weiteren Schritte noch vor uns liegen. In diesem Zusammenhang sehe ich es als meine Verpflichtung als Director People & Culture an, für Offenheit und Transparenz in Richtung unseres Boards und unseres gesamten Managements zu sorgen.

  • Für mich schaffen Statistiken eine Transparenz bezüglich der Geschlechterverteilung in verschiedenen Hierarchieebenen und über all unsere Regionen weltweit. Dadurch können organisationsweite Ungleichgewichte identifiziert werden, was uns wiederum ermöglicht, gezielt an den Ursachen von Ungleichheiten zu arbeiten.
  • Die Veröffentlichung von Geschlechterstatistiken erlaubt es uns als Forschungsorganisation, unsere Erfolge im Bereich Geschlechtergleichstellung mit Branchenstandards oder Best Practices zu vergleichen. Dies fördert den Wettbewerb und den Austausch bewährter Verfahren.
  • Organisationen, die sich aktiv für Geschlechtergleichstellung einsetzen, und
    dies durch die Veröffentlichung von Geschlechterdaten demonstrieren, können für talentierte Fachkräfte – insbesondere auch Wissenschaftlerinnen – attraktiver werden. Dies ist besonders relevant, da viele Fachkräfte heutzutage Wert auf Diversität und Inklusion legen.

Was heißt dies konkret? Seit meinem Start im Jahr 2018 haben wir die Frauenquote sukzessive gesteigert. Dies war nicht in allen Weltregionen gleichermaßen erfolgreich. Es gibt nach wie vor Länder, in denen wir hinter unseren Ansprüchen zurückbleiben, dazu zählen Indien, Äthiopien, Senegal oder Sambia.

Initiativen für nachhaltige Gleichstellung

Es gibt aber auch erfreuliche Entwicklungen: waren wir vor einigen Jahren noch bei einer Einstellquote von 21 % Frauen – so sind wir im Jahr 2023 bereits bei 42 %. Eines ist mir während dieser Zeit auch bewusst geworden: Es bedarf konkreter Initiativen und Verpflichtungen, um einen nachhaltigen Einfluss auf die Gleichstellung – insbesondere der Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen – zu erzielen. Die Veröffentlichung von Geschlechterstatistiken wird effektiver, wenn sie von Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung begleitet wird.

Und trotz aller Erfolge stellt sich naturgemäß die Frage: Was gedenke ich aus meiner Rolle in Human Resources der Gesamtverantwortung für die Förderung von Forscherinnen und Wissenschaftlerinnen in nächster Zeit zu tun? Was z.B. die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, unseren eigenen Kindergarten oder die nachschulische Betreuung angeht. Und dennoch ist nachvollziehbar: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen in der Wissenschaft ist ein sehr wichtiger Aspekt, der weitere Aufmerksamkeit und permanente Aktivitäten erfordert. Dies betrifft insbesondere auch die nachfolgenden Aspekte.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Übergang zurück in die Arbeit nach der Elternzeit, und damit einhergehend einer spezifische Unterstützung im weiteren Karriereverlauf. Hierzu zählen auch z.B. Mentoring-Programme, die speziell darauf abzielen, Frauen in der Wissenschaft zu fördern.

  • Sensibilisierung von Vorgesetzten und Kollegen für die Bedürfnisse von Wissenschaftlerinnen mit familiären Verpflichtungen. Eine unterstützende Arbeitsumgebung kann dazu beitragen, – und davon bin ich überzeugt – dass Frauen in der Wissenschaft erfolgreicher sind.
  • Netzwerke von Frauen in ähnlichen Situationen können den Austausch von Erfahrungen und Ressourcen fördern.
  • Ermöglichung von virtueller Teilnahme an Konferenzen und Meetings, um die Belastung von Reisen zu reduzieren, insbesondere für Wissenschaftlerinnen mit familiären Verantwortlichkeiten.
  • Schaffung einer Unternehmenskultur, die Flexibilität und Work-Life-Integration fördert. Dies sollte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern aktiv von der Führungsebene unterstützt und vorgelebt werden.
  • Und last but not least: finanzielle Unterstützung für die Nutzung externer Betreuungsdienste (Kindergärten/AfterSchool Care). Dies erleichtert es Wissenschaftlerinnen, Familie und Karriere besser zu koordinieren.

Die Umsetzung dieser Maßnahmen erfordert ein bewusstes Engagement von Seiten der Organisation, um sicherzustellen, dass Frauen in der Wissenschaft gleichberechtigt sind, unabhängig von ihren familiären Verpflichtungen. Einige wesentliche Schritte in diese Richtung sind wir inzwischen sehr erfolgreich gegangen – weitere werden folgen.


Zur Person:

Monika Altmaier ist VP People, Culture and Risk Management bei CIMMYT – einer globalen Forschungsorganisation zur Ernährungssicherheit mit dem Fokus Mais & Weizen und anderen Getreidesorten. Ihre Passion ist „Excellence in Operations“ mit den Schwerpunkten Human Resources, Risk Management, Change Management, interne Kommunikation und Unternehmenskultur: “Die Menschheit voranbringen, angemessene Lebensverhältnisse und Entwicklungschancen für ALLE – weltweit!“ Seit über 15 Jahren wirkt sie in verschiedenen Funktionen bei den Vereinten Nationen und assoziierten Organisationen (UNOPS, Kopenhagen – WHO, Genf – FAO, Rom – CIMMYT, Mexico City).

Mission Female GmbH:

Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voranzukommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.


Weitere Gastbeiträge von Mission Female:

Der Hase im Hamsterrad

Kaum eine Frau verdient über 2000 Euro

Fotomaterial(c) Verena Felder

STAY CONNECTED