Wibke Giese ist keine Gründerin, die über Skalierbarkeit und Exit-Strategien theoretisiert. Sie beobachtet den Alltag – und entwickelt daraus Geschäftsmodelle, die wirklich gebraucht werden. Ihr jüngstes Projekt: Toolbox24, ein vollautomatisierter 24/7-Werkzeugverleih in Wien, der die Sharing Economy greifbar und unkompliziert macht.
Mit ihrem zweiten Unternehmen bringt die gebürtige Deutsche Bewegung in einen bislang schwerfälligen Markt – und steht exemplarisch für eine neue Generation von Gründerinnen: pragmatisch, lösungsorientiert, selbstbewusst. Für Giese bedeutet Selbstständigkeit weit mehr als wirtschaftlichen Erfolg – sie versteht Unternehmertum als gesellschaftliches Engagement. „Unternehmertum heißt für mich: Verantwortung übernehmen – für mich selbst, für meine Kund*innen und für die Gesellschaft.“
Zwischen Lockenstab und Lastenhebern
Die Idee zu Toolbox24 entstand im echten Leben – zwischen dem Friseurstuhl und TV-Produktionen. Seit acht Jahren führt Giese ihren Friseursalon am Wiener Karmelitermarkt. Parallel war sie über ein Jahrzehnt als Ausstatterin für den ORF tätig. Diese doppelte Erfahrung – als Dienstleisterin im Handwerk und Organisationstalent hinter den Kulissen – führte letztlich zur zündenden Idee hinter Toolbox24. „Ich war es gewohnt, ständig nach Lösungen zu suchen – aber oft frustriert, wie aufwendig es war, das passende Werkzeug für ein Projekt zu bekommen. Daraus wurde eine Idee. Und dann ein Business.“
Werkzeuge mieten, wann immer man sie braucht
Toolbox24 bietet, was der Name verspricht: Über die Website buchen Kund*innen Werkzeuge – vom Akkuschrauber bis zum Teppichreiniger – und holen sie per Code aus einer Self-Service-Box im 15. Bezirk ab. Der Verleih funktioniert komplett automatisiert, ohne Personal, ohne Öffnungszeiten. Mit Toolbox24 will Giese vor allem eines: alltagsnahe Lösungen schaffen – besonders für Menschen, deren Zeit und Energie bereits durch Beruf und Familie gefordert sind. „Unser Ziel ist es, den Alltag einfacher zu machen“, betont die Gründerin.
Auch die Preisgestaltung ist bewusst niedrigschwellig: Eine Bohrmaschine gibt’s ab 8 Euro pro Tag, ein Teppichreiniger ab 14 Euro. Für Umzüge bietet Toolbox24 praktische Komplettsets – Rollbretter, Tragegurte, Umzugsdecken – für 18 Euro pro Tag, rund um die Uhr verfügbar.
Nachhaltigkeit trifft Wirtschaftlichkeit
Toolbox24 steht für ein ressourcenschonendes Nutzungsmodell: Statt teurer Einmalkäufe geht es um gezieltes, temporäres Mieten – besonders sinnvoll in Städten, wo Wohnraum und Stauraum begrenzt sind. Für Giese ist das Konzept der Sharing Economy kein technisches Zukunftsversprechen – sondern gelebte Praxis, direkt aus dem Bedarf der Nutzer*innen heraus entwickelt. „Ich wollte zeigen, dass sie auch ganz praktisch, analog und alltagstauglich funktionieren kann – wenn man den Menschen zuhört.“ Das Konzept ist skalierbar: Weitere Standorte in Wien sind in Planung, mittelfristig auch in anderen Städten.
Gründen ohne Klischees
Wibke Giese steht für eine Form des Unternehmertums, die sich nicht an gängigen Start-up-Klischees orientiert. Keine PowerPoint-Pitches, keine Buzzword-Bingo – dafür ein realistisches Gespür für Märkte, Menschen und Machbarkeit. Statt auf Perfektion oder Investor*innen zu setzen, baut sie auf Alltagstauglichkeit, Bauchgefühl – und echte Relevanz. „Ich möchte zeigen, dass Selbstständigkeit nicht immer mit großen Investoren oder technischer Perfektion beginnen muss, sondern mit einer guten Idee, einem klaren Bedarf – und dem Mut, es einfach zu machen.“
Dass sie regelmäßig zwischen Friseursalon, Logistik und Unternehmerinnentreffen pendelt, ist für sie kein Hindernis – sondern Ausdruck moderner, weiblicher Unternehmensführung. Gerade Frauen möchte sie ermutigen, nicht auf den perfekten Moment zu warten – sondern ins Tun zu kommen. Wibke Giese zeigt, dass Unternehmertum nicht immer laut sein muss – sondern auch pragmatisch, lösungsorientiert und alltagsnah sein kann.