Die Hacker School möchte Kinder und Jugendliche für IT und Programmieren begeistern. Seit vier Jahren leitet CEO Julia Freudenberg das gemeinnützige Projekt, das Nachwuchskräfte von morgen fördert und digitale Bildung für jeden Geldbeutel bietet. Im Interview verrät Sie was es braucht um mehr Nachwuchs für das Coden zu begeistern.
Was sind die Skills des 21. Jahrhunderts?
Es wird in einigen Jahren Berufe geben, die wir heute noch nicht kennen. Der kompetente Umgang mit den Medien ist ein Muss, Kommunikation und Kollaboration zentrale Elemente, denn nur so lassen sich die komplexen Probleme der heutigen Welt lösen. In der Hacker School schulen wir selbstständiges Arbeiten und kritisches Denken und vermitteln eine neue Fehlerkultur: Fehler zu machen, gehört zum Leben dazu und ist ok, solange wir daraus lernen.
Digitale DNA: Was genau ist das?
Im Grunde ist es einfach das Verständnis, wie die digitale Welt funktioniert – was steckt hinter den Bits und Bytes? In unseren Programmierkursen übergeben wir den Kindern und Jugendlichen das Werkzeug des algorithmischen Denkens: Wir lassen sie ausprobieren, eine neue Welt entdecken, die sie bisher nur als passive Konsumenten kennen. Dadurch lernen sie, wie das Zerlegen eines großen Problems in viele kleine Herausforderungen zu einer schrittweisen Lösung führt.
Die digitale Transformation ist weltweit eines der wichtigsten Wirtschaftsthemen, trotzdem wird sie oft stiefmütterlich behandelt: Warum?
Wir haben uns viele Jahre darauf ausgeruht, dass es made in Germany ja gut läuft. Da ist es schwer, von heute auf morgen eine Trendwende zu vollziehen. Zumal wir im IT-Bereich einen großen Fachkräftemangel haben. Wer soll es denn machen? Wir brauchen Nachwuchs mit digitaler Begeisterung, mehr denn je. Um diese digitale Welt verstehen und mitgestalten zu können, wollen Sie, dass jedes Kind einmal programmiert haben soll: Wie begeistert man die IT-Nachwuchskräfte von morgen für IT und Programmieren? Indem man ihnen zeigt, wie viel Spaß das macht – Programmieren ist so kreativ. Die ITler*innen, die mit uns arbeiten – wir nennen sie Inspirer – sind Menschen, die die Begeisterung dafür weitergeben. Sie sitzen nicht mit Kaputzenpulli und Cola im dunklen Keller, sie arbeiten in coolen Lofts mit netten Kolleg*innen und sind nicht alle Mathegenies. Das versuchen wir besonders auch den jungen Mädchen zu vermitteln, die immer argumentieren: Uh, Mathe kann ich nicht. Informatik ist nichts für mich. Die Einstiegswege in die IT sind vielfältig und das Spektrum an unterschiedlichen Berufen sehr breit. Naja, und verdienen kann man dort auch ganz gut – ein super erster Schritt für gelebte Gleichberechtigung.
Was wünschen Sie sich diesbezüglich von den Schulen?
Mehr Offenheit und Bereitschaft, neue Horizonte zu erschließen. Aber vergessen wir nicht, dass hier vor allem die Politik gefragt ist, Veränderungen auch möglich zu machen. Die Schulen sind häufig sehr offen, sehen aber immer wieder Hürden, die genommen werden müssen. Wo packt man das Thema Informatik durchgehend in den Lehrplan, wenn alles mit Deutsch, Mathe, Englisch voll ist. Die Coronazeit hat deutlich gezeigt, wo es an vielen Schulen hakt und es ist fahrlässig, jetzt zu fordern, dass alles wieder so werden soll, wie es einmal vor Corona war. Bloß nicht. Wir müssen das, was wir aus der Zeit gelernt haben, nutzen, um Veränderungen nachhaltig umzusetzen.
Welche Weichen muss denn die Politik stellen, damit das alles möglich wird?
Wir brauchen ein klares Verständnis, dass die Phrase des “lebenslangen Lernens” umgesetzt werden muss. Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit müssen mehr als Worthülsen werden: Ist das nur oder überhaupt die Aufgabe der Politik? Wenn wir die aktuellen Fördermaßnahmen so anpassen, dass die Initiativen gefördert werden, die innovative Ansätze verfolgen und auf die Hebel ehrenamtlichen Engagements zurückgreifen können und mehr inklusiv als exklusiv fördern, ist viel gewonnen. Und da, wo wir für den Start Quoten und Regelungen brauchen, müssen genau diese geschaffen werden.
Und wie binden Sie die Unternehmen in den Prozess ein?
Für uns sind Unternehmen ganz tolle und wichtige Partner. Wobei: Unternehmen, das klingt immer so groß. Es sind die Menschen, die dort arbeiten und sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und der des Unternehmens bewusst sind. Und diese Mitarbeiter*innen sind es, die die Hacker School unterstützen und mit uns die Jugend für IT begeistern: Indem sie Programmierkurse geben und auch, indem sie die Hacker School finanziell unterstützen. Wir sind gemeinnützig. Wir tun das tatsächlich ohne wirtschaftliche Interessen, einfach nur, um die Welt zu retten! Die Hacker School möchte Kinder und Jugendliche für IT und Programmieren begeistern.
Noch mehr spannende Themen und Einblicke in die Welt der Digitalisierung finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe.
Am 24. und 25. November 2021 dürfen wir Sie zudem wieder bei den SHEtech Online Days begrüßen. Die dynamische Technologie-Konferenz, die Frauen dabei hilft, ihre Karrieren im Tech-Sektor voranzutreiben.
Melden Sie sich jetzt zu den SHEtech Online Days am 24. und 25. November an!