Der Begriff New Work geistert nun schon seit geraumer Zeit durch die Arbeitswelt. War er zu Beginn noch leichter zu fassen und etwas klarer konturiert, wurde es gerade in der jüngeren Vergangenheit zusehends schwieriger den Begriff definierende einzurahmen. Für die einen bedeutet New Work, dass im Office Platz für einen Wuzzeltisch und eine Dart-Scheibe geschaffen wurde, andere Unternehmen halten sich bei ihrer Definition streng an die Ideen Frithjof H. Bergmanns. Weil abstrakte Begriffe und Konzepte in der Regel nicht statischer Natur sind, sondern diese sich je nach Einsatz und Einsatzgebiet verändern und anpassen, gibt es auch in Bezug auf New Work kein eindeutiges Richtig oder Falsch. Zu diesem Schluss kommt auch Kristina Knezevic, Country Managerin von Xing Österreich, mit der wir vor wenigen Wochen über genau diese Thematik gesprochen haben: »Alles was gehyped wird, wird irgendwann zum Buzzword. Viele Unternehmen kommen zu mir und sagen, dass sie jetzt auf New Work umgestellt hätten, weil sie einen Obstkorb oder einen Wuzzeltisch haben. Das entspricht nur leider gar nicht dem, was New Work eigentlich ist. New Work ist eine Philosophie, die von Frithjof H. Bergmann geprägt wurde und steht in etwas verkürzter Form dafür, dass ich etwas tue das ich liebe und liebe was ich tue. Das ist vor allem heute so wichtig, weil sich unsere Arbeitswelt in einem massiven Wandel befindet.«

Zunehmend werden unter dem Begriff New Work, der sich immer wieder wie ein großer, bunter Regenschirm über unseren Berufsalltag spannt, aber auch Dinge wie Flexibilisierung der Arbeitszeiten, Home Office, Transparenz der Gehälter und Selbstmanagement verstanden. Wuzzeltisch und Dart-Scheibe halten wir, obwohl wir gerne relativ offen mit dem Begriff umgehen würden, jetzt erstmal raus. Beleuchtet man den Begriff also nun im Licht dieser Kriterien und Parameter, dann wird sehr schnell klar, dass die derzeitige Krise rund um Covid-19 viele Unternehmen dazu bringt, sich auf diese Themen wie auch auf einen verstärkten Einsatz digitaler Maßnahmen einzulassen.

Sandra Bascha © Rafaela Proell

Als Teil der NEW WORK SE hat sich Xing New Work auf die Fahne geschrieben. Auch hier setzt man sich deshalb gerade intensiv mit der derzeit stark veränderten Arbeitsrealität vieler ÖsterreicherInnen auseinander – insbesondere mit dem Thema Home Office. So gaben bei einer XING Studie im Vorjahr nur 48 Prozent der österreichischen XING Mitglieder an, dass in ihrem Unternehmen Home Office möglich wäre; selbst bei angebotener Option nutzten dies nur rund 51 Prozent. Allerdings wünschten sich 73 Prozent der Befragten in Österreich, deren Unternehmen keine Home Office Option anboten, eine solche. Zurzeit ist davon auszugehen, dass aufgrund der aktuellen Maßnahmen die meisten Österreicher, denen es möglich ist, im Home Office arbeiten. Vieles, das sonst »nicht geht«, funktioniert also plötzlich doch. Der Umstieg auf neue Technologien wird rasch und meist ohne große Umstellungsschwierigkeiten gelernt. Dennoch bleibt die Unsicherheit, wie Führungskräfte ihre Teams remote führen können und wie Teams bei räumlicher Trennung miteinander kommunizieren. Sandra Bascha, Senior Manager Corporate Communications Österreich bei der NEW WORK SE betrachtet die aktuelle Situation als Feldversuch für New Work »Es ist realistisch, dass er überall dort besser funktioniert, wo Flexibilität bereits Teil der Arbeitswelt ist. Von einem Tag auf den anderen lernen die Menschen nicht, flexibel und selbstorganisiert zu arbeiten. Viele Unternehmen haben zum Glück schon in New Work investiert. Die Unternehmen, die das bis jetzt vernachlässigt haben, lernen, was es heißt Unternehmen remote bzw. aus der Ferne zu steuern und dass MitarbeiterInnen auch dann arbeiten, wenn sie nicht unter Aufsicht stehen. Gelingt es uns, die Krise als Chance zu sehen, können wir überholte Arbeitsmodelle reflektieren und die Arbeitswelt neu denken«, fasst sie zusammen.

Die relevantesten New Work Maßnahmen, die Team-Arbeit heute vereinfachen – auch wenn Teams im Home Office ohne Übung und Vorbereitung plötzlich remote und räumlich getrennt arbeiten – und Unternehmen in der Corona-Krise beherzigen sollten, hat XING Gastautor Lysander Weiss in seinem Artikel »Das Coronavirus Survival Pack: Welche 5 New Work Maßnahmen jetzt helfen!« auf XING News-Seite »NWX New Work News« veröffentlicht.

