StartBusinessCatcalling im Business

Catcalling im Business

Technikerinnen und Handwerkerinnen im Außendienst, Frauen in traditionell männlichen Berufen – leider zeigt die Erfahrung, dass gerade diese Gruppen immer noch häufig mit verbalen Herabwürdigungen und teilweise physischen Übergriffen konfrontiert werden. Profilerin Patricia Staniek rät, rasch und wehrhaft gegen die respektlose Unkultur vorzugehen.

Die Metapher weist darauf hin, dass Frauen, meist auf der Straße, ähnlich wie Katzen, herbeigerufen beziehungsweise belästigt werden. Die Bezeichnung betont die herabwürdigende oder objektinszenierende Art, in der es passiert. Es ist ein weltweites Problem, das verbal, meist ohne Körperkontakt passiert, dennoch oft auch als Vorstufe zu physischen Übergriffen gesehen werden muss. Auch in Unternehmen existiert Catcalling. Oft lassen es Frauen unter den Tisch fallen, da sie sich nicht trauen, eine Meldung zu machen, aus Angst, nicht ernst genommen zu werden. Eine Kundin erklärt mir: Ich kann nicht mal durch die Werkstatt durchgehen, ohne respektlos angemacht zu werden. Ich habe es meinem Vorgesetzten gemeldet, doch der meinte, in dieser Branche dürfte man als Frau eben keine dünne Haut haben.

Jede Frau hat das Recht auf Sicherheit

Die Motive der Täter reichen von fehlender Empathie, fehlenden soziale Normen, von Machtausübung und -missbrauch, vom Gewinn an Aufmerksamkeit, Angeberei, dem Wunsch nach Kontrolle bis zur Überlegenheitsdemonstration. Catcalling hat psychologische Auswirkungen auf die belästigten Frauen. Jede Frau hat das Recht auf ein sicheres Umfeld. Deshalb müssen proaktiv Maßnahmen gesetzt werden. Um Catcallern den Kampf anzusagen, gehört die Arbeit am eigenen Selbstbewusstsein in den Fokus genommen. Gegenwehr erfordert Mut und Entschlossenheit. Frauen müssen unbedingt an die Selbstverteidigungslinie treten, klare Grenzen setzen und lautstark auf solche Belästigungen reagieren.

Es benötigt die solidarische Unterstützung von Männern, um auf die Täter einzuwirken.

Frauen müssen sich auf solche Situationen vorbereiten – noch mehr aber sind männliche Kollegen als eindringliche Botschafter für Catcaller gefragt. Es benötigt die solidarische Unterstützung von Männern, um auf die Täter einzuwirken. Tatsächlich geht es um einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, wie zum Beispiel flächendeckende Aufklärung, um das Bewusstsein für diese Unkultur zu schaffen.

Manche Frauen können fantastisch mit Catcallern umgehen, sie hebeln sie schlagfertig aus, setzen sofort klare Grenzen und stellen sich der Situation mit Vehemenz. Bei vielen Betroffenen verursacht es ein Gefühl der Erniedrigung und Entwürdigung, Scham, Bedrohungsgefühl, Hilflosigkeit, Selbstwerteinbruch und Angst, dass es zu einem körperlichen Übergriff kommt.

Werden Sie wehrhaft

Machen Sie eine klare Ansage, idealerweise in der SIE-Form: „Hören Sie sofort damit auf“. Definieren Sie das Delikt: „Hören Sie sofort auf. Das ist (sexuelle) Belästigung!“

Informieren Sie Ihre Vorgesetzten, Frauenbeauftragte, den Betriebsrat oder eine einflussreiche Person im Unternehmen, der Sie vertrauen. Fordern Sie in Ihrem Unternehmen Maßnahmen für Sensibilisierung und Schulung von Mitarbeitern zur Bewusstseinsbildung! Jedes Unternehmen braucht klare Regelungen und Verfahren, welche das Verhalten am Arbeitsplatz regeln, einschließlich konkreter Verbote von unangemessenem Verhalten, mit der Bestimmung von Disziplinarmaßnahmen. Unternehmen sollten Meldesysteme einrichten, wo Frauen solche Vorfälle „sicher“ melden können.


Zur Person:

Mag. Patricia Staniek, BSc ist Profilerin, Kriminalanalytikerin, Akad. Expertin für int. Sicherheitsmanagement

www.patricia-staniek.com

Lesen Sie dazu auch das Interview „Catcaller agieren kaum einzelmotiviert“:

„Catcaller agieren kaum einzelmotiviert“

Fotomaterial(c) Moni Fellner

STAY CONNECTED