StartBusiness„Die Zukunft gehört den Mutigen“

„Die Zukunft gehört den Mutigen“

Das Ende von Coworking Salzburg offenbart die Herausforderungen der heimischen Start-up-Szene. Romy Sigl, Gründerin und Pionierin, hat mit uns über Leidenschaft, Widerstände und die Lektionen aus 13 Jahren unermüdlichen Einsatzes gesprochen.

Die österreichische Start-up-Kultur lebt vom Engagement ihrer Akteure, scheitert aber oft an mangelnder Unterstützung und veralteten Strukturen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das bevorstehende Ende von Coworking Salzburg, dem ersten österreichischen Coworking-Space außerhalb Wiens. Romy Sigl, die treibende Kraft hinter diesem Projekt, zieht Bilanz: „Ich wollte einen Ort schaffen, der Menschen inspiriert, verbindet und sie in ihren Projekten unterstützt.“ Nach Monaten des Bangens gibt es nun Gewissheit: am 29. März endet diese Ära.

Erfolg trotz Widrigkeiten

Was 2010 als Herzensprojekt begann, entwickelte sich über 13 Jahre hinweg zu einem innovativen Zentrum für Salzburgs Start-up-Szene. Coworking Salzburg wurde nicht nur für lokale Talente wie Jama Nateqi, sondern auch für internationale Köpfe wie Frithjof Bergmann zu einer Plattform. Bemerkenswert waren auch die Coworking Camps in Ägypten: Kurz nach dem Arabischen Frühling schuf Sigl mit Menschen aus 20 Nationen Räume für Zusammenarbeit und Hoffnung.

Doch trotz dieser Erfolge war das Projekt immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert: fehlende finanzielle Förderungen und eine Kultur, die innovative Ideen oft nicht ernst nimmt. „Coworking ist mehr als nur ein Ort mit Schreibtischen. Es geht um Gemeinschaft, Inspiration und gegenseitige Unterstützung“, erklärt Sigl. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war das „Do What You Love“ (DWYL)-Programm, das in zwei Durchgängen innovative Ideen begleitete und vielfach erfolgreich machte. Doch auch dieses Herzensprojekt wird 2025 pausieren, da die Belastung ohne verlässliche Förderungen zu groß wurde.

Grenzen der Belastbarkeit

Die Tragfähigkeit von Coworking Salzburg wurde von Anfang an infrage gestellt. Sigl spricht mit uns offen über den hohen persönlichen Einsatz: „Wir haben aus eigener Kraft 127 Projekte unterstützt und dabei 200.000 Euro selbst investiert.“ Doch ohne ausreichende öffentliche Unterstützung war eine nachhaltige Zukunft nicht möglich.

Die letzten Monate brachten zusätzliche Herausforderungen. Sigl erhielt kürzlich eine anonyme Nachricht mit einem vermeintlichen „Ratschlag“, den sie auf LinkedIn öffentlich machte. Dieser Vorfall löste nicht nur eine Diskussion aus, sondern offenbarte die Vorbehalte, mit denen die Start-up-Szene in Österreich weiterhin zu kämpfen hat. „Es war wichtig, Missverständnisse auszuräumen und die wahren Probleme anzusprechen“, sagt Sigl.

Die goldenen Zeiten sind vorbei

Sigl findet klare Worte für jene, die glauben, sie könnten das Konzept von Coworking Salzburg einfach übernehmen: „Für all jene, die glauben, sie könnten uns einfach ersetzen oder das Konzept fortführen: Viel Spaß dabei. Die goldenen Zeiten des Coworkings sind längst vorbei, ihr seid mindestens zehn Jahre zu spät dran. Wer denkt, ein Coworking-Space mit wenigen kostengünstigen Angestellten und ohne die notwendige Leidenschaft und Expertise kann dieselbe Wirkung entfalten, der wird schnell merken, dass es nicht so einfach ist.“

Das Ende von Coworking Salzburg ist kein Einzelfall. Vielmehr steht es stellvertretend für die Hürden, mit denen Start-ups in Österreich konfrontiert sind. Besonders in kleineren Städten wie Salzburg fehlt es oft an einer stabilen Infrastruktur und langfristigen Investitionen. Dazu kommt die fehlende Würdigung von Frauen in der Branche. Sigl berichtet: „Als ich bekannter wurde, hat das Spannungen ausgelöst. Sichtbarkeit ist nicht immer bequem, aber sie zeigt, dass man etwas Bedeutendes geschaffen hat.“

Neue Wege für die Zukunft

Romy Sigl betont, dass ihre eigene Reise nicht immer einfach war, aber jede Herausforderung eine Chance zum Wachsen bot: „Ich habe 13 Jahre lang unermüdlich in eine Idee investiert, die nicht nur mein Leben, sondern auch das Umfeld, in dem ich mich bewegte, nachhaltig verändert hat. Der Weg war steinig, aber ich bin stolz auf jede Erfahrung.“

Trotz allem blickt Sigl optimistisch nach vorne. Sie möchte weiterhin Räume für Kreativität und Innovation schaffen – wenn auch in neuer Form. „Ich freue mich auf Wege mit Menschen, die meine Vision teilen“, sagt sie. Gleichzeitig hofft sie, dass ihre Erfahrungen eine Debatte über die strukturellen Schwächen der österreichischen Start-up-Kultur anstoßen.

Die Gründerin hat auch eine Botschaft für all jene, die ihre eigenen Ideen umsetzen wollen: „Glaubt an euch selbst und an eure Vision. Lasst euch niemals von Zweifeln oder der Meinung anderer aufhalten – besonders nicht von denen, mit denen ihr nicht das Leben tauschen wollt. Es wird immer Stimmen geben, die euch sagen, dass es zu riskant ist, dass ihr scheitern werdet oder dass es einfach nicht funktioniert. Doch die Geschichte gehört denjenigen, die den Mut haben, trotz der Widerstände weiterzumachen.“

Fotomaterial(c) Siegrid Cain

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