1. Gamer:innen sind bessere Chirurg:innen
Wer eine Operation vor sich hat, sollte seine Ärztin fragen, ob sie in ihrer Jugend häufig
Videogames gespielt hat. Laut einer Studie der Iowa State University, die in der Fachzeitschrift „Archives of Surgery“ veröffentlicht wurde, ist das ein gutes Training für Chirurg:innen. Operateur:innen, die früher wenigstens drei Stunden pro Woche gezockt haben, machten 37 Prozent weniger Fehler, arbeiteten 27 Prozent schneller und schnitten in Tests bei den chirurgischen Fähigkeiten um 42 Prozent besser ab als ihre nicht spielenden Kolleg:innen. Auch andere Erhebungen zeigen, dass durch Videospiele Feinmotorik, Auge-Hand-Koordination, visuelle Aufmerksamkeit, räumliches Vorstellungsvermögen und Computerkompetenzen unterstützt werden.
2. Wirf das Handy
Der Handyweitwurf ist in Skandinavien ein beliebter Wettbewerb. Ursprünglich wurde dieser Sport von den Finn:innen ins Leben gerufen, mittlerweile ist er auch in den Nachbarländern höchst populär. In erster Linie geht es darum, ein Mobiltelefon möglichst weit zu werfen. Das klingt einfacher, als es ist, denn es braucht einiges an Training und Geschick, um die richtige Wurfbewegung und die richtige Position des Telefons für die längstmögliche Flugdistanz zu erreichen. Bei den Turnieren wird zwischen Einzelwettkampf, Gruppenwurf und Freestyle-Handyweitwurf unterschieden. Bei Letzterem wird viel Augenmerk auf das ästhetische Aussehen der Flugbahn gelegt.
3. Don’t stop the Music!
Das längste und langsamste Orgelstück der Welt wird seit 23 Jahren in der Sankt-Burchardi-Kirche im sächsischen Halberstadt abgespielt – und soll insgesamt ganze 639 Jahre dauern. Komponiert wurde das Werk mit dem klingenden Namen ORGAN²/ASLSP von John Cage in den Achtziger-Jahren auf dem Computer – mithilfe eines Zufallsprogramms. Die Abkürzung ASLSP steht für „as slow as possible“ und ist die Anweisung, die vierseitige Partitur so langsam wie möglich zu spielen. Das Projekt versteht sich als Versprechen in die Zukunft und gilt als musikalisches Langzeitexperiment.
4. Vom Elefantenvideo zum Internet-Elefanten
Das erste heute noch einsehbare YouTube-Video aller Zeiten zeigt YouTube-Gründer Jade Karim, der im San Diego Zoo vor dem Elefantengehege steht und – auf Deutsch übersetzt sagt: „Das Coole an diesen Burschen ist, dass sie sehr, sehr, sehr lange Rüssel haben. Und das ist cool. Ansonsten gibt es nicht viel zu sagen.“ Der treffende Titel des 19-sekündigen Clips ist „Me at the Zoo“. Auch dazu gibt es nicht mehr zu sagen. Außer vielleicht, dass das Video mittlerweile über 300 Millionen Mal abgerufen wurde.
5. 50 Shades of Blue
Schon einmal darüber nachgedacht, warum das Facebook-Logo blau ist? Die Antwort ist einfach: Gründer Mark Zuckerberg ist farbenblind. Er hat eine Rot-Grün-Sehschwäche und eine Blau-Sehstärke. „Blau ist für mich die facettenreichste Farbe – ich kann alle Blautöne sehen“, verriet er einmal dem „New Yorker“. Laut einer Analyse des Designers Paul Hebert im September 2016 ist Blau übrigens auch außerhalb von Facebook die dominante Farbe im Internet.
