„Hast Du schon Chat GPT gefragt?“ Fällt der Satz auch in Ihrem Alltag immer häufiger? Das digitale Orakel wird längst nicht mehr nur für knifflige Texte oder Zusammenfassungen befragt. Es gibt Ärger mit dem Vermieter? Frag die Künstliche Intelligenz. Das Medikament wurde vergessen – was nun? Wie komme ich aus dem seelischen Tief? Die KI weiß Rat. Mich erinnert dieser Automatismus inzwischen an die weise Schildkröte „Morla“ aus „Die unendliche Geschichte“ oder die allwissende Müllhalde namens „Marjorie“ aus der Puppenserie „Die Fraggles“. Auch ChatGPT, Claude, Gemini, Replika sind nur Fiktion. Aber sie nehmen eine immer stärkere soziale Rolle ein. Sie sind die Morlas unserer Zeit, die rund um die Uhr zuhören, trösten, erklären. Sie leben nicht im Sumpf, sondern in Serverfarmen und sind mit einem Klick, statt mit einer abenteuerlichen Wanderung zu erreichen. Sie werden – anders als Morla – nie müde, uns zuzuhören. Und sie fordern keine Gegenseitigkeit.
Diese Entwicklung nennt sich Companion AI: Künstliche Intelligenz, die nicht nur informiert, sondern begleitet. Systeme, die Gespräche führen wie Freund:innen, die emotionale Nähe aufbauen, und schon in wenigen Wochen – so die Ankündigung von Open AI – sogar Erotik-Funktionen integrieren sollen. Wenn Maschinen diese Nähe simulieren stellt sich die Frage: Wie verändert das unsere Fähigkeit, echte Nähe zu leben? Mit Menschen gibt es Probleme, Reibungen, Kompromisse. All das ist mit den digitalen Beziehungen nicht nötig. Macht das die Gesellschaft noch einsamer? Oder gibt es endlich die Ansprache, die viele offenbar suchen? Nicht ohne Grund erhalten Chatbots auch im Therapieumfeld immer mehr Gewicht.
Ein Forschungsteam der Universität Bamberg hat sich nun genauer mit der Kommunikation zwischen AI Companions und Menschen beschäftigt. Die Befragten schilderten eine starke emotionale Bindung bis hin zu Abhängigkeit. Diese Tendenz unterstrich auch Lisa Mühl bei den Medientagen München, die zu intimer Kommunikation mit Sprachmodellen forscht. „Die sozialen Reize sind sehr stark“, weiß die Expertin. Die digitale Chat-Umgebung werde als sicherer und vor allem vorurteilsfreier Raum wahrgenommen, so Mühl beim europäischen Treffpunkt der Medienbranche in der vergangenen Woche. Dass diese Bindungen gestärkt werden sollen, liege klar im Interesse der Sprachmodell-Anbieter, ergänzte Rebecca Ciesielski, Reporterin im AI und Automation Lab des Bayerischen Rundfunks. Zugleich wächst zugleich eine andere Erkenntnis: Unsere digitalen Räume sind überfüllt mit KI-generierten Texten, Bildern, Videos – mit dem, was man inzwischen „Slop“ oder „Brainrot“ nennt. Content-Müll, der nicht nur uns, sondern sogar die Bots dümmer macht. Die Nutzerschaft merkt das. Und so sinken die Social-Media-Klickraten langsam aber sicher, während die Sehnsucht nach Echtheit, nach Akzeptanz und Nähe steigt.
Genau hier entsteht eine neue Verantwortung – für Menschen, die diese Mechanismen erkannt haben und dieses Wissen im Sinne von AI Literacy an andere Nutzer:innen weitergeben sollten, appellierte Rebecca Ciesielski. Verlage und Rundfunkanstalten haben und sehen diese Verantwortung, zeigte sich im Rahmen der Medientage München. Sie fungieren zwar als Orientierung, werden aber gerade in der jüngeren Zielgruppe zunehmend von Influencer:innen und Creator:innen abgelöst. Weil, so die Journalistin und Content Creatorin Jackie Macumba, hier die Ansprache auf Augenhöhe zu mehr Nähe führt.
Auch bei SHEconomy wollen wir ein Leuchtturm im großen Medien-Wimmelbild sein. Das scheint uns immer mehr zu gelingen: Mit über 30.000 Follower:innen auf LinkedIn gehören wir inzwischen zu den Top 5 Medienmarken Österreichs, unsere Reichweite im deutschen Markt wächst kontinuierlich und mit unseren Masterclasses und Events bringen wir zwar nicht Morla und Marjorie zu Euch, aber zahlreiche kluge Stimmen mit gewachsener Expertise. Das nächste Mal könnt Ihr uns übrigens am Donnerstag Abend, 30.10.2025 in Düsseldorf treffen, bei der SHEInnovates – hier geht´s zum Programm und zu den kostenlosen Tickets. Eine echte Freundin mitzubringen ist übrigens ausdrücklich erwünscht.