StartAdvertorial„Wir brauchen weibliche Innovationskraft“

„Wir brauchen weibliche Innovationskraft“

Claudia von der Linden ist Vizerektorin für Digitalisierung und Change Management an der Technischen Universität Graz und leistet in dieser Funktion bereits seit 2015 echte Pionierarbeit. Im Gespräch mit Sheconomy verrät sie, welche wertvollen Einsichten sie über die Jahre gewonnen hat, wo Wandel im Geschlechterverhältnis dank Initiativen schon stattgefunden hat und warum es trotzdem eine Frauenquote braucht.

Frau von der Linden, Sie verantworten als Vizerektorin den Bereich Digitalisierung und Change Management. Was darf man sich darunter konkret vorstellen?

Als ich 2015 in meiner ersten Amtsperiode mit dem Thema Change Management angefangen habe, war das etwas ganz Neues. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Österreich kein vergleichbares Vizerektorat. Schwerpunkt meiner Arbeit ist es Veränderungsprozesse, denen wir alle unterliegen, an der Universität professionell ablaufen zu lassen und das Thema Digitalisierung geht damit natürlich Hand in Hand. Wir an der TU Graz sehen Digitalisierung ganzheitlich und möchten die Digitalisierung bestmöglich nutzen, um der Universität als Organisation zu helfen weiterhin modern zu sein und Studierende und Forschende anzuziehen. Beispielsweise waren wir die erste Universität in Österreich, die eine Digital Policy für sämtliche Bereiche, von Forschung und Lehre bis zu Verwaltung und Third Mission, erarbeitet und implementiert hat.

Die TU Graz setzt sich für einen höheren Frauenanteil in der Technik ein. Weshalb ist das anno 2022 noch nötig?

Denkansätze, die wir in der Vergangenheit gelernt und die uns geprägt haben, werden nicht ausreichen, um die Herausforderungen zu lösen, mit denen wir aktuell konfrontiert sind. Ich spreche hier von der Digitalisierung, dem Thema Energiewende oder von geopolitischen Herausforderungen. Dafür braucht es neue Denkansätze. Diversität ist nachweislich einer der wichtigsten Treiber für Innovation. Deshalb muss es uns gelingen, mehr Frauen in die Technik zu holen. Als ich 2015 anfing hatten wir 22,5 % Studentinnen, mittlerweile sind wir bei rund 28 %. Es tut sich also etwas. Wir sind aber noch nicht bei 50 % und das heißt, dass noch viel passieren muss.

Inwiefern hat sich die Branche seit ihrem Berufseinstieg gewandelt?

In meinen mittlerweile 40 Berufsjahren war ich immer in männerdominierten Bereichen tätig. Ich habe selbst Technik studiert, lange bei Bosch gearbeitet und danach in top-level Beratungsfirmen. Damals waren auf Vorstandsebene meist nur Männer. Jetzt sind auch Frauen dabei. Eine Sache, die hier, glaube ich, geholfen hat, ist die verpflichtende Frauenquote. Früher war ich nicht dafür, mittlerweile unterstütze ich sie.

Warum haben Sie ihre Einstellung geändert?

Ohne Quote dauert es einfach zu lange. Schätzungen zu Folge würde es weit über die nächste Generation hinaus brauchen, bis wir 50 % erzielt hätten. Fakt ist, dass es sich die Gesellschaft nicht leisten kann, auf das Wissen und Können von Frauen einfach zu verzichten. Wir brauchen diese weibliche Innovationskraft.

Wie sieht es an den Universitäten mit Frauen in Führungspositionen aus?

2014 waren Forscherinnen an der TU Graz mit rund 7 % in wichtigen Funktionen des Universitätsmanagements vertreten, mittlerweile sind es über 22 %. Geschafft haben wir das durch das Programm „Leading Women“, das dem Phänomen der „Leaky Pipeline“ gezielt entgegenwirkt.

Was ist mit „Leaky Pipeline“ gemeint?

Es bedeutet: je höher die Führungsverantwortung, desto niedriger der Anteil an Frauen. In Österreich sind beispielsweise etwas über 50 % der Studierenden Frauen, aber weniger als 30 % Professorinnen. Mit dem Erfolg unseres Programms haben wir für einen Kulturwandel gesorgt, der auch für Studentinnen als Rollenmodelle sichtbar wird.

Hat es in Ihrer beruflichen Laufbahn bereits ein oder mehrere Role-Models gegeben, die Sie geprägt haben?

Ja, da gab es mal so einen Aufwecker. Ich war eine frisch gebackene Wirtschaftsingenieurin und wurde kurz darauf im Verein der Deutschen Ingenieure aufgenommen. Damals gab es dort eine Frauensektion. Da war eine sehr beeindruckende Frau – sie wird um die 40 gewesen sein – Maschinenbauerin, und hat gesagt: „Liebe junge Frauen, Familie und Beruf sind vereinbar“. Sie hat erzählt, dass sie mit den Kindern aufgehört hat zu arbeiten. Jetzt, wo sie wieder arbeiten möchte, kommt sie einfach nicht mehr zurück ins Berufsleben. Der Zug ist abgefahren. Das hat mich sehr geprägt. Es ist schade für die Gesellschaft, auf das Können von Frauen in der Berufswelt zu verzichten.

Mit Women Universe haben sie an der TU Graz ein Forum geschaffen, das allen Frauen, die sich für Wirtschaft und Wissenschaft interessieren, offen steht. Welche konkreten Ziele verfolgen sie damit?

 Das ist eines meiner Herzensprojekte. Wir haben das Frauennetzwerk Women Universe 2019 im Jubiläumsjahr „100 Jahre Frauen an der TU Graz“ für Absolventinnen, Studentinnen und alle Frauen, die an der Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft interessiert sind, gegründet, es ist wirklich eine sehr lebendige Plattform mit Präsenz- und Online-Aktivitäten.

Welche Schritte setzt die TU Graz darüber hinaus, um Forschung und Technik weiblicher zu gestalten?

Es gibt viele andere Initiativen auf allen Ebenen. Zum Beispiel das Projekt Frauen in die Technik (FEMtech) oder die Initiative Technikerinnen der Zukunft der TU Austria, dem Verein der drei technischen Universitäten Österreichs. Das TU Graz Programm für weibliche Führungskräfte besteht weiterhin und wir bieten Stipendien-Programme für Studentinnen ebenso wie Mentoring-Angebote und spezielle Frauenlaufbahnstellen für Wissenschaftlerinnen.

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