Was treibt uns auf die Berge? Lässt uns zahllose Treppen steigen, bis wir endlich auf der Turmspitze angekommen sind. Oder auf der Aussichtsplattform?
Der Überblick von oben auf die Landschaft, die Stadt ist zu faszinierend. So weit wie möglich sehen können. Nicht nur in eine Richtung blicken. Begreifen, was rund um uns herum liegt. Der Reiz des Panoramas. Wie der altgriechische Wortstamm vermittelt: „pan“ (alles) und „horama“ (Sicht).
Kein Wunder, dass Künstler:innen schon immer Wege suchten, uns in ihren Werken diese Erfahrung zu ermöglichen. Zumindest eine annähernd überzeugende Illusion davon. Spezielle Rundbauten mit meterhoher Trompe-l’œil-Malerei entstanden.
Die Künstlerin Ulrike Heydenreich hat dafür eine ganz eigene Methode gefunden. Sie sucht in Antiquariaten nach Fotografien und Panorama-Karten aus dem 19. oder Beginn des 20. Jahrhunderts. Und verarbeitet diese zu wunderbar zarten und einfühlsamen Papierskulpturen. Vorhandene Faltungen von Karten nimmt sie auf und führt sie weiter. Rund aufgefächert ermöglicht sie uns mit ihren zauberhaften Werken diesen ganz speziellen Panoramablick.
Übereinanderliegende Schichten von montierten Fotografien, ergänzt durch Zeichen und Linien, die wie eine Vermessung der Landschaft wirken, erzeugen auch hier dreidimensionale Tiefe. Ein wenig Unschärfe, wie üblich bei der Fernsicht in den Bergen, vermittelt das zuoberst liegende Transparentpapier.
Bei der Ausstellungseröffnung „Verlangen naar de verte“ (Sehnsucht nach der Ferne) am Freitag dieser Woche gab es grossartige Werke von Ulrike Heydenreich im Museum Panorama Mesdag in Den Haag zu sehen. Auf jeden Fall einen Ausflug wert, wenn Sie in die Gegend kommen.
Mit begeisterten Grüssen
Ihre Eva Mueller