In den österreichischen Aufsichtsräten tut sich etwas. Auch wenn es um ausgeglichenere Geschlechterverhältnisse geht. Geschuldet ist das mit Sicherheit auch der verpflichtenden Frauenquote. Seit Anfang 2018 sind große Unternehmen in Österreich verpflichtet, 30 Prozent ihrer Aufsichtsratsmandate mit Frauen zu besetzen. Überraschend gut unterwegs ist diesbezüglich auch die heimische Finanzbranche. Wie eine umfassende Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman ergab, erreicht die Quote in diesem Sektor im Jahr 2019 bereits 29 Prozent. Im internationalen Vergleich liegt Österreich damit im obersten Drittel.

Ein ganz anderes Bild ergibt sich, wenn es um die Geschäftsleitungsposten in diesen Firmen geht. Aktuell ist in Österreich nämlich nur jede zehnte operative Führungsposition im Finanzbereich weiblich besetzt. Gegenüber 2016 fand hier also sogar ein Rückgang um drei Prozentpunkte statt. Dieses Gefälle ist jedoch kein österreichisches Spezifikum, sondern besteht auch international. Wieso das so ist? In einem in der Tageszeitung Der Standard erschienenen Artikel begründete Finanzexpertin Astrid Jäkel das anhaltende Ungleichgewicht in den Geschäftsleitungen großer Finanzunternehmen vor allem damit, dass viele Frauen bei Beförderungen oft in der mittleren Ebene stecken bleiben. Der Konflikt, der sich bei sehr vielen Frauen in der Mitte ihres Arbeitslebens ergibt, sei immer noch ein Hindernis und führe oftmals dazu, dass Frauen den Preis einer Karriere als zu hoch einstufen. Außerdem fehle es immer noch an Rollenbildern.

Diese Ansicht teilt auch Roswitha Klein, die als Regionaldirektorin Wien der Hypo Vorarlberg die Branche sehr gut kennt: »Die Finanzbranche ist immer noch sehr stark männer- und wettbewerbsdominiert. So gibt es beispielsweise im Vergleich zu anderen Branchen keine Teilzeitmodelle für Managementpositionen und weibliche Führungskräfte sind noch immer ausgesprochen stark unterrepräsentiert. Folglich gilt die Branche leider unter Frauen nach wie vor als wenig attraktiv.« Außerdem ist die Dichte an Vorbildern noch viel zu gering, erklärt sie. »Frauen brauchen Vorbilder, jemanden, an dem sie sich orientieren können und eine Kultur, die sie unterstützt. Und hier liegt das Problem: Frauen gehen oft nicht in die Finanzbranche, weil die Quote an Frauen so niedrig ist. Wenn aber nur wenig Frauen in die Finanzbranche gehen, kann es auch nur wenige Vorbilder geben.«