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Das war die SHEtech 2023

Du hast es leider nicht zur SHEtech 2023 geschafft und möchtest wissen, welche besonderen Insights unsere Speaker:innen geteilt haben? Dann lies unseren Nachbericht der einzelnen Roundtables und Deep Dives hier zusammengefasst.

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Gleich zu Beginn widmete sich Eva Czernohorszky, Head of Technology Services, Wirtschaftsagentur Wien, der Bedeutung von Frauen für die Zukunft – speziell in Start-ups. Die Rolle der Frau werde noch immer zu wenig hervorgehoben und ihr Anteil sei weit zu gering. Dabei wären divers aufgestellte Start-ups wesentlich erfolgreicher. Es sei eine Frage der Fairness. Ganz abgesehen davon, könne es sich die Wirtschaft und Gesellschaft nicht leisten, auf Frauen zu verzichten.

Roundtable #1: How women change the game in tech industry

 

„Ein Traum wird wahr“, leitete unsere sheconomy Chefredakteurin, Michaela Ernst, die erste Gesprächsrunde ein. „Die SHEtech findet erstmals live, mit echten Begegnungen statt. Wir finden immer neue Wege, wie wir mit der Community gemeinsam wachsen. Diesmal mit dem Thema Technologie und dem Ziel, Frauen in Führungspositionen zu stärken.”

Glaubt man den Stimmen der Expert:innen, dann ist das auch dringend notwendig. Der Frauenanteil in der Tech-Branche sei verschwindend gering. Nur 15 Prozent in der Automobilbranche, weiß Viktoria Ilger, Team Lead Startup Initiative / AVL. Auch Nadja Jungwirth klagt über ein ähnliches Bild in der Bahnindustrie, hier sind es nur 13,7 Prozent. Frauen seien zudem vorrangig in administrativen Positionen und nicht in der Führung tätig. Unternehmenskultur und Qualitätsmanagement seien das Problem – hier müsse etwas passieren. Mit ähnliche Herausforderungen ist auch Aline Seebacher, Stv. Geschäftsführerin von Austrian Audio konfrontiert: Sie ist seit sechs Jahren in der Branche und bis dato die einzige weibliche Person in ihrem Umfeld. Vor allem auf der Techniker:innen-Ebene sei es schwer. 

Kampf gegen Klischees wäre eine Lösung: „Die Entscheidung fällt früh – welches Spielzeug Kinder bekommen beispielsweise. Das setzt sich in der Schule fort“, sagte sie.

Es brauche neben Initiativen wie der SHEtech und gezielten Förderungen vor allem ein anderes Denken. „Kooperationen zwischen Unternehmen, Universitäten und anderen Ausbildungsstätten müssen gefördert werden, um ein attraktives Image für Frauen zu schaffen. Die Tech-Branche muss als das dargestellt werden, wie sie ist: innovativ“, wünscht sich Nadja Jungwirth, Managing Director bei voestalpine Rail Technology GmbH. „Stellenausschreibungen sind leider sehr männlich – am Ende des Tages geht es aber um Vieles, wo kein technischer Background notwendig ist“, erklärt Ilger.

Vielfalt im Team bedeutet, darin sind sich alle einig, erfolgreichere Produkte und bessere Kommunikation. Frauen definieren Innovation anders und nutzen Technologie, um das Leben zu verändern. Frauenförderung sollte in Unternehmen als Kriterium verankert werden.

Deep Dive Session #1: Women in future jobs

Deep Dive #1: How women innovate… ICT & Digital Products

Häufig sind es Quereinsteiger:innen, die die Tech-Branche besonders vorantreiben. So auch Anna Pölzl, CEO & Co-Founder von nista.io, die sich vor der Gründung ihres Start-ups wenig mit Sensordatenanalyse oder AI beschäftigt hat. 

Heute ist sie begeistert, dass sich in ihrer Branche so viel ändert und sie eine steile Lernkurve bei sich selbst beobachtet. „Ich erkenne mich oft nicht wieder, weil ich so viel lernen, testen und Fehler machen kann!“ Mut war ihr nicht angeboren, erzählte sie, das habe sie erst in der Start-up Welt gelernt. Die härtesten Phasen seien jene, in denen sie am meisten und schnellsten lernt. Diese Phasen gelte es zu schätzen.

