Das schrittweise Vortasten, die sogenannten Babysteps, machen vieles möglich. Manchmal braucht es aber den einen großen Schritt, die eine mutige Entscheidung, damit Veränderung wirklich spürbar wird. Mit ihrer hundertprozentigen Frauenquote bei Regisseurinnen hat die Karlsruher Schauspieldirektorin Anna Bergmann ein sicht- und spürbares Zeichen in der Theaterlandschaft gesetzt. Erst vor knapp einem Jahr hat die Technische Universität Einhoven eine Entscheidung mit ähnlich starker Signalwirkung getroffen: Sie hat eine hundertprozentige Frauenquote bei Neuanstellungen eingeführt. Mit beeindruckenden Auswirkungen: Nur ein knappes Jahr später hat die Universität 35 neue Top-Wissenschafterinnen eingestellt. Ein »ermutigendes Ergebnis«, wie vonseiten der Uni berichtet wird.

Die Maßnahme gehört zu dem für fünf Jahre angesetzten Irène-Curie-Programm: Sechs Monate lang sollen ausgeschriebene Stellen für außerordentliche, ordentliche und Assistenzprofessuren ausschließlich für Frauen reserviert sein. Die Stellen werden also nicht generell für Männer gesperrt. Sollte sich innerhalb dieses halben Jahres keine passende Bewerberin finden, dann werden auch Bewerber berücksichtigt. In der letzten Bewerbungsrunde muss aber eine Frau dabei sein, so die Regelung.

Wie im Irène-Curie-Programm vorgesehen, blieb es aber nicht nur bei der einen Maßnahme. Den neu angestellten Frauen wurden auch Mentorinnen zur Seite gestellt und sie bekamen einen Zuschuss von 100.000 Euro für ihre Forschungsaktivitäten. Im Zuge dieses Programms konnte die TU Eindhoven den Frauenanteil bei den Assistenzprofessuren sowie bei den außerordentlichen und ordentlichen Professuren an den Fakultäten innerhalb von zehn Monaten von 22,3 auf 25 Prozent steigern. Bis zum Abschluss des Programms soll ein 30-prozentiger Frauenanteil beim fest angestellten akademischen Personal erreicht werden.