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Die Bildungs-Bots

Wie verändern KI und ChatGPT die Bildungsbranche? Bringt die künstliche Intelligenz für Unterrichtende und Lernende vor allem Vorteile – oder macht sie uns im Endeffekt dümmer? Ein kleiner Ausblick auf die digitale Zukunft der Wissensvermittlung.

Mal ganz ehrlich: Wer hat nicht während seiner Schulzeit davon geträumt, eine Denkkappe à la Daniel Düsentrieb zu besitzen. Wir erinnern uns: Auf dieser schornsteinähnlichen Kopfbedeckung lebten drei „Sinniervögel“, die beim Ausbrüten von Ideen halfen. Aber auch Düsentriebs kleinen Gefährten, das Helferlein, hätte man gut brauchen können. Das kleine Drahtmännchen war ursprünglich eine kaputte Lampe von Donald Duck, die versehentlich mit Daniel Düsentriebs Intelligenzstrahlen bestrahlt wurde und daraufhin ein erfinderisches Eigenleben entwickelte. Von da an war das roboterähnliche Wesen immer zur Stelle, wenn sein Besitzer Hilfe brauchte. Für schwierige Schularbeiten einfach ideal!

Für heutige Schüler:innen ist der Traum von intelligenter Technik zum Teil schon in Erfüllung gegangen. Ob mathematische Formeln, Fremdsprachenübersetzungen oder geographische Koordinaten – Google, Wikipedia & Co sind immer zur Stelle, wenn das eigene Wissen gerade nicht ausreicht, um eine Aufgabe zu lösen. Was bisher noch fehlte, war der Erfindungsgeist, mit dem Düsentriebs kleiner Roboter ausgestattet ist. Aber auch diese Vision von Disney-Zeichner Don Rosa ist gerade dabei, verwirklicht zu werden. Ihr Name ist allerdings nicht Helferlein, sondern KI.

Über Künstliche Intelligenz ist in den letzten Jahren viel geforscht, berichtet und diskutiert worden. Pharmafirmen setzen sie für die Entwicklung neuer Medikamente ein, Hausbesitzer übertragen ihr mehr und mehr Verantwortung für ihr Eigentum, Schüchterne lassen sie Liebesbriefe verfassen, Pessimisten befürchten, dass sie schon bald die Weltherrschaft übernehmen wird – und wer die Schulbank drückt, egal, ob als Kind, Jugendliche oder Erwachsene, überlegt, ob man die moderne Denkhilfe nicht dafür einsetzen könnte, schneller sein Bildungsziel zu erreichen. Die Antwort lautet: Ja, aber.

Hilfe oder Hindernis?

Natürlich können GPT & Co dabei helfen, Hausaufgaben zu erledigen oder sogar ganze Diplomarbeiten zu schreiben. Nur: Das Wissen sammelt dann nicht man selbst, sondern der Bildungs-Bot. Das ist zwar nützlich für die Weiterentwicklung der KI, aber eben nicht für die eigene. Dazu kommt, dass durch die Möglichkeiten, die sich durch die neue Technik bieten, auch die Anforderungen an Lernende steigen könnten. So gesehen beißt sich die Katze also in den Schwanz.

KI hat das Potenzial, einen erheblichen Mehrwert zu schaffen, sowohl in Bezug auf Umsatzmöglichkeiten als auch auf die Verbesserung des Lernerlebnisses.

Trotzdem kann die künstliche Intelligenz – richtig eingesetzt – in der Bildung viele Vorteile bringen. Da wäre zum Beispiel das Thema Nachhilfe. Hier könnten Lerninhalte schneller skaliert und genauer personalisiert werden. „KI hat das Potenzial, einen erheblichen Mehrwert zu schaffen, sowohl in Bezug auf Umsatzmöglichkeiten als auch auf die Verbesserung des Lernerlebnisses“, sagt Felix Ohswald, CEO und Co-Founder von GoStudent auf heise.de Das Unternehmen will zwar weiterhin auf menschliche Tutorinnen und Tutoren setzen, ein KI-Tutor könne aber wesentlich kostengünstiger sein. Die Implementierung von KI soll in Zukunft die eigene Nachhilfe zugänglicher, bezahlbar und interaktiver machen. GoStudent hat bereits eine Strategie für die Integration von Künstlicher Intelligenz in sein Geschäftsmodell vorgestellt, mittels KI soll das personalisiertes Nachhilfeangebot gestärkt und der Umsatz in den nächsten fünf Jahren um 40 Prozent gesteigert werden.

