StartRolemodelsBewahrerinnen des Feuers - Teil 1

Bewahrerinnen des Feuers – Teil 1

Frauen an der Spitze von Familienunternehmen sind in Österreich selten vertreten. Gudrun Peter, Wirtin des Romantikhotels Im Weissen Rössl, über die Ausgewogenheit zwischen „privat“ und „beruflich“ bei der Führung eines Traditionsbetriebs.

Wenn Gudrun Peter durch ihr Hotel geht, ist es stets ein Gang durch die Geschichte. Denn das Weisse Rössel in St. Wolfgang am Wolfgangsee ist, dank der Operette von Ralph Benatzky aus 1930 und der Komödie von Franz Antel aus dem Jahr 1960, eine weit über die Grenzen des Salzkammerguts reichende Hotellerie-Bekanntheit. Es ist aber auch eine Familiengeschichte, die eng mit dem Hotel an dem türkisblauen See verbunden ist: Bis ins 15. Jahrhundert reichen die Ursprünge des Hauses zurück, das von Gudrun Peter in der mittlerweile fünften Generation geführt wird. 90 Zimmer, Spa-Bereich, Restaurant, eine Mannschaft, die aus bis zu 120 Menschen besteht – die stets präsente Gastgeberin ist im Dauereinsatz: „Wer in einem Familienunternehmen aufwachsen darf, bekommt Wert, Familie und ein Selbstverständnis für die Branche mit. Man liebt es oder man hasst es, dazwischen gibt es nichts. Die Vorfahren entscheiden mit ihrem Vorleben mit- unter darüber mit.“ 

Des einen Gegenwart, des anderen Geschichte 

Rösslwirtin Gudrun Peter berichtet, dass Familienunternehmen stets in Generationen denken und handeln – und so auch oft als Familienverband leben: „Das ist der Unterschied zu Konzernen. Die Menschen stehen im Vordergrund, und die Vereinbarkeit von Familie und Hotel ist leichter möglich. Traditionen werden gehegt und gepflegt.“ Sie versteht es als ihre Aufgabe, Geschichte zu erzählen, weiterzuschreiben und sich nicht darauf auszuruhen. „Denn meine Gegenwart ist die Geschichte für meine Kinder. Diese Passion und Freude an Selbstverwirklichung im eigenen Arbeitsumfeld ist genau das, was ich versuche, an die nächste Generation weiterzugeben. Ob es mir gelingt, dass auch die sechste Rösslwirtin eine Peter ist, wird sich weisen. Wichtig ist, dass eine oder auch mehrere meiner drei Töchter Spaß daran haben.“ 

Umsätze von knapp 414 Milliarden Euro

157.000 Familienunternehmen gibt es laut einer Erhebung der KMU Forschung Austria aus dem Jahr 2019 in Österreich. Mit rund 1,8 Millionen Erwerbstätigen und jährlichen Umsätzen in der Höhe von knapp 414 Milliarden Euro sind sie ein wichtiger Wirtschaftsmotor – doch es ist nur ein geringer Teil, der von Frauen geführt wird. Dass sich Beruf und Familie bei inhabergeführten Betrieben weit weniger streng trennen lassen, belegt eine 2021 durchgeführte Studie des Market Instituts im Auftrag der LGT Bank Österreich und EY Österreich: Denn die Unternehmensagenden haben bei der Führungsgeneration von Familienbetrieben in 67 Prozent der Fälle Einfluss auf den Familienalltag.

Mehr Interviews mit Female Role Models und Frauen, die in der Wirtschaft vorangehen, finden Sie in der aktuellen Ausgabe von SHEconomy

Weitere grosse Töchter

Laura Wiesner 
Beim Möbelhersteller „Wiesner & Hager“ zieht sie seit einem Jahr die Fäden an der Seite ihres Vaters. 

Martha Schultz 
Die Powerfrau schlechhin! Sie führt die „Schultz-Gruppe“, den größten Seilbahnbetreiber Österreichs und ist Vize-Präsidentin der Österreichischen Wirtschaftskammer. 

Ulli Ehrlich 
„Sportlam“-Geschäftsführerin in vierter Generation. Leitete den Kulturwandel beim Kitzbühler Modeunternehmen ein. 

Ulrike Rabmer-Koller 
Führt die oberösterreichische „Rabmer-Gruppe“, die Innovationen im Bereich der Umwelttechnologien vorantreibt. Vor einem Jahr wurde sie mit dem Klimaschutzpreis ausgezeichnet. 

Bettina Breiteneder 
Die Tochter des Garagenkönigs Johann Breiteneder weitet das Unternehmen kontinuierlich aus. 

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