Auch Marta Montes Saralegui, Team Leader bei Bosch, kam nach ihrem Doktoratsstudium in Physik durch Zufall zum deutschen Technologie Konzern. „Oft denkt man als Frau, die anderen wissen es besser, das stimmt aber nicht“, weiß sie. Empathie sei bei Frauen besser ausgeprägt – eine Fähigkeit, die oft niemandem auffällt, wovon die Branche aber massiv profitieren würde.

„Oft denkt man als Frau, die anderen wissen es besser, das stimmt aber nicht“ – Marta Montes Saralegui, Team Leader bei Bosch

Pölzl kritisierte zum Abschluss das generelle Mindset, das in der Start-up-Szene herrsche: „Start-up bedeutet Turbo-Kapitalismus. Frauen werden ständig unterschätzt, während männliche Kollegen direkt Potential zugesprochen bekommen. Verständlich, dass Frauen irgendwann nicht mehr mitmachen wollen.“

Eine wichtige Message an die Teilnehmer:innen: „Du bist immer genug und niemals zu viel!“

Deep dive #2: How women innovate… e-Health

Auch auf dem zweiten Panel befanden sich spannende Quereinsteigerinnen, die heute Führungspositionen in der Branche einnehmen. „Ich hätte nie gedacht, mal in die Tech-Branche einzutauchen“, leitete die ehemalige Lehrerin, Elisabeth Dokalik, CEO von Memocorby, die Talkrunde ein. Während eines Krankenhausaufenthalts sei ihr spontan die Idee gekommen, Demenzkranken digital zu helfen. Mit über 40 zu gründen, sei ihr komisch vorgekommen, getraut habe sie sich trotzdem. Männer seien im Health Sektor in der Führung, bei Gendermedizin und Demenz höre daher kaum jemand zu. Jede Frau, die im e-Health-Bereich arbeitet, würde 2-3x so viel arbeiten, wie in anderen Bereichen. Harte Arbeit, die notwendig sei. Schon bei Müttern und nicht bei Kindern anzusetzen, sei ein wichtiger Schritt. „Mütter haben Ideen und wollen etwas verändern“, ist sie überzeugt.

Bettina Resl, Head of Public Affiars Sanofi Österreich, hat sich schon während ihrer Schulzeit für „Rahmenbedingungen“ interessiert. Im medizinischen Bereich sei man stark davon abhängig, welches Geschlecht man habe.

Es gehe aber nicht nur um das Genderthema: „Es ist auch ein Generationenthema: junge Frauen haben andere Themen als Frauen in meinem Alter. Je vielfältiger wir sind, desto schlagkräftiger sind wir und können am Ende des Tages etwas bewegen“, ist sie sich sicher.

„Je vielfältiger wir sind, desto stärker und schlagkräftiger sind wir und können am Ende des Tages auch etwas bewegen” – Bettina Resl von Sanofi über die Bedeutung von Diversität in der Gesundheitsversorgung

„Gesundheit ist weiblich, Gesundheit geht uns alle an, Gesundheit ist einer der Bereiche, wo sinnstiftende Arbeit verankert ist und daher ist dieser Bereich auch attraktiv für Frauen“, stellt Helene Prenner, Project and Innovation Manager bei ELGA und Mitglied bei Women in Health IT, fest. Es brauche eine Gruppe, in der alle für dasselbe Thema brennen.

Das Wichtigste sei, nicht aufzugeben, sich zu trauen, Fragen zu stellen und sich auch externe Verbündete zu suchen. Etablierte Netzwerke können hier eine enorme Stütze sein.

Deep Dive #3: How women innovate… Mobility

Mit dem Statement: „Mobilität betrifft jede:n von uns. Wir nehmen oft gar nicht wahr, sie sehr”, wurde der dritte Deep Dive von Moderatorin Claudia Falkinger, Mobilitäts-Expertin und Gründerin des Netzwerks Women in Mobility, eingeleitet. Mobilität sei für 30 Prozent aller globalen Treibhausgase verantwortlich und deshalb ein zentraler Faktor für die Zukunft, erklärte sie.

