Laut einer Umfrage des Start-ups Fips verhandeln vor allem JungakademikerInnen ihr Gehalt nur sehr selten. Zwar schätzt der Großteil das eigene Einkommen als branchenüblichen Durchschnitt ein, trotzdem denkt zumindest jede und jeder Fünfte, dass es doch etwas darunter liegt. Gehaltsverhandlungen planen und führen aber nur die wenigsten aktiv. Die Angst vor einer negativen Reaktion des Arbeitgebers spielt dabei die Hauptrolle. Studien zeigen außerdem, dass Frauen bei Verhandlungen über eine Gehaltserhöhung immer noch eher zögerlich agieren. 44 Prozent der Frauen haben noch nie nach einer Gehaltserhöhung gefragt. Bei den Männern sind es nur 26 Prozent.

Den eigenen Marktwert zu kennen, ist jedoch unglaublich wichtig. Und Gedanken wie »Aber wenn ich bald schwanger werde?« oder »Kann ich es riskieren, dann weniger gemocht zu werden?« sollten schnell aus dem Bewusstsein gedrängt und durch eine große Portion Selbstbewusstsein ersetzt werden. Und zwar aus den folgenden Gründen:

Altersarmut betrifft vor allem Frauen

Was für den Gender-Pay-Gap gilt, trifft auch beim Pension-Pay-Gap zu: Er ist kein Mythos. Glücklicherweise erhält das wichtige Thema schon etwas mehr mediale Aufmerksamkeit. Wenn es um Gehaltserhöhungen geht, ist der Schluss eigentlich ein ganz einfacher: Ein niedriger Lohn bedeutet auch, dass die Pension niedriger ausfallen wird als die eines gleichaltrigen Mannes – und weniger Vermögen angespart werden kann. Und auch in Österreich gilt: Altersarmut ist ein Frauenthema. Die blanken Zahlen zeichnen ein klares Bild dazu. Während Männer im Dezember 2018 eine durchschnittliche Pension von 1639 Euro bezogen haben, lag die durchschnittliche Pension der Frauen nur bei 918 Euro pro Monat. Noch schlechter fiel die Medianpension der Frauen aus. Sie lag bei 870 Euro pro Monat.

Der Gender-Pay-Gap wird mit dem Alter größer

Die Gehaltsbiographien von Frauen und Männern sind meistens immer noch sehr unterschiedliche Erzählungen. Höhere Gehaltssprünge sind in der Regel leider immer noch Männersache. Karenzzeiten und Teilzeitarbeit haben hier einen wesentlichen Einfluss. Umso wichtiger ist es deshalb, von Anfang an ein gutes Einstiegsgehalt zu verhandeln und dafür zu sorgen, dass das Gehalt regelmäßig steigt. Auch wenn Österreich ein Land ist, in dem das Sprechen über Geld sehr häufig noch als Tabu gilt, gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, die einem dabei helfen, den eigenen Marktwert auf realistische Weise festzulegen.

Plötzlich alleine

Wenn die Partnerschaft zerbricht und die Familienform sich ändert, dann spielt auch das Geld eine wichtige Rolle. Die Einkommenssituation ändert sich damit nämlich meistens gravierend. 2018 gab es in Österreich insgesamt 168.700 alleinerziehende Elternteile, darunter 151.100 Mütter (Statistik Austria). In Deutschland betrug das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in Haushalten von Alleinerziehenden im Jahr 2016 durchschnittlich 976 Euro pro Monat.

Hemmschwelle möglichst niedrig halten

Wer von Beginn an seinen Marktwert kennt und das Gehalt dementsprechend verhandelt, wird das auch in Zukunft einfacher beibehalten können. Richtig schwierig wird es dann, wenn man zulässt, dass sich die eigene Hemmschwelle in Bezug auf Gehaltsverhandlungen im Laufe der Zeit zu einer Skisprungschanze aufbaut. Und zwar zu einer, an deren unterem Ende man steht.