_01.Virtuelle Meetings: Am schnellsten umsetzbar ist der Verzicht auf unnötige Reisen und Meetings, indem diese digital stattfinden. Selbst mit eingeschränkter IT-Infrastruktur haben Mitarbeitende oftmals die Möglichkeit, Smartphone, Tablet, oder PC zu nutzen, um sich mit anderen zu verbinden. Gängige Tools wie Zoom, Microsoft Teams oder Google Hangouts werden dazu aktuell von den Anbietern kostenlos zur Verfügung gestellt. Bei der Gelegenheit können einzelne Richtlinien, z.B. zur Nutzung privater Geräte oder Installation von Tools überprüft und an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.

_02. Home Office: Etwas schwieriger ist für manche Unternehmen die komplette Verlagerung ins Home-Office. Ein Großteil der beschäftigten in Deutschland arbeitet zwar in »Bürojobs«, doch stehen nicht immer die notwendigen Geräte und Cloud-Anwendungen für alle bereit. In vielen Unternehmen ist jedoch der größte Hinderungsgrund für das Home-Office die Bereitschaft und das Vertrauen der Führungskräfte, dies umzusetzen. Zumindest hier kann also kurzfristig gehandelt werden, indem das Coronavirus zum Testen des Home-Office genutzt wird. Viele Unternehmen werden dabei feststellen, dass es funktioniert – und hoffentlich die Möglichkeit auch später nutzen. Mit der Aussicht, dass die Krise zumindest noch ein paar Monate andauert, kann jetzt zudem der geeignete Zeitpunkt sein, in IT-Infrastruktur und Geräte zu investieren. Die Ausstattung mit Laptops und der Kauf von Lizenzen für ggf. bereits vorhandene Cloud-Programme etc. wird sich auch dauerhaft lohnen, wenn die Beschäftigten dadurch flexibler und mobiler arbeiten können.

_03. Flexible Arbeitszeitmodelle: Das Coronavirus kann je nach Branche und Unternehmen nicht nur die Arbeit Einschränkungen, sondern Aufträge können auch ausbleiben, sodass Arbeit entfällt. Hier zahlt es sich aus, spätestens jetzt flexiblere Arbeitszeitmodelle zu erlauben, um die Krise abzufedern. Flexible Zeitkonten oder Vertrauensarbeitszeit kann dabei helfen, dass Beschäftigte weniger arbeiten, wenn weniger zu tun ist – und mehr, wenn es wieder aufwärts geht. Flexiblere Urlaubsregelungen, sowie die zeitweise Reduzierung von Arbeitszeit bis hin zum mehrmonatigen Sabbatical kann zudem dazu führen, dass Mitarbeitende die Krise nutzen, um Projekte für sich selbst anzugehen, mit dem Wissen, dass sie auch wieder zu ihrer vorherigen Basisarbeitszeit zurückkehren können. Durch Förderungen wie dem Kurzarbeitergeld und der krisenbedingten Notwendigkeit können diese Maßnahmen aktuell schneller und einfacher getestet werden – um auch langfristig davon zu lernen.

_04. Selbstentwicklung: Falls die operative Arbeit tatsächlich ausbleibt, bietet dies die Chance zur Weiterentwicklung der Beschäftigten, welche sonst im Tagesgeschäft oft zu kurz kommt. Solange das Unternehmen es sich leisten kann, macht es somit Sinn, die Zeit von abgesagten Konferenzen, Meetings, oder sogar ausbleibenden Aufträgen zu nutzen, um den Mitarbeitenden neue Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Diese erstrecken sich dabei von der Bereitstellung von Online-Learning Zugängen über Online-Coaching bis hin zu Etablierung neuer digitaler Lerngruppen. So bietet die »Working Out Loud« Methode zum Beispiel die Möglichkeit, sich digital in kleinen Gruppen regelmäßig auszutauschen, um persönliche Projekte strukturiert voranzubringen. Dies sorgt nicht nur für bessere Mitarbeiter und Kultur, sondern bestenfalls auch für das notwendige Zusammengehörigkeitsgefühl in der Krise.

_05. Selbstmanagement: Virtuelle Meetings, Home Office, flexible Arbeitszeiten und neue Entwicklungsmöglichkeiten können für Mitarbeiter zwar langfristig positiv, kurzfristig aber auch überfordernd sein. Daher gilt es, mit der Einführung solcher Maßnahmen auch das Selbstmanagement der Beschäftigten zu stärken. Hier sind insbesondere die Führungskräfte gefragt, um von vielleicht gewohnter »Command+Control« – Führung zum Coaching überzugehen. Die benötigten Lösungen sind hier sehr individuell, wöchentliche (digitale) Teammeetings oder tägliche Stand-Ups und digitales Projektmanagement wie Trello oder Asana können aber zumindest dabei helfen, sich gemeinsam zu organisieren und zu unterstützen.

Natürlich können und sollten diese Maßnahmen nicht alle 1:1 überall so umgesetzt werden. Es gilt zu reflektieren, was im Unternehmen möglich ist, was gebraucht wird, und was im besten Fall nicht nur kurzfristig relevant ist, sondern sich auch langfristig positiv auf die Unternehmensziele und Mitarbeiterzufriedenheit auswirkt. Wenn das Coronavirus auf diese Weise dazu dient, neue Impulse zu setzen und darüber zu reflektieren, wie gearbeitet wird, kann die Krise zumindest auch einen positiven Effekt haben. Und mehr Unternehmen kommen nicht nur wohlbehalten durch die Krise, sondern gehen vielleicht sogar gestärkt aus dieser hervor.