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Startup der Woche – Equalista

Da Gleichberechtigung nicht einfach auf magische Weise passiert, hat Equalista kurzerhand eine Lern-App dafür gebaut. Co-Founderin Theresa Kauffeld erklärt wie eigene Vorurteile getestet werden können, was getan werden kann um Gender Equality zu erreichen und welche persönlichen Erfahrungen sie wärend der Gründung gemacht hat.

Worum geht es in Ihrem Startup und welches Problem lösen Sie damit?

Equalista ist die weltweit erste Lernapp zum Thema Gender Equality. Man kann sich die App wie eine Sprachlern-App nur zum Thema Gleichberechtigung vorstellen. Es gibt ein Glossary um bekannte Begriffe wie „Glass Ceiling“ und unbekanntere Begriffe wie „Glass Escalator“ zu lernen, die uns helfen unsere Realität zu verstehen und Ungleichheit zu benennen. Die meisten Menschen sind der Meinung, dass Männer und Frauen gleichberechtig sein sollen, aber wir lernen meistens weder in der Schule noch zu Hause, wie das in der Praxis eigentlich genau aussieht. Wir haben also die Vision einer gleichberechtigten Welt, aber nicht die praktischen Werkzeuge um das zu verändern. Mit der Equalista App, können unsere Nutzer*innen in den Lernkursen zu unterschiedlichen Themen wie Mental Load oder Street Harassment,  in drei Schritten – Knowledge, Awareness, Action – lernen, wie man mehr Gleichberechtigung im eigenen Alltag und Berufsleben ganz konkret umsetzen kann und was für eine Rolle jede und jeder im System von Ungleichheit innehat

Welches Klischee rund um Frauen als Gründerinnen können Sie nicht mehr hören?

Dass Frauen weniger ambitioniert sind als Männer. Studien um Studien beweisen, dass Frauen deutlich mehr Hürden bei der Gründung und Führung eines Unternehmens überwinden müssen und trotzdem gibt es so viele großartige Gründerinnen. Für mich zeigt das eher, dass Frauen unglaublich ambitioniert sind und sich nicht entmutigen lassen.

Was war die größte Hürde, die Sie bei der Gründung gemeistert haben?

Unsere größte Hürde war und ist selbstgewählt. Wir haben uns gegen Investor*innen entschieden, denn wir wollen mit der App den größtmöglichen Nutzen für unsere User*innen erreichen und nicht arbeiten um externe Kapitalinteresse zu befriedigen. Wir streben auch keinen Exit an, sondern wollen ein langfristig nachhaltig wirtschaftendes, wertebasiertes Unternehmen aufbauen. Für Start-ups ohne Umsatz ist es aber kaum möglich realistisch verzinste Kredite zu bekommen, deshalb ist Risikokapital in der Branche oft die einzige Möglichkeit um den Runway – also die Zeit bis zum Launch des Produkts – zu überbrücken. Zum Glück haben wir öffentliche Start-up Förderung von der EU, der Bundesregierung und der Investitionsbank des Landes Brandenburg bekommen. Das hat es uns überhaupt ermöglicht so weit zu kommen, aber noch zahlen wir Gründerinnen uns kein Gehalt. Klug ist das wahrscheinlich nicht.

Wie sind Sie mit der Entwicklung Ihres Unternehmens zufrieden?

Wir sind sehr zufrieden. Auch wir mussten lernen, dass der Launch eines Produktes immer länger dauert und immer teurer wird als geplant. Aber jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir ein kleines, aber feines hoch motiviertes Team um uns haben und uns nach dem Launch in den App Stores auf die nächste Phase konzentrieren können: die App bekannt zu machen und hochwertige Lernkurse produzieren.

Wo soll die Reise noch hingehen?

Unsere App ist immer noch klein, aber wir haben noch viel vor. Es gibt aktuell ein Glossary, ein Daily Term Feature und die Lernkurse. Wir wollen auf jeden Fall noch „Help in the Moment“- entwickeln. Ein Feature, das direkt bei Erfahrungen von Ungleichheit unterstützen kann, z.B. mit Empfehlungen für nächste Schritten oder emotionaler Unterstützung nach Catcalling oder Mansplaining. Gender Equality ist auch nur eine Form von Ungleichheit in einem System von vielen, überlappenden Ungleichheiten. Obwohl wir auch das Thema Gender Equality intersektional angehen, würden wir die App gerne in Zukunft um weitere Themen wie z.B. Ableismus, Rassismus oder Homophobie erweitern. Es gibt noch so viel zu tun!

Welche drei Eigenschaften helfen Ihrem Unternehmen dabei, erfolgreich zu sein?

Wir sind eine kleine, schlanke Organisation mit wenig Overhead. Bedingt durch die Pandemie haben wir eine Remote-First-Organisation aufgebaut, die wir auch in Zukunft beibehalten wollen, da wir uns mittlerweile in unterschiedliche Länder verteilt haben. Weiterhin haben wir klare Unternehmenswerte, die uns bei schweren Entscheidung Orientierung geben und nicht nur auf dem Papier existieren. Und als drittes, ist die Welt aktuell eine nie versiegende Quelle von Motivation. Jeden Tag werden Frauen belästigt, diskriminiert oder nicht für voll genommen – all das gibt uns jeden Tag neuen Antrieb und Energie, um weiterzumachen. Wir können unsere Wut mit unserer App in konstruktive, produktive Bahnen lenken, um die Welt ein Stück besser zu machen. Und wir glauben, dass es auch ein Teil des Erfolgsrezepts von Equalista ist, dass wir beiden Gründerinnen, Louisa und Theresa, Schwestern sind. Dadurch kennen wir uns sehr gut und können unsere Stärken nutzen und die Schwächen ausgleichen.

Gibt es eine Entrepreneurin die Sie als Vorbild sehen würden?

Nike van Dinther von This is Jane Wayne. Nike hat für uns das Gründerinnensein entmystifiziert, indem sie offen über positive und negative Seiten spricht. Gleichzeitig ist sie ein Vorbild wie man trotz wirtschaftlicher Interessen weiter neugierig, nachdenklich und offen bleiben kann.

Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?

Der wichtigste Schritt wäre, dass Menschen verstehen, dass wir alle ein Teil des Systems sind, dass die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen aufrechterhält. Wenn wir das alle verstanden haben, gibt es drei Möglichkeiten.

1) Ich halte das System weiterhin aktiv aufrecht
2) Ich tue gar nichts und halte das System weiterhin passiv aufrecht oder
3) ich arbeite aktiv daran, eine gleichberechtigtere Welt mitzugestalten.

Ich hoffe, dass sich mehr und mehr Menschen für die dritte Option entscheiden, aber noch treffen wir zu viele Menschen, die sich gar nicht als Teil des Problems/Systems wahrnehmen – Männer wie Frauen. Wenn man sich nicht als Teil des Problems sieht, sondern „die anderen müssen was machen“, ist man auch kein Teil der Lösung.

Haben Sie das Gefühl, dass sich weibliche Gründerinnen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen?

Ich glaube, dass Frauen oft eine Mehrbelastung haben im Vergleich mit männlichen Gründern und andere Probleme bewältigen müssen, die größtenteils unsichtbar nach außen sind. Die Arbeit wirkt also nicht viel größer, aber die Anstrengung, die Frauen leisten müssen ist größer – und am besten nicht drüber reden, weil niemand mag Gründerinnen, die jammern.

 

Equalista wird in den kommenden Wochen Kurse zu Street Harassment, Mental Load (Arbeit, Privat und Elternschaft), Power & Privilege und Be a Bystander veröffentlichen.

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Fotomaterial© equalista.com

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