6. Die Motte im Computer
Den Begriff kennen die meisten: Als „Bug“ bezeichnet man einen Programmfehler in Software, auf Webseiten oder in Computerspielen. Auf Englisch heißt das Wort „Käfer“. Aber was hat ein Insekt mit einer technischen Fehlfunktion zu tun? Ursprünglich wurde der Begriff von US-amerikanischen Ingenieur:innen verwendet, die damit Fehler in elektrischen Schaltkreisen bezeichneten. Die Nutzung des Wortes in der EDV wird häufig auf die Computerpionierin Grace Hopper zurückgeführt, die im September 1945 eine Motte in einem Relais des Computers Mark II, auch: Aiken Relay Calculator, fand, die zu einer Fehlfunktion geführt hatte. Die Motte wurde entfernt, in das Logbuch geklebt und mit dem folgenden Eintrag versehen: „First actual case of bug being found.“ (deutsch: „Das erste Mal, dass tatsächlich ein ‚Ungeziefer‘ gefunden wurde.“)
7. Back to the Bike
Um „Raser“ zu verfolgen, nutzte die New Yorker Polizei noch bis 1898 Fahrräder – und zwar mit Erfolg. Schließlich fuhren die ersten modernen Automobile nur 16 km/h. Erst 1899 erreichte ein belgischer Rennfahrer mit einem selbstgebauten E-Auto die 100-km/h-Marke. Im selben Jahr wurde das erste Kraftfahrzeug einer Polizeibehörde in Dienst gestellt: Es handelte sich dabei um einen Batteriebus der Stadtpolizei von Akron (Ohio). 1919 besaß das New York City Department 33 Streifenwagen, in Hamburg waren 1954 40 solcher Autos im Einsatz. In Wien gab es 1912 die ersten Polizeimannschaftskraftwagen – zwei zwölfsitzige Austro-Daimler mit Kettenantrieb und Querbänken aus Holz. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden 13 weitere Kraftfahrzeuge gekauft. Heute gibt es im dichten Wiener Stadtverkehr wieder eine eigene Fahrradpolizei, die immer erfolgreicher agiert. Derzeit sind über 160 Polizist:innen radelnd unterwegs.
8. Und ewig lockt die USB-Falle
Ein legendärer „Einbruch“ in ein Computer-System des US-Militärs war darauf zurückzuführen, dass jemand einen – durch einen fremden Geheimdienst infizierten – USB-Stick auf einem Parkplatz fand und ihn in einen Computer steckte, der mit dem United States Central Command vernetzt war. Das war 2008. Acht Jahre später verteilten Forscher:innen auf einem Universitätsgelände 297 USB-Sticks. 98 Prozent wurden von Passant:innen mitgenommen, mindestens 45 Prozent an einen Computer angeschlossen. 68 Prozent der Befragten taten das, ohne misstrauisch gegenüber dem Inhalt der Sticks zu sein.
9. Kabelsalat – das Rezept
Kabel, die man in der Jacken- oder Hosentasche trägt, haben die unangenehme Angewohnheit, gordische Knoten zu bilden. Warum eigentlich? Dorian M. Raymer und
Douglas E. Smith von der Universität von Chicago sind dieser Frage nachgegangen. Sie haben zig Kabel unterschiedlicher Längen in eine Box gelegt, ordentlich geschüttelt und dabei festgestellt, dass sie sich spontan verknoten können. Am seltensten kommt das bei Längen von weniger als 46 Zentimetern vor, bei etwas mehr als zwei Metern erreicht das Verknotungsausmaß sein Plateau. Bei einem In-Ear-Kopfhörer, der rund 140 Zentimeter lang ist, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen veritablen Kabelsalat in der Tasche also knapp unter 50 Prozent – wobei die Y-Form des Kopfhörerkabels die Chancen auf ein gordisches Wirrwarr deutlich steigert.
10. Die Informatik Schwester
Einer der ersten beiden Doktortitel in Informatik ging an eine US-amerikanische Nonne. Mary Kenneth Keller trat 1932 in den Orden Sisters of Charity of the Blessed Virgin Mary
(„Schwestern der Nächstenlieben“) ein, absolvierte zuerst ein Mathematikstudium und graduierte dann an der Fakultät Mathematik/Physik mit einem Master of Science. Am Dartmouth College arbeitete Mary Keller als erste Frau im Informatik-Zentrum und war an der Entwicklung der Programmiersprache BASIC beteiligt. Im Fachbereich Informatik promovierte sie an der University of Wisconsin im Juni 1965 – im selben Monat wie Irving C. Tang an der Washington University in St. Louis. Damit war die Zahl der Informatikdoktoren für eine ganz kurze Zeit paritätisch auf die Geschlechter verteilt. Nach der Promotion gründete Mary Keller an der Clarke University in Dubuque, Iowa, den Lehrstuhl für Informatik, leitete ihn über 20 Jahre hinweg und ermunterte insbesondere Studentinnen im Umgang mit dem Computer.
