Sie haben nach Ihrem Doktorat der medizinischen Wissenschaften den Weg vom Labor in die Kommunikation von Wissenschaft gewählt. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?
Naturwissenschaften und Forschung haben mich seit meiner Kindheit fasziniert. Obwohl ich sehr breite Interessen hatte – zusätzlich auch mein Leistungssport Eiskunstlauf sowie Philosophie und Literatur – kam für mich eigentlich nur ein naturwissenschaftliches Studium in Frage. Molekularbiologie war damals noch ein recht junger Studienzweig und ich konnte mein Interesse an Medizin und Pharmazie gut über Wahlfächer, meine Diplomarbeit und schliesslich auch durch meine Dissertation an der Medizinischen Universität Graz damit verbinden. Im Laufe meiner Dissertation stellte ich allerdings fest, dass ich nicht unbedingt in ein Thema ganz, ganz tief eintauchen möchte, sondern mich lieber mit vielen Themen in den Naturwissenschaften beschäftigen will. Daher war der Wechsel in den Bereich der Wissenschaftskommunikation bei einem universitären Forschungsinstitut nach zwei „Lehrjahren“ im Bereich Projektleitung und Public Relations bei einer IT-Consulting-Agentur eine sehr schöne Möglichkeit. Oder wie ich gerne augenzwinkernd sage: statt Wissenschaft zu machen, rede ich nun darüber.
Nach vielen Jahren in Führungspositionen im akademischen Bereich hat es mich dann nach meinem MBA-Studium in den spannenden Kommunikationsbereich der forschenden Pharmaindustrie gezogen. Es begeistert mich, wie Ergebnisse aus dem Labor zu einer Behandlungsmöglichkeit für Patientinnen und Patienten werden, die sonst keine oder wenige Therapiealternativen hätten. Bei Bristol Myers Squibb bin ich von der Schweiz aus für die weltweite Kommunikation zu Themen im Bereich der Krebsforschung verantwortlich. Als ein weltweit führendes biopharmazeutisches Unternehmen hat sich BMS zur Aufgabe gemacht, innovative Medikamente zu entdecken, zu entwickeln und bereitzustellen. Für mich schließt sich hier ein Kreis: Während meines Biologie-Studiums war die Entdeckung des Proteinabbau-Prozesses in der Zelle gerade ein neues „Hot Topic“. Heute arbeite ich bei dem Unternehmen, das Medikamente basierend auf diesem Zellmechanismus erforscht und bereitstellt.
Welche Herausforderungen ergeben sich durch die Internationalität?
Wissenschaft ist immer international – die besten Köpfe beschränken sich nicht auf ein Land. Ich sehe es als bereichernden Faktor, wenn basierend auf der Diversität unter Mitarbeitenden verschiedene Herangehensweisen zu unterschiedlichen Lösungsansätzen führen. Hier bei Bristol Myers Squibb (BMS) in Boudry in der Westschweiz sind in etwa 1.000 Kolleginnen und Kollegen aus rund 60 Nationen beschäftigt. Ein Großteil, mit denen ich direkt im Bereich R&D zusammenarbeite, arbeitet von den USA aus. Dennoch kreiert der Collaboration Hub eine Atmosphäre der Zusammengehörigkeit und ermöglicht mit modernen IT-Tools einen einfachen Austausch über Departmentgrenzen hinweg. Dennoch schätze ich auch, wenn wir uns ab und an auch persönlich treffen können. Dass ich in Europa stationiert bin, hat den grossen Vorteil, dass ich im engeren Austausch mit unseren Europäischen Kolleginnen und Kollegen stehe und deren Bedürfnisse genauer kenne. Auch kann ich über die Zeitzonen hinweg als Brücke für unsere Kolleginnen und Kollegen in Asien dienen, wenn etwa Input zu R&D Themen für Interviewanfragen benötigt wird.
Wie arbeitet man über verschiedene Zeitzonen hinweg?
Es mag vielleicht etwas salopp klingen, aber meinem Biorhythmus kommt die Arbeit angelehnt an die Zeitzonen der USA sehr entgegen. Die Vormittage sind konzentriertem Deep Work oder Aktivitäten im Büro in Boudry sowie dem Austausch mit den Europäischen Kolleginnen und Kollegen gewidmet. Ich bin aber ganz klar ein Abend-Mensch und daher gerne auch bis spät in den Abend mit meinen Kolleginnen und Kollegen in den USA im Austausch. Viele Abläufe in unseren Kommunikationsprojekten kann man sich wie einen Staffellauf vorstellen: Ich übernehme Morgens, was Abends noch aus den USA geschickt wurde und priorisiere dann nach den Zeitzonen, die die Projekte betreffen. So können die anderen dann übernehmen, wenn sich mein Arbeitstag langsam dem Ende zuneigt.
Was sollte ein moderner Arbeitgeber punkto New Work heute bieten, um für Frauen attraktiv zu sein? Wie wird bei Bristol Myers Squibb mit diesem Thema umgegangen?
Neben einem modernen Bürokonzept gibt es bei Bristol Myers Squibb ausgezeichnete Flexibilität mit einer Anwesenheitsregelung von 50% Home-Office/Office, wobei gleichzeitig eine Atmosphäre geschaffen wird, die einen gerne ins Büro kommen lässt. Moderne IT-Tools, um Zusammenarbeit auch virtuell abzubilden, sind mittlerweile ein Must-Have. New Work bedeutet für mich allerdings auch, dass man ebenso den persönlichen Austausch wertschätzt. Ein offener Austausch über Departmentgrenzen hinweg, wie er bei BMS selbstverständlich ist, erleichtert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern eröffnet auch Optionen für die eigene Weiterentwicklung. Neben den klassischen Fortbildungsmöglichkeiten fördert eine hauseigene KI-gestützte Plattform, mögliche Karrierewege, Kurzzeitprojekte oder passende Stellen bei BMS als nächsten Entwicklungsschritt zu identifizieren. Diese Stellen müssen dann nicht zwingend einen Schritt in die USA bedeuten, sondern können teilweise auch von Europa aus angetreten werden – wie in meinem Fall. Gerade für Frauen kann das ein entscheidender Faktor sein, nicht die ganze Familie nach Übersee übersiedeln zu müssen und dennoch eine ansprechende, internationale Position im Unternehmen zu bekleiden.
Sie haben ein MBA-Studium an der WU Executive Academy abgeschlossen. Welche Karriere-Vorteile bringt Ihnen dieses Studium? Wem würden Sie es empfehlen?
Das MBA-Studium an der WU Executive Academy war in vielerlei Hinsicht eine sehr wertvolle Erfahrung. Zum einen wegen der Inhalte des Studiums, der Qualität und der Expertise der Vortragenden. Zum anderen war der Austausch mit den StudienkollegInnen ein wertvoller Beitrag, um über andere Industriezweige, Berufsbilder und ihre dazugehörigen beruflichen Fragestellungen zu lernen. Die Karrierevorteile ergeben sich für mich ganz klar dadurch, dass ich ein noch besseres Verständnis von unternehmerischen Fragestellungen entwickeln konnte und gleichzeitig auch Einblicke in den dazugehörigen Alltag von meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen erhielt. Die WU EA bietet auch nach dem Studium ein Netzwerk, in dem wir uns nach wie vor gerne miteinander austauschen. Wem ich das Studium empfehlen würde? Jeder und jedem, der Wert auf eine qualitativ hochwertige Weiterbildung und ein lebendiges Netzwerk wert legt!