Die Richtung stimmt
Über die letzten neun Jahre hat sich die Lage der Frauen im Top-Management verbessert: Der Frauenanteil in der oberen Führungsriege ist von 17 Prozent (2015) auf 28 Prozent (2023) gestiegen. Das ist die gute Nachricht der Studie „Women in the Workplace“, die jährlich von McKinsey in Kooperation mit LeanIn durchgeführt wird. Die Erhebung in 276 Unternehmen mit 27.000 Beschäftigten zeigt aber auch: Es gibt noch immer viel zu tun. Denn anders als in der obersten Führungsetage ist der Fortschritt im mittleren Management gering. Der Anteil an Frauen hat sich in den letzten neun Jahren um nur drei bis sechs Prozent erhöht. Insgesamt werden aktuell 27 bis 36 Prozent (abhängig von der Unternehmens-Hierarchie) der Führungspositionen von Frauen besetzt.
Frauen sind ehrgeiziger als vor der Pandemie
Einige Schlagzeilen deuteten darauf hin, dass hybride Arbeitsmodelle den Ambitionen von Frauen im Weg stehen könnten. Doch die Ergebnisse der Studie zeigen genau das Gegenteil: Frauen sind ehrgeiziger als vor der Pandemie. Flexibilität am Arbeitsplatz befeuert diesen Ehrgeiz sogar noch, anstatt ihn zu mindern. Die neuen Möglichkeiten, Karriere und Familie in Balance zu bringen, steigern das Interesse an Karriere und Beförderung. Acht von zehn Frauen wollen im nächsten Jahr befördert werden, besonders ehrgeizig zeigen sich junge Frauen.
Die erste Beförderung ist das größte Hindernis
Der Großteil der Unternehmen ist heutzutage bemüht, den Frauenanteil im Top-Management zu erhöhen. Das größte Hindernis auf den Weg an die Spitze ist jedoch die erste Beförderung. Ein Vergleich zeigt, werden 100 Männer aus der ersten Ebene befördert, sind es nur 87 Frauen. Während Frauen oft basierend darauf befördert werden, was sie bereits bewiesen haben, steigen Männer wegen ihres Potenzials auf. Aufgrund dieser Überzahl gibt es weniger Frauen, die überhaupt als leitende Führungspersonen befördert werden können und der Frauenanteil nimmt auf jeder nachfolgenden Ebene ab. Solange dieses Einstiegshindernis nicht beseitigt wird, bleibt die Gleichstellung der Geschlechter in der Führungsebene unerreichbar.
Mikroaggressionen haben einen nachhaltigen Effekt
Die Studie hat zudem gezeigt, dass Frauen in ihrem Berufsalltag sogenannten Mikroaggressionen signifikant öfter ausgesetzt sind als ihre männlichen Kollegen. Sie werden öfter unterbrochen, ihr Urteil wird in Frage gestellt oder andere bekommen Anerkennung für ihre Ideen. Die Konsequenz dieser abwertenden Kommentare und Handlungen, die auf Voreingenommenheit beruhen und sich gegen eine Person aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder anderer Aspekte ihrer Identität richten, sind kontinuierliche Verhaltensänderungen als „Schutzschild“, die sich nachhaltig auf ihre Karriere auswirken.
Flexibilität als Top 3 Benefit für Frauen und Männer
Entgegen des Mythos, es seien vor allem Frauen, die flexible Arbeitszeiten wollen und davon profitieren, zeigt die Studie, dass Flexibilität einen entscheidenden Faktor für Männer und Frauen gleichermaßen darstellt. Die Mehrheit der Beschäftigten arbeitet flexibler als vor der Pandemie, vor allem für Mütter bedeutet das, sie können nicht nur entscheiden wo, sondern auch wann sie arbeiten. Nur wenige der Befragten befürchten, dass sich ein remote oder hybrides Arbeitsmodell negativ auf die Karriere auswirken könnte.
Empfehlungen für Unternehmen
60 Prozent der befragten Unternehmen haben im letzten Jahr ihre finanziellen und personellen Investitionen in DE&I-Maßnahmen erhöht. Außerdem sind drei von vier Personalverantwortliche davon überzeugt, dass Diversität und Gleichstellung für den Erfolg des Unternehmens entscheidend seien. Abgeleitet von den Studienergebnissen, sollten sich Unternehmen bei der Unterstützung und Förderung von Frauen auf fünf Kernbereiche konzentrieren: Fokus auf Ergebnisse und Daten, Empowerment der Führungskräfte für ihren Willen zur Veränderung, Mikro-Aggressionen direkt angehen, das volle Potenzial von Flexibilität ausschöpfen und das Problem der fehlenden ersten Beförderung lösen.
Über die Autorin
Maren Wölfl ist Businesscoach, Buchautorin und TEDx Speakerin. Als inspirierende Expertin für Frauen, Mütter und Leaderinnen unterstützt sie ambitionierte Frauen bei Leadership, mehr Selbstfürsorge und Erfolgs-Mindset. Maren Wölfl brennt dafür, mehr authentische Frauen in die Führung zu bringen und damit mehr weibliche Kompetenzen für eine bessere Arbeitswelt von morgen zu bündeln.