Sarah Lamboj, CEO smart Austria, schloss sich an: „Nachhaltigkeit ist die Grundlage der Entwicklungen in der Mobilität. Mobilität ist ein Grundbedürfnis und jede:r hat dabei andere Anforderungen. Daher muss eine große Breite an Möglichkeiten und Ideen vorhanden sein.” Katrin Batko, Gründerin von TMBR Scooter, sieht in dem Ansatz, die Produktion von Mobilitätslösungen in die EU zu verlegen, eine wichtige Chance. Nicht nur die Art der Bewegung sei wichtig, sondern auch, wie und wo produziert werde. Gerade bei Elektromotoren sei die Expertise in Asien angesiedelt und die Umstellung schwierig. 3D-Druck biete aber eine neue Möglichkeit, die Produktion in die EU zu verlegen. Anna Mayerthaler, Teamkoordinatorin bei ÖBB, verwies auf die Wichtigkeit von teilstaatlichen Mobilitätsanbietern. “Vor allem dort, wo große Konzerne im ersten Moment keine Profit-Chancen sehen.” In kleineren Städten beispielsweise. Hier reiche eine Buslinie nicht aus, auch Shared Mobility Services müssten der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Ihre Hoffnung: Mit ihrer Position aktiv einen Beitrag zur Verkehrswende zu leisten und ergänzt, “dass vor allem das Fahrrad sehr zur Emanzipation der Frau beigetragen hat.” Durch diese Erfindung habe sich der Bewegungsradius der Frau verdreifacht. Ihr Ziel: Produkte aus dem Shared Mobility Bereich ebenso zu gestalten. Laut Mayerthaler würden 70 Prozent der Hol- und Bringwege von Frauen zurückgelegt – der Schulweg der Kinder beispielsweise. Diese Realität müsse bei Mobilitätskonzepten mitgedacht werden. Die Weg-Zwecke von Frauen und Männern seien immer noch verschieden.

„70 Prozent der Hol- und Bringwege werden von Frauen zurückgelegt– der Schulweg der Kinder beispielsweise. Diese Realität muss bei Mobilitätskonzepten mitgedacht werden.“ – Anna Mayerthaler, ÖBB

Der gemeinsame Nenner war damit, dass die Lebensrealitäten von Frauen schon früh mitgedacht werden müssen. Dafür brauche es aber mehr Frauen in der Branche.

Roundtable #2: How to attract women for these future jobs

Beim zweiten und finalen Roundtable der Veranstaltung drehte sich alles um die Frage, wie Frauen in diese Zukunftsberufsfelder geholt werden können. Sylvia Geyer, Rektorin FH Technikum Wien ist auf dem Gebiet klare Expertin: „Wir müssen früher beginnen, Awareness zu schaffen, was Technik sein kann, was MINT-Berufe sein können und was Fehlerkultur sein kann“, forderte sie. „Fehler können passieren. Wir müssen jungen Frauen das Selbstbewusstsein geben, dass Fehler okay sind. Diese Kultur müssen wir schaffen.“

Linda Mohamed, Head of AWS bei EBCONT, machte jungen Frauen Mut: „Wir sitzen alle im selben Boot, Männer haben die gleichen Versagensängste.“ Die Botschaft müsse sein, dass sich alle Menschen, sowohl Mann und Frau, wohlfühlen. Alexander Hochmeier, Head of Group IT bei FACC, hob hervor: „Was es für Einsteiger:innen braucht, sind sicht- und angreifbare Role Models. Es geht nicht nur um Geschlechter, sondern auch um Quereinsteiger:innen. Es braucht Role Models beispielsweise im Bereich Teilzeit, auch in der Führung.” Für Robert Kaup, Managing Director bei Tietoevry Austria, ist Flexibilität das entscheidende Stichwort – beispielsweise wie bei Tietoevry ein Vertrauens-Arbeitsmodell und die Unterstützung von Teilzeit. Außerdem sei Diversität ein wesentlicher Punkt: „Früher hieß es: ‚wir suchen Menschen, die zu uns passen‘, jetzt sagen wir: ‚wir wollen Personen, die in das Umfeld eine Addition der Kultur dazu bringen, denn wir wissen, dass diverse Teams besser performen.‘“