Für Menschen mit besonderen Bedürfnissen wiederum kann Künstliche Intelligenz Türen öffnen – etwa die zu einer besseren Aus- und Weiterbildung. KI bietet Gehörlosen und Schwerhörigen, Schüler:innen mit Autismus-Störungen oder Sehbehinderten barrierefreien Zugang zu Bildung. Die Tools können erfolgreich ausgestattet werden, um jeder Gruppe von Schülern mit spezifischen Anforderungen unter die Arme zu greifen.

Zeit ist Wissen

Aber auch für die Allgemeinheit der Bildungshungrigen stehen Erleichterungen auf dem Programm. So unterstützt KI etwa verschiedene Arten der Informationswahrnehmung, wie Simulation, Visualisierung oder webbasierte Lernumgebungen. In Schulen, auf Hochschulen und in außeruniversitären Weiterbildungseinrichtungen können die Systeme durch Datenauswertung von Lerngeschwindigkeit, typischen Fehlern, Stärken und Schwächen das jeweilige Lernprofil erkennen und die Lerninhalte entsprechend anpassen. Die subjektiven Eindrücke von Lehrkräften können dadurch datenbasiert untermauert, aber auch korrigiert werden. Dabei kann der Einsatz dieser Systeme – je nach Ziel, Gestaltung, und technischen Grundlagen – sehr unterschiedlich ausfallen. Er reicht von adaptiven Lernprogrammen über die Erfassung bestimmter Fortschritte bis hin zur Überwachung der Aufmerksamkeit oder gar der Emotionen der Lernenden und Lehrenden durch Sensoren und Kameras.

Dass Schüler:innen das Gehirn ausschalten – dieses Argument gab es schon bei der Einführung der Taschenrechner.

Darüber hinaus ermöglicht KI auch die Automatisierung administrativer Aufgaben. Damit können Pädagogen Zeit gewinnen, die im Idealfall dem Lernenden zugutekommt. Auf der einen Seite verändert die Künstliche Intelligenz also die Art und Weise, wie Institutionen und Pädagogen ihre Aufgaben erfüllen, und auf der anderen Seite revolutioniert sie auch die Art und Weise, wie Schüler:innen und Kursteilnehmer:innen lernen. Das kann enorme Verbesserungen im Bildungssektor bringen. Vorausgesetzt natürlich, man geht sinnvoll mit der neuen Technik um. „Es besteht immer die Gefahr, dass Schüler:innen das Gehirn ausschalten, schlicht indem sie im Unterricht schlafen oder anderes tun. Aber im Ernst: Dieses Argument gab es schon bei der Einführung der Taschenrechner, dieses Argument gab es bei der Einführung von Computern im Unterricht,“ sagt der deutsche Schulsenator Ties Rabe (SPD) auf ndr.de. „Ich glaube, kluge Lehrkräfte organisieren so den Unterricht, dass da eben nicht eingeschlafen wird.“

Kontrolle ist besser

Und wenn Lernende doch der Versuchung nicht widerstehen können, ihre Arbeiten an die KI zu delegieren? KI-Experte Andreas Moring von der International School of Management Hamburg plädierte schon im Februar in einer TV-Sendung des NDR für eine Kontroll-Software, die ChatGPT-Texte entlarven soll: „Ich kann ja nicht erkennen, wenn ich einen Text vor mir habe, ob der aus der Maschine kommt oder nicht,“ meinte Moring. „Da wäre es vielleicht sinnvoll, so eine Art digitales Wasserzeichen einzuführen, oder einen Hinweis: ‚Dieser Text wurde erstellt von einer künstlichen Intelligenz‘.“

Ich kann nicht immer erkennen, ob ein Text von einer AI erstellt wurde. Da wäre es sinnvoll, eine Art digitales Wasserzeichen einzuführen.

