StartInnovationVegan Boom: 4 Foodtech Start-ups im DACH-Bereich

Vegan Boom: 4 Foodtech Start-ups im DACH-Bereich

Im Detail: Konzept und Investmentlage vier veganer Foodtech-Start-ups im DACH-Bereich.

Global gesehen lässt sich seit einigen Jahren ein deutlicher Trend zu veganen Lebensmitteln und, auch bei Nicht-Veganer:innen, zu weniger Fleischkonsum erkennen. Viele Start-up Gründungen bewegen sich in diesem Bereich. Wie sieht die Situation im DACH-Umfeld aus? Wir haben uns die Konzepte und Investmentsituationen von vier verschiedenen Start-ups angesehen.

Der Markt für vegane Lebensmittel boomt, und das auch im DACH-Raum: 106.000 Veganer:innen lebten laut Statista 2021 in Österreich, in Deutschland lag die Zahl 2022 bei rund 1,6 Millionen – ein Anstieg von rund 170.000 Personen innerhalb eines Jahres. Auch in der Schweiz stieg der Anteil an Veganer:innen im Jahr 2021 von 0,3 auf 0,7 Prozent in 2022 an. Das ist zwar eine klare Minderheit, ein Trend in Richtung weniger Konsum tierischer Produkte lässt sich aber durchaus erkennen. Darauf lassen auch die Umsatzzahlen des weltweiten Marktes für vegane Lebensmittel schließen: 2020 lag der globale Marktwert bei rund 14,44 Milliarden US-Dollar. Bis 2025 wird ein Wachstum auf 22,27 Milliarden US-Dollar prognostiziert.

Zahlreiche Foodtech Start-ups sind in diesem Umfeld tätig und suchen mittels innovativen Technologien und wissenschaftlichen Erkenntnissen nach neuen Wegen, um fleisch- und tierlose Ernährung nachhaltig, gesund, zugänglich und schmackhaft zu machen. Wir haben uns vier Start-ups im DACH-Raum im Detail angesehen.

RevoFoods – Lachs aus dem 3D-Drucker

Das Wiener Start-up RevoFoods hat sich auf die Produktion pflanzenbasierter Fischalternativen spezialisiert. Die drei Gründer:innen Theresa Rothenbücher, Manuel Lachmayr und Robin Simsa möchten mit ihrem Start-up dem globalen Problem der Überfischung entgegenwirken. Das Konzept: Mithilfe eines Bio-3D-Druckers werden vegane Fischfilets hergestellt. Das erste Produkt, der Revo Räucherlachs, wurde 2021 auf den Markt gebracht, mittlerweile wurde das Sortiment um vegane Thunfisch- und Lachsaufstriche erweitert. Im Sommer wurde das erste vegane Lachsfilet präsentiert, das in Textur und Geschmack dem Original ähneln soll und zudem einen hohen Protein- und Omega-3-Fettsäure-Gehalt aufweist. 2023 soll es für Konsument:innen erhältlich sein. Das Start-up ist mittlerweile in über 15 europäischen Ländern tätig und hat zwei Finanzierungsrunden hinter sich gebracht: Im April 2021 erhielt Revo Foods ein VC Investment von rund 1,5 Millionen Euro. Neben privaten Investor:innen beteiligten sich der dänische VC-Fonds Hazelpond Capital sowie das deutsche VC Investmentunternehmen friends2grow und die österreichische MKO Holding. Die zweite Finanzierungsrunde wurde mit rund 800.000 Euro im August 2021 abgeschlossen, damals investierte die Biogena Group mit einer Zwischenfinanzierung in das Unternehmen. 2022 konnten Revo Foods ihren Umsatz verdoppeln, erzählte Co-Founder Robin Simsa in einem Artikel von Profil. RevoFoods Co-Founderin Theresa Rothenbücher sprach übrigens im Rahmen der SHEtech 2022 zum Thema Greentech und Kreislaufwirtschaft.

