StartBusinessWo endet Selbstvermarktung?

Wo endet Selbstvermarktung?

Sie war die jüngste Self-Made-Millionärin, ein Star im Silicon Valley und die große Zukunftshoffnung im Health-Care-Bereich. Elizabeth Holmes lebte den Slogan „Fake it till you make it“ und steht nun wegen mutmaßlichen Betrugs vor Gericht.  

Elizabeth Holmes spricht mit einer tiefen Stimme. Egal ob auf der Bühne während eines Ted-Talks, in Talk-Shows oder vor Gericht: Die tiefen Noten in Holmes Stimme hinterlassen ein Gefühl von Kompetenz und Verlässlichkeit. Doch so soll Holmes nicht immer geklungen haben. Ein ehemaliger Professor und viele weitere ihrer Bekanntschaften erinnern sich an Holmes zurück und meinen, ihre Stimme sei viel höher gewesen, fast wie die eines Kindes.

Die Vision Theranos

Die Idee für ihr Unternehmen „Theranos“ hatte Elizabeth Holmes im Alter von 19 Jahren, als sie die renommierte Stanford University besuchte. Theranos wollte die Gesundheitsbranche mit neuen Technologien ähnlich revolutionieren wie Apple das Smartphone oder Amazon den Handel. Anhand eines Bluttropfens sollten hunderte von Krankheiten festgestellt werden können. Einzig, das Gerät funktionierte nie.

Holmes imitierte Steve Jobs

Ob die Aufregung um Elizabeth Holmes‘ Stimme nun überbewertet wird oder nicht – klar ist, dass Holmes ein Selbstinszenierungs-Talent ist. Ihr großes Vorbild ist seit jeher Steve Jobs. Sie teilte angeblich seine Vision, die Welt verändern zu wollen und übernahm später sogar seinen charakteristischen Kleidungsstil: den schwarzen Rollkragenpullover. Sie würde jeden Tag das gleiche anziehen, um Zeit zu sparen, denn sie habe vor lauter Arbeit keine Kapazitäten, sich über ihre Kleidung Gedanken zu machen.

Wo endet Selbstvermarktung und wo beginnt Betrug?

Später engagierte sie die gleiche Werbefirma, die Apple-Produkte vermarktete und heuerte bei namhaften Investor*innen an. So stiegen etwa der Medienmogul Rupert Murdoch und die Familie Walton, der die US-Supermarktkette Walmart gehört, mit jeweils rund 150 Millionen US-Dollar bei Theranos ein. Sie überzeugte einflussreiche Männer, darunter ehemalige US-Verteidigungs- und Außenminister, in den Vorstand von Theranos zu kommen und wurde etwa von Bill Clinton für ihre Arbeit gelobt. Holmes konnte sich und ihr Unternehmen gut inszenieren. Auch als – so behauptet die Klägerseite im Gerichtsprozess gegen Theranos – immer mehr Fälle bekannt wurden, in denen das Gerät „Edison“ falsche Ergebnisse lieferte.

Holmes drohen 20 Jahre Haft

Nun muss sich Elizabeth Holmes vor Gericht wegen Verdacht auf Betrug verantworten. Sie beteuert, dass Fehler passiert seien, streitet jedoch jegliche Schuld ab. Die Marke Elizabeth Holmes war stark. Sie orientierte sich an dem Leitsatz „Fake it till you make it“ und strahlte Authentizität aus. Was ihr fehlte war jedoch die tatsächliche Echtheit. Wie glaubwürdig Holmes tatsächlich ist, die Frage nach Sein und Schein, wird in der Beurteilung der Geschworenen, ob Holmes schuldig ist oder – wie sie beteuert – nicht, entscheidend sein. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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