Früher hieß es „Wir suchen Menschen, die zu uns passen“ jetzt wissen wir, dass diverse Teams besser performen und suchen Menschen, die einen neuen Beitrag einbringen“ – Robert Kaup Managing Director von Tietoevry Austria über Diversität

Geyer schloss sich dieser Argumentation an: „Wir müssen wertschätzen, dass Menschen unterschiedlich sind. Das muss in unsere DNA übergehen. Entwicklungsteams müssen divers sein, um am Ende ein Produkt zu haben, das am Markt bestehen kann.” Technik dürfe nie ein Selbstzweck sein, sondern müsse menschliche Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Hochmeier hob zudem hervor, dass nicht nur das Hochschulstudium, sondern auch Lehrwerkstätten eine wichtige Bühne seien. „Wenn du Mädchen in die Technik bringen willst, dann überzeug die Väter“, riet er zudem.

Mit dem Aufruf: “Bitte geht raus, seht euch an, was es an Weiterbildungen gibt und was ihr damit machen könnt“, schloss Geyer die Runde ab und appellierte gleichzeitig an Unternehmen, Mitarbeiter:innen die Chance auf Weiterbildung zu geben. “Das Entwicklungspotential ist enorm!“

Deep Dive Session #2 / Deep Dive #4: How women innovate… AI, Data & Cybersecurity

In diesen Zukunftsfeldern braucht es Frauen, die etwas bewegen wollen. 

Carina Zehetmaier, Gründerin von Women in AI, kam von Jus zur Technik. Sie ist über Menschenrechte ins AI-Thema reingerutscht, wie sie erzählte. „Mit Technologie kann ich das Leben von vielen Menschen zum Guten verändern – über Grenzen hinweg. Bei der Entwicklung von KI muss der Mensch im Vordergrund stehen. Dafür braucht es fächerübergreifende Kompetenzen.” Auch Ana Simic, Managing Director von DAIN Studios Austria, hätte nie gedacht, in der IT zu landen. Bei ihr führte der Weg über das Thema digitale Transformation weil: „Digitale Transformation funktioniert nun mal nicht ohne Daten und Daten sind quasi schon KI“. Für Katharina Herzog, Co-Founderin von money:care, war  das Thema Ungleichheit der zentrale Antrieb. Durch ihren Wunsch, die Welt zu verbessern und Systeme aufzubrechen, landete auch sie schließlich bei der Technologie und ihren Potenzialen. Heidelinde Rameder, Head of Security GRC Services bei T-Systems Austria, hatte sich selbst lange nicht zugetraut, an die TU Wien zu gehen. Das zu überwinden und Rückschläge hinzunehmen, habe sich schließlich gelohnt: „das ist Wachstum“, sagt sie heute.

„Einzigartige statt geradliniger Lebensläufe sehe ich als Stärke“, Heidelinde Rameder, T-Systems Austria

Was sie an der IT schätzen, wurden die Expertinnen gefragt. Abwechslung und Geschwindigkeit – kein Tag sei wie der andere, der Alltag bleibe spannend. Technologie wäre ein guter Hebel, um positive Veränderung zu erreichen.

Um in die Branche reinzukommen, sei es wichtig zu wissen, was man leisten oder verbessern möchte, Eigeninitiative und Gespräche mit Start-ups und Expert:innen aus der Branche. Nachfragen koste nichts und die Bereitschaft sei auf jeden Fall vorhanden. 

Aber auch nach den Panels war noch nicht ganz Schluss für die Teilnehmer:innen des ersten Shetech Live-Events: Im Nachgang wurde im Haus des Meeres fleißig genetzwerkt! Hier findet ihr einen Blick behind the scenes:

Wir sind noch immer ganz überwältigt von den vielen positiven Rückmeldungen und Postings nach dem Event – to be continued und wir sehen uns im Herbst zur nächsten #SHEtech!

Wir danken außerdem unseren tollen Partnern der SHEtech 2023: AIT, Bosch, EBCONT, ÖBB und unserem Hosting Partner Wirtschaftsagentur Wien und INiTS!

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