Eine Gruppe von Menschen sitzt rund um eine Feuerstelle mit einem Dreibein-Kessel, aus dem es köstlich nach einem Eintopfgericht durftet. Die Menschen halten einen Löffel mit einem unendlich langen Löffelstiel in der Hand. Er ist so lange, dass sie wohl im mittigen Top eintauchen können, aber dann – oh weh – diesen Löffel nicht mehr in den eigenen Mund stecken können. So sitzen sie abgemagert, verärgert und frustriert um den Kessel. Dieser Ort wird als Hölle bezeichnet.
Dieselben Rahmenbedingungen, mit völlig anderem Ergebnis:
Eine andere Menschengruppe sitzt rund um die Feuerstelle mit dem duftenden Gericht in der Mitte und lacht, unterhält sich fröhlich und genießt den Eintopf. Nachdem sie den Löffel mit dem überlangen Stiel eingetaucht hatten, versuchen sie erst gar nicht, die Köstlichkeit in den eigenen Mund zu stecken, sondern füttern jemand anderen aus dem Kreis mit dem Eintopf. Es geht es sich aus, dass alle genug bekommen und völlig entspannt auf den nächsten Bissen warten. Diesen Ort nennt man Himmel.
Freilich sind unsere Unternehmen weder Hölle noch Himmel
und selten ist die Wirklichkeit schwarz oder weiß. Was diese Geschichte schön zeigt: Wir sind Akteur:innen und gestalten unsere Lebensrealität, auch in unseren Unternehmen, auch wenn es um unsere Karriere-Entwicklungen geht.
Die Räuberleiter ist ein Bild für Hands-On-Mentalität, da kann es schon mal wackeln, wenn ein Hindernis gemeinsam überwunden wird. Dieses Karriere-Bild unterscheidet sich von den klassischen blank polierten Treppen oder genormten Leitern, auf denen meist eine Frau ganz allein zusehen ist, die einen Business-Suit trägt und selbstbewusst die Karriereleiter emporsteigt.
Wie himmlisch ist Sisterhood?
Ich beobachte in der Praxis – gerade bei Führungskräften in Sandwichpositionen – wie sie sich oft ganz schön allein fühlen, ihnen der unvoreingenommene Gedankenaustausch fehlt. Denn bei Vorgesetzen ist es meist besser, mit zu Ende gedachten Ideen aufzutauchen, Mitarbeiter:innen schätzen eine klar kommunizierende Leaderin – und auf gleicher Ebene, mit anderen Abteilungsleiter:innen, ist oft mehr Argwohn als Kooperation an der Tagesordnung.
Durch den Gedankenaustausch und die kollegiale Beratung werden unsere eigenen Gedanken klarerer, bekommen oft den entscheidenden Twist, um von durchschnittlich-gut zu exzellent zu transformieren. Und das macht uns immer souveräner, unnötige Selbstzweifel verabschieden sich.
Zwei Tipps, wie Sie Sisterhood organisieren können:
Tipp 1: Schauen Sie sich mal um, wem aus ihrem durchaus weiteren Umfeld ein Austausch ebenso guttun könnte. Tendenziell sind es die Stilleren in Meetings, die eher am Rand stehen. Oder die Neuen, die Jüngeren. In Präsenz-Situationen, können Sie ja mal mit einem Smalltalk beginnen. In Online-Besprechungen können Sie mit einer Nachricht im Chat die Initiative ergreifen, indem Sie zum Beispiel zu einem Agendapunkt in einer direkten Message eine Frage an die Person richten.
Tipp 2: Organisieren Sie sich den Austausch extern in einem formalen Netzwerk. Auf der Sheconomy-Website sind alle Frauennetzwerke gelistet. Oder kommen Sie in den Boost-Club. Er startet am 31.1. und ist für Frauen, die als Leaderin auf Basis ihrer Leistungen anerkannt und unstoppable werden wollen. Infos: www.sollak.at/boost-club.html