StartBusinessKarriereYulia Haybäck: „Ich wollte nie kämpfen, ich wollte einfach nur machen“

Yulia Haybäck: „Ich wollte nie kämpfen, ich wollte einfach nur machen“

Grillen – eine Männerdomäne? Nicht für Yulia Haybäck. Als eine der wenigen Weber Grillmeisterinnen Österreichs hat sie bewiesen, dass Grillen auch Frauensache ist. In ihrem Gastbeitrag erzählt sie von den Hürden und Herausforderungen, denen sie als Frau in der BBQ-Szene begegnet ist.

Grillen ist in den meisten Köpfen männlich. Objektiv gesehen, gibt es dafür überhaupt keinen Grund. Aber das ist bei Rollenbildern meistens so. Frauen werden in männerdominierten Feldern oft vor Hürden gestellt, die bei genauerer Betrachtung überhaupt keinen Sinn ergeben. Dass ich heute Weber Grillmeisterin bin, war ursprünglich auch reiner Zufall – ich habe damals gar nicht hinterfragt, ob dieser Kurs oder das Grillen an sich für mich „gedacht“ ist. Aber von Anfang an hatte ich die Antwort auf meine nicht gestellte Frage: Nein. Ich war die einzige Frau im Kurs und das Umfeld der BBQ-Szene hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich hier untypisch bin.

„Mir kam es gar nicht in den Sinn, mich selbst zu begrenzen.“

Aber wie es meine Art ist, habe ich mich nicht abbringen lassen. Mir selbst wurden von meinen Eltern keine Rollenbilder mitgegeben. Uns Kindern wurde einfach beigebracht, was unsere Eltern konnten. Mir kam es gar nicht in den Sinn, mich selbst zu begrenzen. Ich denke, darin liegt der Schlüssel zu Gender Equity. Es klingt so plump, aber: Wir müssen uns von dem Denken in Rollenbildern befreien. Vor allem in Bezug auf uns selbst. Darin liegt aber gleichzeitig auch das Problem: das Denken in Geschlechterrollen ist unglaublich stark in unserer Gesellschaft verankert. Besonders, wenn es um Frauen in „untypischen“ Berufen geht. Zum Glück hat sich das im BBQ-Bereich in den letzten Jahren ein wenig verändert – vor allem international. Ich möchte mit meiner Rolle auch hierzulande Frauen ermutigen, sich an den Grill zu stellen und sogar den Schritt zur Grillmeisterin zu wagen – es braucht vor dem Rost mehr Diversität.

Grillen ist auch Frauensache

Dass der Weg ein holpriger ist, ist aber nicht zu bestreiten. Gleich zu Beginn meiner Grillmeisterinnenkarriere wurde ich bei einer Grillvorführung von einem Grillkursteilnehmer gefragt, ob Frauen denn überhaupt grillen können. Und da stand ich nun. Eine ausgebildete Grillmeisterin, und schon langjährige Unternehmerin, und wusste nicht, was ich darauf antworten soll. Ich wurde mit Fragen konfrontiert, die ich mir selbst nie gestellt hatte. Ich hätte mir nur gewünscht, ich wäre damals schon so selbstbewusst gewesen, wie heute. Heute weiß ich, was ich kann. Aber viele Frauen stehen vor dem gleichen Problem und müssen sich immer wieder für ihr Können und Wissen rechtfertigen. Das ist anstrengend und hält uns auf. Wir dürfen nicht einfach machen, wir müssen uns dauernd die Legitimation einholen, etwas zu machen, etwas zu können. Ich habe noch nie jemanden einen männlichen Grillmeister fragen gehört: „Kannst du das überhaupt?“ Oder „Wow, das traust du dir zu, ich könnte das nicht“.

„Mein Appell daher: Nein sagen, Gleichstellung fordern. Für uns alle.“

In diesen Momenten brauchen wir vor allem eines: Selbstbewusstsein. Denn diese Fragen und das Erstarren vor einer schlagfertigen Antwort haben Auswirkungen auf unsere Karriere. Frauen werden in ihren Fachgebieten selten auf der gleichen Ebene behandelt, wie ihre männlichen Kollegen. Selbst mit meiner Erfahrung bekam ich früher häufig plakative „Frauendinge“ zugeteilt. Bei vielen Events war es für die Veranstalter klar: Yulia macht das Dessert. Die Steaks waren Männersache. Da müssen wir Frauen uns selbstbewusst dagegenstellen, sonst ändert sich nichts – für keine von uns. Ohne Selbstsicherheit wäre ich heute nicht, wer ich bin – eine Grillmeisterin, die sich ihren Platz in der Grillwelt gesichert hat. Mein Appell daher: Nein sagen, Gleichstellung fordern. Für uns alle. Ich habe gegen Windmühlen gekämpft, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existieren. Das kostet enorm viel Energie, die Männer in ihre Karriere oder andere Dinge stecken können. Ich wollte weder eine Kämpferin sein noch mich ständig rechtfertigen, ich wollte einfach nur machen.

Dabei lohnt sich durchhalten: Wenn wir öfter mit weniger traditionellen Berufsbildern in Kontakt treten, weichen wir die Geschlechterklischees in unseren Köpfen auf. Einen weiteren Appell habe ich auch noch: Augen auf bei der Geschäftspartner:innenwahl! Wer sich Wegbegleiter:innen und Mitstreiter:innen sucht, die nicht mehr an längst überholte Geschlechterrollen glauben, tut sich selbst einen Riesengefallen! Das hat auch mir einen großen Teil der Freude an meiner Arbeit zurückgegeben.

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