Perfeggt – Eiersatz auf Pflanzenbasis

Alternativen für Fleisch- und Milchprodukte gibt es am veganen Markt in beträchtlichen Mengen. Aber für Eier? Aktuell noch eher selten. Perfeggt setzt an dieser Marktlücke an. Das Berliner Foodtech-Start-up wurde 2021 von Tanja Bogumil, Gary Lin und Bernd Becker gegründet. Perfeggts Eialternative ist flüssig, wird auf Erbsenbasis produziert und eignet sich für Gerichte wie Omeletts und Rühreier. Gestartet wird der Vertrieb laut Bogumil zunächst in Restaurants, Cafés und Hotels in Deutschland. Ab 2023 soll Perfeggt auch im Einzelhandel erhältlich sein, so die CEO in einem Interview mit dem Onlinemagazin vegconomist. Die Markteinführung ist in einem ersten Schritt für Deutschland, Österreich und die Schweiz geplant. In einer ersten Pre-Seed-Runde im November 2021 erhielt das Jungunternehmen 2,5 Millionen Euro, Investor:innen waren unter anderem der „Company Builder“ EVIG Group (deren Geschäftsführer Perfeggt Co-Founder Gary Lin ist), Stray Dog Capital, Good Seed Ventures und Shio Capital. Im März 2022 wurde bekannt, dass die Investor:innengruppe rund um Perfeggt erweitert wurde: Gorillas Gründer Jörg Kettner, Just Spices Gründer:innen Béla Seebach und Ole Strohschnieder sowie Lea-Sophie Cramer, Verena Pausder, Maru Winnacker von Urania Ventures, Deepali Nangia via Atomico Angels sowie Albert Schmidbauer von Biogena, der ebenfalls in Revo Foods investierte, sind unter den Neuinvestor:innen. Insgesamt beträgt das Investmentvolumen nach beiden Finanzierungsrunden 3,5 Millionen Euro.

Die Pflanzerei – Die vegane Metzgerei

Bei der Pflanzerei dreht sich alles um die Klassiker der österreichischen Küche – nur eben in veganer Ausführung. Das erste Produkt des Start-ups, das sich als der „vegane Metzgerei“ bezeichnet und von 2021 Nadine Ruedl gegründet wurde, ist veganer Leberkäse. Dieser ist unter dem Produktnamen „Gustl – Der vegane Leverkas“ bekannt und soll bei der Herstellung um bis zu 89 Prozent weniger CO2 Emissionen erzeugen, als konventionelles Flesch. Neben Erbsenprotein als Eiweißbasis sind im Produkt auch verschiedene regionale Gemüsesorten wie Rote Rübe, Kartoffeln, Zwiebeln und Karfiol enthalten. Neben „Gustl“ bietet das Unternehmen auch fleischlose Bratwürste und kalte Wurstalternativen an, Vorzeigeprodukt bleibt aber der „Gustl“. Leberkäse ist ein besonders beliebter Snack in Österreich, laut einer Umfrage wird er von 1,3 Millionen Österreicher:innen wöchentlich gegessen. Im Februar startete die Pflanzerei eine Pilotphase, in der der vegane Leberkäse als erster seiner Art in ausgewählten Billa und Billa Plus Filialen in Wien erhältlich war. Das Ergebnis war positiv, die Zusammenarbeit wurde erweitert. Seit September 2022 ist der „Gustl“ in 130 Billa-Filialen in ganz Österreich in der Feinkostabteilung zu finden. Die Pflanzerei holte sich im Februar 2022 in der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ finanzielle Unterstützung: Katharina Schneider, Martina Rohla und Leo Hillinger investierten gemeinsam 100.000 Euro in das Start-up, im Gegenzug erhielten sie 12 Prozent an dem Unternehmen.

Planted – Größte europäische Produktionsstätte von Fleischersatzprodukten

Planted ist ein 2019 gegründetes Startup aus Zürich, das Fleischersatzprodukte aus alternativen Proteinen wie Erbsen, Hafer und Sonnenblumen herstellt. In den ersten drei Jahren seit der Unternehmensgründung wurde neben der Produktionstätte ein Forschungszentrum aufgebaut, insgesamt sind dort über 150 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Pro Stunde wird circa 1 Tonne veganes Fleisch produziert, das auf sieben euorpäischen Märkten vertrieben wird. Der Standort im Schweizer Kempthal ist die größte europäische Produktionsstätte für pflanzenbasierte Fleischalternativen. Erst im September 2022 gab das Foodtech Start-up bekannt, dass seine Serie-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 70 Millionen Schweizer Franken (rund 69,6 Millionen Euro) erfolgreich abgeschlossen wurde. Investor:innen des Start-ups sind unter anderem Vorwerk Ventures, Movendo, ACE, ETH Zürich, Tengelmann Ventures sowie der Anführer der aktuellsten Finanzierungsrunde, L Catterton, einem der größten globalen Private-Equity Unternehmen.

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