StartAktuellEine feministische Woche in Spanien

Eine feministische Woche in Spanien

Diese Woche sorgen gleich zwei Ereignisse aus Spanien für Aufmerksamkeit: die geplante Einführung von Menstruationsschmerzen als Grund für einen Krankenstand und die Verweigerung eines Fotos durch Wirtschaftsministerin Nadia Calviño, weil sie die einzige Frau darauf gewesen wäre. Was hat es damit auf sich?

Text: Viktoria Nedwed & Nija Würzelberger

In asiatischen Ländern wie Japan, Südkorea, Indonesien sowie im afrikanischen Zambia ist es bereits soweit, nun könnte Spanien nachziehen: Als erstes Land Europas könnte Spanien bald das Recht einführen wegen Menstruationsschmerzen in den Krankenstand zu gehen. Medien berichten von einem Gesetzesentwurf, der vorsehen soll, dass Menschen mit Gebärmutter das Recht haben, bei starken Menstruationsschmerzen drei, maximal fünf Tage Krankenstand pro Monat in Anspruch zu nehmen. Der Entwurf wurde spanischen Medien zugespielt, erst kommende Woche soll darüber im Kabinett entschieden werden. Kritiker warnen vor unerwünschten Folgen: Vizeministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Nadia Calviño, die die spanische Gesellschaft vor kurzem in einem Interview mit der New York Times als „sehr progressiv und feministisch“ bezeichnete, warnt davor, dass das Gesetz Frauen „stigmatisieren“ könnte. Vor wenigen Tagen machte sie selbst mit einer Aktion Schlagzeilen: Beim „Madrid Leaders Forum“ am Dienstag verweigerte Calviño ein Gruppenfoto, da sie die einzige Frau darauf gewesen wäre.

Versprechen gehalten – kein Foto als einzige Frau

Im Februar gab sie bekannt, genau dies nicht mehr tun zu wollen: „Wir können es nicht länger als normal ansehen, dass 50 Prozent der Bevölkerung bei solchen Events nicht anwesend sind“, sagte sie damals. Aber was bringt die Verweigerung eines Fotos? Indem Nadia Calviño einem Foto mit lauter männlichen Managern oder einer Debatte mit ausschließlich männlichen Teilnehmern eine Absage erteilt, knüpft sie ihr erwünschtes Erscheinen an die Bedingung, weitere Frauen einzuladen. Somit wird Druck auf die Veranstalter:innen eines Events, einer TV-Diskussionsrunde oder sogar auf Unternehmen, die einen geringen Frauenanteil in der Führung aufweisen, ausgeübt. Wenn sie wollen, dass eine Person, die solche Bedingungen stellt, anwesend ist, müssen sich um mehr Diversität bemühen.

Wenig später fand das Foto beim „Madrid Leaders Forum“ doch statt, allerdings gemeinsam mit einer weiteren Frau, der Generalsekretärin des Madrider Unternehmerverbandes. Ihrem Versprechen blieb die 53-Jährige Calviño damit also treu.

Jubel und Buhrufe für Aktion

Die Aktion löste Zuspruch im Netz und auch von Aktivist:innen und Regierungskolleg:innen aus. Der Präsident des spanischen Unternehmerverbandes CEOE, Antonio Garamendi, tat die Fotoverweigerung für mehr Gleichberechtigung in der Wirtschaftswelt hingegen als „Getue“ ab. Wichtig sei, dass die Gleichberechtigung in den Unternehmen und nicht auf den Fotos herrsche, so Garamendi. Allerdings stehen Fotos nunmal für Sichtbarkeit und Präsenz – und dabei spielt es eben sehr wohl eine Rolle, ob Frauen repräsentiert sind oder nicht.

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