Mittlerweile ist dieser Wunsch auch auf EU-Ebene angelangt. Wie Margrethe Vestager, geschäftsführende Vizepräsidentin und Kommissarin für Digitales, im Interview mit dem Wirtschaftsdienst Nikkei Asia erklärte, will man „möglichst schnell“ Vorgaben für die Nutzung und Entwicklung von sogenannter generativer KI einführen. Zu dieser Art von künstlicher Intelligenz zählen beispielsweise ChatGPT von Open AI und Bart von Google. Darüber hinaus forderte sie unter anderem eine Kennzeichnungspflicht für Werke, für die eine KI „verantwortlich“ zeichnet.

Sich von künstlich-intelligenten Helferleins die Matura-Deutschschularbeit diktieren, Englischaufsätze verfassen oder die Masterarbeit schreiben zu lassen – davon werden also Schüler:innen und Student:innen auch in Zukunft vermutlich nur träumen. Auch Erwachsene, die eine Weiterbildung machen, werden wohl auch in Zukunft neben Job und Familie nächtelang über den Unterlagen sitzen müssen. Eine Möglichkeit bleibt immerhin: Vielleicht kann einem die KI irgendwann mal dabei helfen, eine Denkkappe mit sinnierenden Vögeln zu konstruieren. Die kann die EU nämlich nicht so leicht verbieten. Denn die fällt schließlich unter Naturschutz.


Bildungs-up!

Wer klüger sein will als die KI, muss lebenslang lernen. Upskilling in Unternehmen und außeruniversitäre Bildung werden dabei immer wichtiger. Hier sind drei Beispiele für eine vorbildliche Umsetzung:

voestalpine

Die voestalpine HR Services GmbH zählt seit 2004 zu den zertifizierten Bildungseinrichtungen. Der Fachbereich „Bildung und Beratung“ ist umfassender Dienstleister im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Erwachsenen sowie der Personal- und Organisationsentwicklung. Zu den Kompetenzschwerpunkten zählen u.a. Female Empowerment, Führung/Leadership, Gesundheit, IT-Kompetenzen, Persönliche Kompetenzen, Sprachen und voestalpine-Wissen.

Infineon

Bei Infineon nimmt die Aus- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert ein. Der bayerische Halbleiterhersteller mit Standorten in Deutschland und Österreich bietet nicht nur zahlreiche Lehrlingsausbildungen sowie duale Studiengänge an, sondern auch Upskilling für Mitarbeitende. Das reicht von Fach- und Methodenkompetenz bis hin zu Sozial- und Führungskompetenztrainings sowie neuen Lernformaten wie „LinkedIn Learning“: Diese Plattform ermöglicht es den Arbeitnehmer*innen, mit mehr als 15.000 Lernvideos und Online-Kursen ihr Wissen zu vertiefen und ihre individuellen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

wîse up

Wirtschaftskammer Österreich – als größter nichtstaatlicher Bildungsanbieter des Landes – hat im Rahmen der WKO-Bildungsoffensive eine digitale Wissens und Bildungsplattform geschaffen. wîse up ist jederzeit und überall nutzbar – ob am PC, Laptop, Tablet oder über die App am Smartphone. Viele der mehr als 15.000 Kurse sind interaktiv, in Form von Videos, mit Online-Trainings, Podcasts oder auch als Quiz. Ein Vorteil von wîse up: Betriebsspezifische Ausbildungsinhalte können digitalisiert und wie Bausteine zu individuellen Lernangeboten kombiniert und einzelnen Nutzer:innen oder -gruppen bereitgestellt werden.

Fotomaterial(c) Magda Rawicka

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