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„Eine gute Idee, die niemand braucht, ist keine Innovation“

Asita Morgan ist Head of Innovation Lab beim deutschen Kosmetikkonzern „cosnova“. Im Interview mit SHEconomy spricht sie über Führung in Teilzeit und wo sie in der Beauty-Industrie Innovationsbedarf sieht.

Frau Morgan, was bedeutet Innovation für Sie?
Ich sehe Innovation als einen Prozess. Es geht darum, ein Problem zu identifizieren und eine Lösung dafür zu finden, die einen Impact für die Verbraucher:in hat. Eine gute Idee, die niemand braucht, ist meiner Meinung nach keine Innovation.

Wo sehen Sie Innovationsbedarf in der Beauty-Industrie?
In der Personalisierung und der Nachhaltigkeit. Ich denke, dass uns die Technologie dabei helfen kann, Menschen zu erreichen, die von der Industrie derzeit noch übersehen werden, weil sie remote leben. Auch sie wollen eine individuelle Beratung. Außerdem sind die Verbraucher:innen heute sehr informiert, was die Nachhaltigkeit der Produkte angeht und fordern immer mehr Transparenz. Auch hier sehe ich noch Nachholbedarf in der Industrie. Bei „cosnova“ haben wir bereits Ziele gesetzt und befinden uns in der Umsetzung.

Wenn Sie in die Zukunft schauen – wovon würden Sie in der Beauty-Industrie gerne mehr sehen?
Bei der Diversität und Inklusion ist noch sehr viel Luft nach oben. Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass sich alle Menschen in verschiedenen Marken wiederfinden und damit identifizieren können. Deshalb wünsche ich mir von der Industrie mehr Echtheit und Repräsentation unserer Gesellschaft.

Sie haben einige Zeit lang beruflich in New York gelebt. Was haben Sie von dort mitgenommen?
Diese Zeit war für meinen persönlichen und beruflichen Reifungsprozess sehr wichtig. New York ist eine laute Stadt. Wenn man nicht lernt, vollkommen bei sich selbst zu sein, kann sie einen überrollen. Ich musste lernen, meine innere Ruhe zu finden und ich selbst zu sein.  Beruflich hat mir die Zeit in New York vor allem viel für mein Verständnis von Digitalisierung gebracht.

Neben Ihrem Job als Head of Innovation Lab haben Sie sich 2019 mit einem Beauty Concept Store selbstständig gemacht. Gab es einen Schlüsselmoment, der zu Ihrer Teilzeit-Selbstständigkeit geführt hat?
Ich bin immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Nachdem ich im Zuge von Weiterbildungen rund um das Thema digitale Transformation viel mit Startups zu tun hatte, hatten eine Freundin – sowie gleichzeitig Kollegin – und ich die Idee, ein Unternehmen zu gründen. Ich wusste aber von Anfang an, dass ich mich nicht 100-prozentig selbstständig machen möchte.

Warum war das keine Option für Sie?
Damals dachte ich, dass ich dafür zu feig bin. Es ist ein Risiko, das feste Einkommen und das berufliche Netzwerk aufzugeben, außerdem arbeite ich gerne bei „cosnova“. Heute weiß ich, dass ich für mich die beste Entscheidung getroffen habe. Den Shop haben wir schließlich unwissentlich kurz vor der Pandemie eröffnet.

Aktuell gehen immer mehr Menschen in Teilzeit. Etwa, um mehr Freizeit zu haben oder nebenbei ein Unternehmen zu gründen, wie Sie.
Damals war das noch nicht üblich. Ich wurde häufig gefragt, ob das nicht zu stressig werden würde. Mein Argument war dann, dass andere Menschen eine Familie gründen und in Teilzeit gehen, das ist ja genauso viel Arbeit.

Ich denke: Wir Menschen sind sehr facettenreich. Wir mögen nicht nur eine Musikrichtung oder haben nur ein Hobby, sondern mehrere. Im Restaurant würde ich am liebsten alles von der Speisekarte bestellen, um es zu probieren. Warum sollten wir dann nur einen Job haben wollen? Es wird in Zukunft wahrscheinlich noch viel mehr solcher Geschichten geben. 

Sind Sie bei diesem Prozess auf Widerstand gestoßen?
Nein, überhaupt nicht. Mein Arbeitgeber hat mich sehr dabei unterstützt, in Teilzeit zu gehen. Ich habe meine Führungsposition und mein Team behalten. Gleichzeitig ist meine Selbstständigkeit meiner Meinung nach auch für meinen Arbeitgeber von Vorteil, weil ich neue Erfahrungen sammle, die ich wieder ins Unternehmen einbringe. Das ist wichtig, vor allem im Innovations-Bereich.


Zur Person

Asita Morgan (39) ist seit Jänner 2019 Head of Innovation Lab bei dem internationalen Kosmetikunternehmen „cosnova“. Gemeinsam mit ihrem vier-köpfigen Team erstellt sie Szenarien für die Zukunft des Unternehmens und trifft Einschätzungen über die zukünftigen Bedürfnisse der Zielgruppen. „Im Zuge der Digitalisierung und aufgrund der aktuellen Geschehnisse weltweit, ist es sehr viel schwieriger geworden, Prognosen zu treffen“, so Asita Morgan. Die größte Herausforderung sei jedoch, die Konsument:innen zu verstehen. Nebenbei führt Morgan ihren eigenen Beauty Concept Store in Frankfurt. Sie arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der Beauty-Industrie. „cosnova“ ist die Firma hinter Kosmetikmarken wie „CATRICE“ oder „essence“. Das Unternehmen verzeichnete 2021 einen Umsatz von 467 Millionen Euro und beschäftigt weltweit rund 700 Personen.

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