Girls just wanna have …?
“Wie MINT gewinnt“ – So bringt man Mädchen und (jungen) Frauen nahe, dass Technik Spaß macht
Den richtigen Zeitpunkt wählen
Im Alter von elf bis 16 Jahren ist das Interesse von Mädchen an den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) am stärksten – zumindest in Deutschland. Das zeigt die Studie „The When & Why of STEM Gender Gap“, die KRC Research im Auftrag von Microsoft im Jahr 2017 durchgeführt hat. Danach geht es mit dem Engagement oft steil bergab. Wichtig wäre daher, die Schülerinnen rechtzeitig abzuholen, ihnen Vorbilder zu liefern und Bildungsmöglichkeiten anzubieten.
Den Fokus auf Nachhaltigkeit setzen
Im Umweltingenieurswesen ist das Verhältnis Studenten : Studentinnen – im Gegensatz zu anderen MINT-Fächern – relativ ausgeglichen. Generell zeigen mehrere Studien,
dass Frauen umweltbewusster sind als Männer. Auch viele prominente Köpfe der Klimabewegung sind weiblich – man denke an Greta Thunberg, Luisa Neubauer oder
Cara Hinrichs. Es spricht also vieles dafür, Nachhaltigkeitsbezüge sichtbar zu machen, um die Attraktivität technischer Berufe zu steigern.
Vielfalt präsentieren
Die aktuelle Studie „Wie MINT gewinnt“, die von der FH Oberösterreich im Auftrag der MINTalityStiftung erstellt wurde, zeigt unter anderem, dass technische Berufe von Schülerinnen nach wie vor verkürzt und stereotyp wahrgenommen werden. Beim genauen Nachfragen wird erkennbar, dass sie ein falsches Bild oder schlichtweg überhaupt kein Wissen darüber haben, was in manchen Jobs passiert. Hier wäre Aufklärung wichtig – mit einem Schwerpunkt auf die Bereiche Kommunikation und Kreativität.
Soziale Medien nutzen
Die Fokusgruppeninterviews derselben Studie machen deutlich, dass Influencer:innen, YouTuber:innen und Blogger:innen über Social Media als Vorbilder fungieren „und großen Einfluss auf weibliche Motivations- und Interessenslagen für die zahlreichen MINT-Bereiche nehmen können.“ Ausschlaggebend seien dabei eine zielgruppengerechte, interessante und relevante Aufbereitung der Inhalte sowie die Person selbst, die diese Inhalte präsentiert – etwa in Form von Infotainment, kurzen und witzigenVideos und/oder Reels.
Ersatz für fehlende Vorbilder finden
In einer vor zwei Jahren veröffentlichten Studie der IU Internationale Hochschule in Erfurt erklärte über ein Drittel der befragten Mädchen (34,1 Prozent), dass sie niemanden kennen, der oder die im MINT-Bereich arbeitet. Nur sehr wenige der Befragten hatten Freundinnen oder weibliche Verwandte, die in technischen Berufen tätig wären: Gerade einmal 9,9 Prozent hatten eine Freundin, 8,2 Prozent gaben ihre Mutter oder Großmutter an, 14,5 Prozent sonstige weibliche Verwandte. Umso wichtiger ist es nach Einschätzung der Forscherinnen, Orientierungsangebote für die Berufs- oder Studienwahl zu schaffen. 65 Prozent der Schülerinnen, die bereits Praktika absolviert oder in den Ferien gearbeitet haben, fänden dies nützlich. Auch Gespräche mit Mentorinnen, Infoveranstaltungen wie Jobmessen, Girls‘ Day oder Thementage schnitten bei der Befragung gut ab.