Alle Jahre wieder vergleicht der Equal-Pay-Day die Gehälter von ganzjährig beschäftigten Frauen und Männern und zeigt, wann Männer jenes Einkommen verdient haben, für das Frauen noch bis zum Jahresende arbeiten müssen. In diesem Jahr fiel dieser Tag auf den 31. Oktober. Die gute Nachricht: Im Vergleich zum Jahr 2022 bedeutet das eine Verbesserung um einen Tag. Die schlechte: Durch den verbleibenden Gap sind Frauen nach wie vor schlechter gestellt – auch in Zukunft. Denn aufgrund der Tatsache, dass sie weniger verdienen, bleibt ihnen weniger Geld für eine private Finanzvorsorge.
Frauen investieren weniger
Laut der „Finanzvorsorge-Studie 2023“ von UNIQA und Raiffeisen Versicherung geben Frauen (38 Prozent) häufiger als Männer (30 Prozent) an, dass sie zu wenig Geld/Einkommen haben, um finanziell vorzusorgen. Mehr als 60 Prozent gehen davon aus, in der Pension weniger Geld zur Verfügung zu haben. Die Studie zeigt auch ein Vorsorge-Paradoxon auf: Frauen investieren aufgrund ihrer finanziellen Lage monatlich folglich weniger Geld in ihre finanzielle Vorsorge als Männer. Im Mittel werden von Frauen 30 Euro für die Vorsorge investiert, 80 Euro von Männern. Damit liegen Frauen aber weit unter jenem Betrag – nämlich 100 Euro –, ab dem sie finanzielle Altersvorsorge als sinnvoll erachten. Dennoch erwarten sie im Mittel eine private Zusatzpension in Höhe von 150 Euro monatlich (Männer 200 Euro).
Wissen ist Geld
Nachdenklich macht auch, dass weniger als die Hälfte der Frauen angibt zu wissen, wo und wie sie sich über finanzielle Vorsorge informieren können. 17 Prozent der Frauen (13 Prozent der Männer) geben an, gar keine Ahnung zu haben, wo sie diesbezügliche Informationen erhalten können. Auch beim allgemeinen Wissen zu Finanz- bzw. Veranlagungsthemen schätzen sich Frauen schlechter ein als Männer. 38 Prozent (versus 22 Prozent der Männer) sagen, ihr Finanzwissen sei „sehr“ oder „eher gering“. Als „sehr“ oder „eher hoch“ schätzen nur 13 Prozent der Frauen ihr diesbezügliches Wissen ein – im Vergleich zu 28 Prozent der Männer.
Sich mehr zutrauen
Dabei fehlt es Frauen vor allem an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. UNIQA Vorsorge-Expertin Andrea Kriegl ermutigt dazu, mehr Selbstbewusstsein in Geldangelegenheiten zu entwickeln. Für sie sind Frauen gute Anlegerinnen: Erstens, weil sie strukturierter an die Finanzplanung herangehen. „Frauen fungieren oft als die Managerinnen für Familie, Freundeskreis und Freizeit. Dabei müssen sie viele Dinge gleichzeitig jonglieren“, so Kriegl. „Ohne strukturelles Denken ist diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Diese Herangehensweise ist bei Finanzanlagen gefragt und ein großer Vorteil.“ Und zweitens, weil sie sicherheits- und zielorientierter agieren. „Während Männer mitunter zu Einzelaktien, Krypto-Währungen oder anderen spekulativen Investments tendieren, die den Spieltrieb bedienen und schnelle Gewinne versprechen, tasten sich Frauen erfahrungsgemäß sicherheitsorientierter an das Thema heran. Sie sehen das große Ganze, setzen sich ein fixes Ziel – und verfolgen dieses dann auch konsequent.“ Das macht gute Finanzplanerinnen aus. Frauen ist bewusst, dass eine ständige Veränderung der Investments auch mit Gebühren verbunden ist. Sie brauchen vielleicht länger, um sich für eine Strategie zu entscheiden, aber bei der bleiben sie dann auch.
Finanztipps für Alltag & Zukunft
All jenen Frauen, die sich noch nicht mit ihrer finanziellen Zukunft auseinandergesetzt haben, rät Kriegl zunächst einmal zu einer detaillierten Bestandsaufnahme: Wie viel Geld steht mir zur Verfügung und wofür gebe ich es aus? „Es ist wichtig, diesen Überblick dreizuteilen“, sagt die Expertin: 1. Was muss sein, was sind Fixkosten? 2. Was sind Variablen – Urlaub, Restaurants, Spaß? Und 3. Welchen Betrag kann ich für Sparen und Vorsorge verwenden? „Dieser dritte Teil sollte nochmals untergliedert werden“, so Kriegl weiter. „Einerseits in kurzfristig verfügbares Geld – eine Liquiditätsreserve, etwa für Reparaturen oder unerwartete Ausgaben in Höhe von etwa drei bis zwölf Monatsgehältern. Andererseits sollte auch ein gewisser Betrag langfristig angespart werden. In jungen Jahren, bis Mitte 20, bekommt man gute Vorsorgeprodukte schon für 25 Euro pro Monat.“
Vorsorge selbst in die Hand nehmen
Darüber hinaus plädiert Andrea Kriegl für die Drei-Konten-Regelung. Denn: „Ein Partner kann niemals die Altersvorsorge sein oder diese ersetzen.“ Ihr Tipp: Beide Partner haben jeweils ein Konto mit eigenem Geld. Weiters gibt es ein Konto, das man – z.B. anteilig nach Einkommen – gemeinsam befüllt und von dem alle Fixkosten bestritten werden. So behält jeder seine eigenen Finanzen in der Hand und somit eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit.
Und wenn das, was man sich für seine finanzielle Zukunft vorgestellt hat, trotzdem nicht klappt? „Hier rate ich, die Hilfe von Profis in Anspruch zu nehmen, um sich alle Möglichkeiten aufzeigen zu lassen“, so Kriegl. Bei einer Beratung kann auch berechnet werden, wie viel Pensionsanspruch besteht, was angespart werden muss, um die Pensionslücke zu schließen und wie eine Vorsorge am besten mit der individuellen Situation Hand in Hand geht.“