Wie ist die Idee zum Online-Kongress »Wenn Weiber Wirtschaften« entstanden? Gab es eine Form von Initialzündung?

Die Grüne Wirtschaft engagiert sich schon seit Jahren für Unternehmerinnen. In zahlreichen kleineren Veranstaltungen wurden in der Vergangenheit Netzwerke aufgebaut, die spezifischen Anliegen von Frauen in der Wirtschaft identifiziert und daran gearbeitet. Im heurigen Frühjahr ist dann die Idee entstanden, diese zu bündeln und einer breiteren Öffentlichkeit die Teilnahme zu ermöglichen. Weil aber gerade Unternehmerinnen wegen der leider immer noch hohen Doppelbelastung wenig Zeitressourcen haben, machen wir einen Online-Kongress.

Was bedeutet es, sich als Unternehmerin in Österreich selbstständig zu machen oder selbstständig zu sein? Welche Bedürfnisse stehen hier ganz oben?

In Österreich sind traditionelle Rollenbilder immer noch stark verankert. Die bisherigen Bundesregierungen haben es nicht geschafft, echte Chancengleichheit herzustellen. Das zeigt sich besonders beim Einkommen. Frauen und insbesondere Unternehmerinnen verdienen im Schnitt eklatant weniger als ihre männlichen Kollegen. Dabei spielen Faktoren wie Kinderbetreuungsmöglichkeiten, fehlende Role Models von Frauen in Führungspositionen – vor allem in frauenuntypischen Branchen – und die Vermögensverteilung eine Rolle. Deshalb steht für mich der flächendeckende Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuung, gendersensible Pädagogik bereits in der frühkindlichen Erziehung und die Förderung und Ermutigung von Gründerinnen ganz oben auf der Prioritätenliste.

»Was ich Unternehmerinnen raten würde? Sei frech, wild und wunderbar! – frei nach Astrid Lindgren« Sabine Jungwirth, Grüne Wirtschaft (© Foto Furgler)

Was macht es für Frauen oft schwierig, sich in männerdominierten Branchen wie der Technik oder der IT durchzusetzen und zu behaupten?

In konservativen Kreisen gibt es immer noch Vorurteile gegenüber Frauen in der Technik – ich spreche da aus eigener Erfahrung. Dabei sollte sich im 21.Jahrhundert die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass Frauen jedenfalls die gleichen Fähigkeiten wie Männer haben und deshalb auch gleiche Chancen verdienen. Schwierig ist es allerdings gerade in diesen Branchen, ein Bewusstsein für Fragen der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit oder für Strukturen zu schaffen, die Gleichstellung ermöglichen. Das muss von der jeweiligen Führungsebene ausgehen, damit Frauen in männerdominierten Branchen nicht als Einzelkämpferinnen agieren müssen. Eine Quotenregelung kann dabei unterstützen.

»Der Erfolg von Unternehmen ist langfristig von diesen sogenannten »weichen« Faktoren beim Führungsstil abhängig.«

Denken und handeln Frauen nachhaltiger als Männer? Wie groß ist die Gefahr hier in ein »positives Klischee« abzurutschen?

In Meinungsumfragen und beim Wählerinnenverhalten zeigt sich deutlich, dass Frauen mehr Interesse an Nachhaltigkeitsthemen haben: Umwelt- und Klimaschutz, soziale Absicherung, Menschenrechte und wirtschaftlicher Erfolg soll aus weiblicher Sicht gemeinsam organisiert werden. Ich sehe darin keine Gefahr, sondern eine Stärke der Frauen. Die Transformation weg von der fossilen hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist unumgänglich. Ich bin davon überzeugt, dass darin eine große Chance für Frauen liegt. Die Zukunft der Wirtschaft ist weiblich!

Dasselbe gilt auch für alle sogenannten weiblichen Qualitäten wie Sinnstiftung, Teamkultur, Wertschätzung und Konfliktlösung. Können Frauen das wirklich besser? Und gibt es so etwas wie einen »weiblichen Führungsstil«?

Der Erfolg von Unternehmen ist langfristig von diesen sogenannten »weichen« Faktoren beim Führungsstil abhängig. Moderne Unternehmen setzen daher bereits auf Strukturen, die diesen Qualitäten unterstützen. Möglicherweise ist dieser Führungsstil dann typisch weiblich – vielleicht auch deshalb, weil Frauen in unserer Gesellschaft eben noch immer entsprechend sozialisiert werden. Das ist eine der Fragen, die wir in unserem Kongress mit Expertinnen beleuchten wollen.

Haben Sie drei Tipps für ambitionierte, junge Frauen, die noch am Anfang ihrer Karriere als selbstständige Unternehmerinnen stehen?

Frei nach Astrid Lindgren: Sei frech, wild und wunderbar!

Zum ONLINE-KONGRESS:

Selbstständige Frauen haben in unserer weitgehend männlich dominierten Wirtschaftswelt immer noch mit vielen Hürden und Vorurteilen zu kämpfen. Der von der Grünen Wirtschaft organisierte Online-Kongress »Wenn Weiber Witschaften« stattet alle interessierten Frauen mit dem perfekten Rüstzeug für aktuelle und zukünftige Herausforderungen aus und diskutiert Fragestellungen, die im öffentlichen Diskurs immer noch viel zu kurz kommen.

Der Online-Kongress findet am 30. und 31. Jänner statt und wird von Expertinnen, Praktikerinnen und Künstlerinnen getragen, die sich in ihrer Berufspraxis bereits intensiv mit der »Weiberwirtschaft« auseinandergesetzt haben. Informationen zum vielfältigen Programm finden Sie hier.

Die Teilnahme ist kostenlos und erfolgt über diesen Link.

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